Deutschland
Ministerium plant Taskforce

Hinterhältige "Killer-Hornisse" breitet sich in Deutschland aus: Experten befürchten "Verlust ganzer Völker"

Die asiatische Hornisse bedroht heimische Honigbienen. Seit 2014 hält sie sich vor allem im Süden Deutschlands auf. Nun klagen Imker wieder über die neuartige Bedrohung: Jetzt sind Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung der Tiere geplant.
Asiatische Hornissen breiten sich in Deutschland weiter aus
Die asiatischen Hornisse tauchte 2014 erstmals in Deutschland auf. Seither verbreiteten sie sich vor allem im Süden des Landes. Jetzt wird die Art zunehmend zur Bedrohung für Honigbienen. Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild
  • Asiatische Hornisse breitet sich in Deutschland zunehmend aus
  • Situation in einem Bundesland spitzt sich zu: Imker klagen über große Verluste
  • Warnung: Diese Gefahr geht von den Tieren aus

In Deutschland breitet sich die asiatische Hornisse weiter aus. Vor allem Imker*innen im Süden des Landes haben schon seit Jahren mit dem Tier zu kämpfen. Für Bienenvölker stellt die Hornisse eine große Gefahr dar.

Asiatische Hornisse seit 2014 in Deutschland: Imkerverbände klagen über Verluste

Obwohl die "Vespa velutina" - wie sie wissenschaftlich genannt wird - ursprünglich aus China kommt, ist sie schon seit einigen Jahren in Europa heimisch. Die Hornisse "wurde vermutlich mit asiatischen Importwaren eingeschleppt", erklärt Melanie von Orlow vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). So gelangte die Art zunächst nach Frankreich, 2014 wurde sie erstmals in Deutschland gesichtet.

Bislang bedrohte sie vor allem Honigbienen im Süden Deutschlands. Doch seit dem Herbst vergangenen Jahres haben auch Imker*innen aus Rheinland-Pfalz verstärkt mit der Hornisse zu kämpfen. "Erste Imker beklagen den Verlust ganzer Völker", heißt es vonseiten des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz. In der Region breitet sich zudem die Asiatische Tigermücke verstärkt aus.

Honigbienen stehen neben Hummeln, Wespen, Birnen, Äpfeln und Trauben weit oben auf dem Speiseplan der Hornissen. Problematisch ist, dass sich heimische Bienen kaum gegen die Feinde wehren können - ganz im Gegenteil: Die asiatische Riesen-Hornisse greift im Schwarm an und belagert oftmals das Flugloch eines Bienenstocks. Dort warten sie auf ihre Beute: "Die Bienen sind schwer mit Pollen bepackt, wenn sie von der Bestäubung zurückkehren. Sie trudeln mehr als dass sie fliegen", beschreibt Ralf Janotta, Vorsitzende vom Imkerverein Rockenhausen, gegenüber dem SWR. Bienen hätten dementsprechend kaum eine Chance, das Unheil abzuwenden.

Bienen werden gefressen oder verhungern - Ministerium plant Taskforce

Zudem schüchtern die Riesenhornissen ihre Beute leicht ein: Befinden sich Bienen in dem belagerten Stock, trauen sich die Tiere irgendwann nicht mehr nach draußen. Statt weiterhin Pollen und Wasser zu sammeln, verbrauchen die Bienen dann langsam ihre Vorräte. Keine neue Nahrung bedeutet auch, dass die Volksstärke der Bienen mit der Zeit abnimmt - weil die Tiere dann weniger brüten. Die Bienen befinden sich also in einem Dilemma: "Entweder sie wird von der Asiatischen Hornisse gefressen oder sie verhungert", erklärt Janotta. Ein geschwächtes Bienenvolk ist für die asiatische Hornisse dann eine leichte Beute: Sie dringen in den Stock ein, um die Bienen zu töten und zu fressen. 

Stirbt eine Vielzahl an Bienenvölkern, hat das dramatische Folgen auf das regionale Ökosystem. Die "Vespa velutina" gefährdet also "auch die Biodiversität und die Gesundheit des Menschen", erklärt Thomas Hock, Vorsitzender des Imkerverbands Rheinland-Pfalz.

Um die Situation zu entschärfen, plant das Umweltministerium Mainz in Absprache mit dem Landwirtschaftsministerium eine Taskforce. Oberste Priorität hat dabei die Eindämmung der weiteren Verbreitung. Dazu müssten die Sekundärnester der Tiere gefunden werden, was mithilfe von Drohnen erfolgen könnte: "Dann könnte das Flugloch verschlossen und das Volk unschädlich gemacht werden", erklärt Hock gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Da Vespa velutina auf der EU-Liste der invasiven Arten stehe, müsse sie von den Behörden bekämpft werden, sobald ein Nest entdeckt wird.

Norden Deutschlands bislang verschont - welche Gefahr besteht für den Menschen?

Im Norden Deutschlands ist die Lage hingegen bislang eher entspannt. "Hamburg wurde - vielleicht wegen des etwas kühleren Wetters - bisher von der Asiatischen Hornisse weitgehend verschont", erklärt Edda Gebel, die Vorsitzende des Imkerverbandes Hamburg, der dpa. Berichte über ausgeraubte Bienenstände in der Hansestadt gäbe es bisher nicht, weswegen das Thema bei Imker*innen derzeit "keine hohe Priorität" habe. Aufgrund der rasanten Verbreitung der Tiere könne sich das jedoch in naher Zukunft ändern. 

Für den Menschen kann die asiatische Hornisse übrigens nur selten eine Bedrohung darstellen. Die Tiere stechen nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen. Das Gift ist zudem auf dem gleichen Niveau, wie das Gift von heimischen Honigbienen. Allerdings kann ein Stich eine allergische Reaktion auslösen. Stechen viele Tiere gleichzeitig zu, kann der Mensch einen anaphylaktischen Schock erleiden - und daran sterben.

Auch interessant: "Achtung, Tigermücke!" Gefährliches Insekt in Bayern weiter auf dem Vormarsch