Brauner Urin ist ein Warnzeichen des Körpers: Das Symptom kann nach dem Fitnesstraining bei zu hoher Belastung auftreten. Ist dein Urin bräunlich verfärbt, solltest du direkt einen Arzt aufsuchen.
Brauner Urin kann nach dem Fitnesstraining auftreten
Grund dafür ist die zu hohe sportliche Belastung
In diesem Fall ist schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen
Zu hartes Fitnesstraining ist schlecht für den Körper. Auch wenn der Wille groß ist, sollte man besser auf sein Körpergefühl hören. In Schottland kam es vor Kurzem zu einer merkwürdigen Häufung ganz ähnlicher Fälle: Innerhalb kurzer Zeit tauchen drei junge Patientinnen in der Praxis einer schottischen Ärztin auf und klagen über extreme Schmerzen. Den drei Frauen ist eines gemein: Der vorangegangene Besuch eines Fitnessstudios und der Wille, beim Training über die eigene Schmerzgrenze hinauszugehen. Die Ärztin tappt zunächst im Dunkeln, dann wendet sie sich an bekannte Spezialisten. Ergebnis: Die Frauen litten an der sogenannten "Rhabdomyolyse" - und die kann lebensgefährlich sein.
Fall 1: Extreme Oberschenkelschmerzen
Die erste Patientin ist eine 18-Jährige, die über extreme Schmerzen in den Oberschenkeln klagt. Ein Privattraining mit unzähligen Kniebeugen beziehungsweise "Squads" liegt lediglich vier Tage zurück. Wer im Sommer seinen Po im Bikini präsentieren möchte, kommt schlussendlich an dieser Übung nicht vorbei.
Das Problem: Die junge Frau kommt kaum noch die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Selbst der Toilettengang wird zur Qual. Dass es sich wahrscheinlich um keinen gewöhnlichen Muskelkater handelt, bemerkt die Ärztin, als die 18-Jährige von braunem Urin berichtet. Außerdem gehe sie nur einmal am Tag auf die Toilette.
In der Fachzeitschrift BMJ Case Reports berichtet ein Team um Hazel Henderson vom örtlichen Gesundheitsamt in Ayr vom Fall der 18-Jährigen. Die Ärztin hatte ihre Patientin schließlich an Spezialisten verwiesen.
Fall 2: Schmerzen und Schwellungen im Bizeps
Nur wenige Stunden später erscheint eine weitere 18-Jährige in der Praxis. Auch sie klagt über starke Schmerzen. Sie sagt, ihr Training sei drei Tage her.
Doch sie hat Schmerzen nicht im Oberschenkel, sondern in den Armen. Genauer gesagt: im Bizeps. Die Ärztin kann deutliche Schwellungen erkennen. Die Arme zu strecken, tut der Patientin mittlerweile so weh, dass die 18-Jährige ihre Arme nur noch im rechten Winkel verharren lässt.
Auch sie berichtet von verfärbtem Urin, zwar nicht braun oder schwarz, aber deutlich dunkler als gewöhnlich.
Fall 3: Brauner Urin und starke Schmerzen
Im dritten Fall treibt es eine 24-jährige Frau zur Ärztin: Die Patientin erzählt, dass sie vor fünf Tagen mit "Kettlebells" (Kugelhanteln/"Rundgewichten") verschiedene Übungen gemacht habe.
Unter anderem streckte sie die fünf Kilogramm schweren Kugelhanteln rund 30 Sekunden mit ausgestreckten Armen von ihrem Körper weg. In den letzten Tagen wurden ihre Schmerzen immer schlimmer, sagt sie. Sie quäle sich so sehr, dass sie kaum mehr schlafen könne. Auch die 24-Jährige berichtet von braunem Urin.
Wie auch die erste Patientin schickt die Ärztin die anderen beiden ins Hospital. Bluttests sollen Klarheit bringen.
