"Stille Nacht": Warum du das Weihnachtslied bestimmt falsch singst - und 4 weitere interessante Fakten
Autor: Michi Standl
Deutschland, Dienstag, 24. Dezember 2024
Ob auf Weihnachtsmärkten oder an Heiligabend unterm Tannenbaum - in vielen deutschspachigen Familien gehört das Lied "Stille Nacht" einfach zum Fest dazu. Dabei hat es eine bewegte Geschichte - mit einigen geheimnisvollen Fakten.
- "Stille Nacht! Heilige Nacht!" ist das beliebteste Weihnachtslied in Deutschland
- Legenden und Fakten zur Entstehung
- "Stille Nacht!" - ein Friedenslied
- Verschiedene Versionen und eine "geheime" Strophe
- Verwirrung um den Ort der Erstaufführung
"Last Chrismas", "Leise rieselt der Schnee" oder "O Tannenbaum, O Tannenbaum"? Von wegen. Das beliebteste Weihnachtslied in Deutschland ist laut einer YouGov-Umfrage "Stille Nacht! Heilige Nacht!". Es gilt auch als das bekannteste der Welt. Gedichtet vom Geistlichen Joseph Mohr (1792-1848) und komponiert vom Lehrer Franz Xaver Gruber (1787-1863) erklang es zum ersten Mal öffentlich am Heiligen Abend 1818 in der damaligen Kirche St. Nicola in Oberndorf bei Salzburg in Österreich. Heute ist das Lied immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Um die Entstehung des Weihnachtsliedes ranken sich viele Legenden, hier sind die Fakten.
1. Die Entstehung, die kaputte Orgel und die vermeintlich gefräßige Kirchenmaus
Die Zeit ist hart: Kriege sind gerade vorbei, die Menschen im nördlichen Salzburger Land an der Salzach arm. Oberndorf im heutigen Österreich wurde durch den Wiener Kongress von der bayerischen Stadt Laufen getrennt. Die Oberndorfer Bevölkerung lebte Jahrhunderte vom Salztransport auf der Salzach. Durch die politische Trennung sind die Zeiten unsicher.
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Am 24. Dezember 1818 stand, wie jedes Jahr am Heiligen Abend, die Christmette in der Kirche St. Nicola an. Eine der Legenden sagt, dass just an diesem Tag eine Kirchenmaus den Blasebalg der Kirchenorgel angeknabbert haben soll und diese deshalb funktionsuntüchtig war. Deshalb soll der Lehrer Franz Xaver Gruber "Stille Nacht!" für Gitarre und zwei Männerstimmen geschrieben haben.
Das stimmt nur bedingt, eine Kirchenmaus hatte mit der Sache nichts zu tun. Genaues ist nicht bekannt. Die Stille Nacht Gesellschaft, die sich wissenschaftlich mit dem Erbe des Liedes beschäftigt, vermutet aber, dass die Orgel aus einem anderen Grund nicht bespielbar war. Deshalb musste spontan ein Lied her, das auf der Gitarre zu spielen ist. Fakt ist: Gruber hat die Melodie tatsächlich erst ein paar Stunden vor der Christmette geschrieben. Am 24. Dezember 1818 überreichte ihm Joseph Mohr, der zu diesem Zeitpunkt Hilfspriester in Oberndorf war, ein Gedicht. Seine Bitte an den Lehrer und Organisten: Er möge eine Melodie zu seinen lyrischen Zeilen schreiben. Der spätere "Welthit" "Stille Nacht! Heilige Nacht!" war geboren.
2. "Stille Nacht!" ist ein Friedenslied
Joseph Mohr hatte 1816 "Stille Nacht!" als Gedicht geschrieben, als er noch Hilfspriester in Mariapfarr im Süden des heutigen Bundeslandes Salzburg war. Um schnellstmöglich ein Lied für die Weihnachtsmette zu kreieren, für das man keine Orgel braucht, war 1818 also nur noch die Melodie nötig.
Stille Nacht - DVDs, CDs und mehr jetzt ansehenVon 1800 bis 1816 war Salzburg politischer Spielball. Die Bevölkerung war in dieser Zeit drei militärischen Besatzungen unterworfen. Nachdem 1800 die napoleonischen Truppen einmarschiert waren, kam es in diesen 16 Jahren fünfmal zum Herrscherwechsel. Darüber hinaus ging das Jahr 1816 als "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein. Der Ausbruch des Vulkans Tambora auf der Insel Sumbawa in Indonesien brachte Dunkelheit und folglich katastrophale Missernten nach Europa. In dieser von Krieg, Unsicherheit und Naturkatastrophen geprägten Zeit schrieb Mohr das Gedicht "Stille Nacht!" - ein Friedenslied, ein Hilferuf, wie er nicht besser auch in die jetzige Zeit passen könnte.