"Reserven sind aufgezehrt": Viele Brauereien sterben - vor allem in Bayern

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Die Anzahl der Brauereien in Deutschland nahm lange Zeit zu. Doch in den letzten fünf Jahren hat sich dieser Trend umgekehrt, was auch jahrhundertealte Familienbetriebe betrifft. Bayern verzeichnet dabei den größten Rückgang.

Die Anzahl der Brauereien in Deutschland ist zurückgegangen. Laut dem Deutschen Brauer-Bund (DBB) und vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Brauereien in den letzten fünf Jahren um 93 auf insgesamt 1.459 gesunken. Dies stellt eine Umkehrung des vorherigen Trends dar, der durch die Craftbier-Bewegung und die damit verbundene Gründerwelle geprägt war. Damit sind die Folgen der schwachen deutschen Konjunktur auch bei den Brauereien zu sehen: Die Zahl aller Firmenpleiten in Deutschland hat den höchsten Stand seit 2015 erreicht. 

Besonders stark betroffen ist Bayern, das 50 Braustätten verloren hat, obwohl es mit 598 Brauereien immer noch die meisten im Land hat. Der Rückgang von 8 Prozent in Bayern übersteigt den bundesweiten Durchschnitt von 6 Prozent. Nordrhein-Westfalen und Hessen verzeichnen ebenfalls Rückgänge von 24 und 14 Brauereien, wobei die prozentualen Verluste dort mit 15 und 16 Prozent höher sind.

Nicht nur Corona: Für Brauerei-Sterben gibt es viele Gründe

Der Rückgang betrifft sowohl neue als auch traditionelle Brauereien. DBB-Präsident Christian Weber erklärt, dass sowohl junge Gründer als auch alte Familienbetriebe betroffen sind. Neugründungen, die diese Lücken füllen könnten, sind mittlerweile selten geworden, da Existenzgründern und der gesamten Wirtschaft die Planungssicherheit fehlt.

Vor der Corona-Pandemie erlebte Deutschland einen stetigen Anstieg der Brauereizahlen. Seit 1994 wuchs die Zahl der Brauereien um mehr als 250. Besonders die Craftbier-Bewegung sorgte seit den 2010er-Jahren für zahlreiche Neugründungen in der Branche.

Christian Weber nennt mehrere Ursachen für diese Entwicklung: Die Corona-Pandemie, die Energiepreiskrise und die allgemeine Konsumzurückhaltung haben viele kleinere Betriebe finanziell belastet. Große Lebensmittelkonzerne setzen die Preise, die Brauereien benötigen, unter Druck, was viele in eine finanzielle Falle treibt. Zudem stehen viele Brauereien vor großen Investitionen, um bis 2045 klimaneutral zu werden, was zusätzliche Herausforderungen darstellt. Eine Brauerei aus dem Landkreis Tirschenreuth hatte zuletzt bekanntgegeben, wegen Problemen mit dem Pfand schließen zu müssen. Dies hatte einen Bamberger Brauer dazu gebracht, sich mit einem eindringlichen Plädoyer an die Öffentlichkeit zu wenden.

Schleichender Prozess: "Keine Brauerei schließt von heute auf morgen"

Gegenüber der Branchenzeitung Getränke-News sagte DBB-Präsident Weber: "Keine Brauerei schließt von heute auf morgen. Die meisten der betroffenen Betriebe haben mehrere ertragsschwache Jahre hinter sich, die Reserven sind aufgezehrt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiepreiskrise haben der gesamten Branche stark zugesetzt. Wenn die Kapitaldecke immer dünner wird und dann auch noch größere Investitionen anstehen, kann es für Betriebe eng werden."

Die Energiekosten sind für Brauereien von großer Bedeutung. Bei modernen Großbrauereien machen sie 10 bis 15 Prozent der Herstellungskosten aus, während sie bei kleineren Betrieben bis zu 20 Prozent betragen können. Weber appelliert an die zukünftige Regierung, bezahlbare Energie und Planungssicherheit zu gewährleisten, um mehr Gründungen zu ermöglichen. Einige Bundesländer, wie Sachsen und Thüringen, verzeichnen dennoch leichte Anstiege in der Anzahl der Brauereien.

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