Auflösung der Zellen: Lebensgefährliches Nierenversagen droht
Das Ergebnis: Alle drei Frauen haben ihre Muskeln einer derartigen Belastung ausgesetzt, dass diese damit begonnen haben, sich aufzulösen. Im Fachjargon nennt man das "Rhabdomyolyse": Die quergestreifte Muskulatur löst sich auf, die Muskelfasern werden zerstört. Zu den Auslösern können neben sportlicher Überanstrengung auch Muskelquetschungen, Infektionen sowie der Konsum von Alkohol, Drogen oder bestimmten Medikamenten gehören.
Die Folgen reichen von milden Muskelschmerzen bis zu akutem Nierenversagen. Die körperlichen Konsequenzen können in einem schweren Fall mehrere Organe betreffen.
Die Auflösung der Zellen führt zu einer Überschwemmung der Nieren durch den Muskelfarbstoff Myoglobin. Myoglobin färbt den Urin schlussendlich braun. In zu großen Mengen greift dieser Stoff ebenfalls Nierenzellen an, was zu einer Verstopfung kleinster Gefäße der Niere führen kann. Kommt es zu dieser Verstopfung, kann der Urin nicht mehr abfließen. Ein Nierenversagen droht. Bei möglichem Nierenversagen ist Zeit als Faktor der Ausprägung entscheidend. Eine schnelle medizinische Versorgung kann die Bedrohung im Keim ersticken.
Die drei betroffenen Frauen hingen die folgenden Tage am Tropf und wurden durch eine Kochsalzlösung versorgt. Patienten dieser Art erhalten täglich rund zwölf Liter Flüssigkeit intravenös. Dadurch wird der Urin verdünnt und die Nieren werden durchgespült. Die erste Patientin erhielt zusätzlich einen Katheter, sodass überwacht werden konnte, wie viel Flüssigkeit den Körper wieder verlässt.
Nach einigen Tagen im Krankenhaus dann endlich positive Nachrichten: Alle drei Patientinnen haben Glück im Unglück! Ihre Nieren erholen sich, alle können das Krankenhaus wieder verlassen. Im Anschluss folgt eine spezielle Therapie für Gewebe und Muskeln. Gemeinsam mit den Trainern des Fitnessstudios ergründete die schottische Hausärztin die Ursache der Erkrankungen. Die gut ausgebildeten Fitnesstrainer betonten dabei, dass die Frauen während des Trainings stets zum Trinken animiert worden seien.
In allen drei Fällen waren die Betroffenen eigentlich sportlich, absolvierten jedoch ein vollkommen neues Training:Ungewohnte Bewegungen mit hoher Anzahl an Wiederholungen - auf einem Niveau, das ihr eigentliches Leistungsvolumen weit überstieg. Die Autoren des Fachartikels im BMJ Case Report warnen indes vor einem neuen Trend, der in der Fitnessszene Einzug hält: Training über die Müdigkeit hinaus, mit vielen Wiederholungen und hoher Intensität. Insbesondere "Crossfit" rückt in diesem Zusammenhang in den Fokus der Autoren. Zu den Risikogruppen für "Rhabdomyolyse" zählten in der Vergangenheit insbesondere Soldaten, Bodybuilder, Ultra-Läufer und Gewichtheber. Das Training dieser Risikogruppen beinhaltet teilweise Elemente, die auch im "Crossfit" gängig sind.
Rhabdomyolyse: Der Unterschied zum Muskelkater
Muskelkater schwillt normalerweise rund 48 Stunden nach dem Training ab. Ist das nicht der Fall, kommt eine "Rhabdomyolyse" infrage. Zusätzlich sind Muskeln bei einem Kater noch belastbar - bei den Fällen, die in Schottland auftraten, war die Bewegungsfähigkeit "deutlich" eingeschränkt und die Muskeln sehr angeschwollen. Insbesondere die Farbe des Urins gilt als kein Symptom eines Muskelskaters, sondern einer schwereren Erkrankung.
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