Stark mutierte Omikron-Variante BA.2.86 "Pirola" in Deutschland - was wir bisher wissen

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Eine neue Corona-Variante beschäftigt die Welt: Nun wurde die relativ stark mutierte Variante "Pirola" auch in Deutschland nachgewiesen. Was bedeutet das nun?

Update vom 13.09.2023, 19.30 Uhr: "Pirola" erstmals in Deutschland entdeckt

Die relativ stark mutierte Corona-Variante BA.2.86 ist erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. Das berichtet die Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) in ihrem Wochenbericht von Mittwochnachmittag. Datiert wird der Treffer auf die Woche bis 27. August. Diese Variante steht seit Mitte August unter besonderer Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie war schon in einer Reihe anderer Länder gefunden worden.

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Das RKI berichtet von steigenden Zahlen akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland seit der Woche bis 9. Juli, einhergehend mit einem Anstieg der im Labor bestätigten Fälle von Sars-CoV-2. Vergangene Woche wurden laut RKI bisher rund 6780 Covid-Fälle übermittelt, das sind mehr als dreimal so viele wie in der ersten Augustwoche. Eine hohe Dunkelziffer nicht im Labor bestätigter Fälle ist anzunehmen. Mittlerweile wird vielerorts weniger getestet als zu Hochzeiten der Pandemie, auch Untersuchungen auf Virusvarianten sind viel seltener.

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hatte vergangene Woche gesagt, zu BA.2.86, auch Pirola genannt, seien noch viele Fragen offen. Einen Nachweis hierzulande wertete sie als Frage der Zeit. Solange Omikron zirkuliere, sei sie relativ entspannt, sagte Ciesek. Sie sehe dann keine Gefahr, dass sich die Situation stark verändere oder dass noch einmal staatliche Maßnahmen verhängt würden.

Update vom 07.09.2023, 11.25 Uhr: Corona und der Winter - WHO ist alarmiert

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet einen Anstieg von Toten und Klinikaufenthalten im Zusammenhang mit Corona in mehreren Regionen. "Im Vorfeld der Wintersaison auf der nördlichen Erdhalbkugel beobachten wir weiterhin besorgniserregende Covid-19-Trends", sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch (6. September 2023) in Genf.

Israel hat kürzlich wieder eine Maßnahme gegen Corona eingeführt. Auch Forschende in Deutschland beschäftigten sich mit derartigen Fragen: Sollte man im Herbst und Winter 2023 wieder Maske tragen?

In den kälteren Monaten seien Menschen höheren Infektionsrisiken ausgesetzt, unter anderem, weil sie sich öfter in Innenräumen aufhielten, erklärte Maria Van Kerkhove, die oberste Corona-Expertin der WHO. Laut der UN-Organisation nehmen Sterbefälle in Teilen des Mittleren Ostens und Asiens zu. Auf dem amerikanischen Kontinent, in Europa und in Asien kommt es zu mehr Krankenhausaufenthalten. "Wir schätzen, dass derzeit Hunderttausende Menschen wegen Corona in Krankenhäusern behandelt werden", sagte Van Kerkhove.

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Tedros und Van Kerkhove riefen ältere Menschen und andere Risikogruppen dazu auf, bei Bedarf Auffrischungsimpfungen in Anspruch zu nehmen. Laut Van Kerkhove schützen die aktuellen Impfstoffe auch bei Infektionen mit neueren Virus-Varianten vor schwerer Erkrankung und Tod. Von der Variante BA.2.86 - auch "Pirola" genannt, die seit Mitte August unter besonderer Beobachtung der WHO steht, seien weltweit erst 42 Fälle aus 11 Ländern erfasst, sagte die WHO-Expertin. Aber auch die Virus-Variante EG.5 - auch "Eris" - wurde zu einer Mutation von gesteigertem Interesse hochgestuft.

Für den Herbst und Winter rechnen deutsche Corona-Experten wieder vermehrt mit Ansteckungen und halten wegen Personalmangels auch Engpässe im Gesundheitssystem für möglich. "Ich rechne damit, dass viele die nächsten Monate noch mal eine Corona-Infektion haben werden von uns", sagte die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt am Mittwoch in einer Videoschalte. Im Krankenhaus werde es sicher wieder anstrengend. Es sei ein "Nervfaktor" für alle, wenn die Erkältungszeit komme - ähnlich wie im Vorjahr. Die meisten Betroffenen fielen schließlich eine Woche aus. Das Kranksein an sich nerve, aber auch die Ausfälle im Kollegenkreis.

Solange Omikron zirkuliere, sei sie aber relativ entspannt, sagte Ciesek. Sie sehe dann keine Gefahr, dass sich die Situation stark verändere oder dass noch einmal staatliche Maßnahmen verhängt würden. Auf die Frage, ob sie wegen zuletzt neu aufgetauchter Virusvarianten besorgt sei, sagte sie: "nicht so richtig". Insbesondere zu der relativ stark mutierten Sublinie BA.2.86, auch Pirola genannt, seien auch noch viele Fragen offen. Einen Nachweis auch in Deutschland wertete sie als Frage der Zeit.

Ab der Woche vom 18. September soll der an aktuelle Omikron-Varianten angepasste Impfstoff von Biontech in den Praxen zu bekommen sein, bestätigte das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch. Im Zentrallager des Bundes gebe es auch noch Moderna-Impfstoff - wenn ein Arzt oder eine Ärztin ihn verordne, werde er geliefert und bezahlt.

Update vom 06.09.2023, 9.45 Uhr: Israel führt Maßnahmen gegen Corona wieder ein

In Israel seien im Durchschnitt 136 neue Coronafälle pro Tag an das israelische Gesundheitsministerium gemeldet worden. Alle davon seien auf "Pirola" zurückzuführen. Zuerst berichtete Bild davon und bezog sich auf das Gesundheitsministerium von Israel. Aber auch in Deutschland kursierte jüngst die Frage, ob es im Herbst und Winter 2023 wieder sinnvoll wäre, Maske zu tragen.

Alle Neuaufnahmen in Krankenhäuser müssen demnach in Israel einen PCR-Test machen, sofern sie in eine internistischen Station aufgenommen werden müssen.

Die Zahl der Ansteckungen allein seien nicht das Alarmierende, sondern die stetig steigende Anzahl an schweren Verläufen. Noch ist aber nichts bewiesen - ob der Omikron-Subtyp tatsächlich schwere oder tödliche Verläufe hervorbringen könne, ist noch nicht nachgewiesen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwähnte die neuen Varianten "Eris" und "Pirola" in ihrem Bericht vom 25. August 2023. Dort heißt es, dass die WHO an alle Länder appelliert, die Verbreitung und Risiken der Mutationen zu überwachen, sequenzieren und protokollieren.

Original-Artikel vom 05.09.2023

Erst Mitte August wurde die Corona-Variante EG.5 oder "Eris" zur Virusvariante von Interesse hochgestuft. Nun ist eine neue Mutation aufgetaucht, die Forschende noch viel mehr alarmiert: BA.2.86 oder "Pirola".

Francois Balloux, ein Wissenschaftler aus Großbritannien, nannte "Pirola" den "auffälligsten Sars-CoV-2-Stamm, den die Welt seit der Entstehung von Omikron gesehen hat." Die neusten Erkenntnisse über diese Virus-Variante wurde zuvor in der medizinischen Fachzeitschrift BMJ veröffentlicht. Balloux ist Professor der Systembiologie und Leiter des Instituts für Genetik am University College London.

Omikron-Subtyp aufgetaucht - an sechs unterschiedlichen Orten auf der Welt

Bisher (Stand 5. September 2023) wurde in sechs Fällen "Pirola" nachgewiesen. Die frühste Aufzeichnung war am 24. Juli 2023 in Dänemark. Die anderen Erkrankungen mit dieser Mutation traten an unterschiedlichen Orten auf: in Israel, in Großbritannien und in den USA. Der Fachzeitschrift zufolge, scheinen die Fälle nicht zusammenzuhängen.

Wo liegt nun die Besonderheit an "Pirola", die Wissenschaftler aufhorchen lässt? Das Virus weise 30 Mutationen am Spike-Protein auf. Das bedeute, dass die Virus-Variante sogar einen Immunschutz durch die Impfung übergehen und den Körper trotzdem infizieren können.

"Pirola" sei nicht nur die auffälligste Variante seit Omikron, sie stamme auch von Omikron ab. Dies erforschte Jesse Bloom, ein Virologe am Fred Hutchinson Cancer Research Institute in Seattle. Deshalb stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) BA.2.86 vorsorglich als zu beobachtende Variante ein.

Wie läuft eine Infektion mit "Pirola" wohl ab?

Daher gehen laut Frankfurter Rundschau Experten davon aus, dass ein Krankheitsverlauf wie bei anderen BA.2-Varianten mit folgenden Symptomen einhergehe:

  • Schnupfen mit laufender Nase
  • Kopfschmerzen
  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • hartnäckiger Husten mit trockenem Hals

Laut des US-Immunologen Kristian Andersen habe die neue Omikron-Subvariante "alle charakteristischen Eigenschaften von etwas, das abheben kann." Was die Krankheitsschwere angeht, gibt Balloux Entwarnung: "Selbst im schlimmsten Fall, in dem BA.2.86 eine große neue Welle von Fällen auslöste, rechnen wir nicht mit vergleichbaren schweren Erkrankungen und Todesfällen wie zu Beginn der Pandemie, als sich Alpha, Delta, oder Omikron verbreiteten."

Balloux gab des Weiteren eine Einschätzung ab, ob die Welt sich auf eine "Pirola"-Welle vorbereiten müsse. Für eine drastische Ausbreitung der Virus-Variante müsse sich das Virus auf eine bestimmte Art weiterentwickeln. Das scheine ihm recht unwahrscheinlich. T-online zufolge, gebe es aber auch Experten, die von dieser Variante alarmiert sind. 

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