Mit einem Blick auf den aktuellen Personalmangel sowie den hohen Krankheitsstand ist es in vielen Kitas schlichtweg unmöglich, den als kindgerecht angesehenen Personalschlüssel einzuhalten. Als Elternteil mit einem Kind in der Kita bist du sicher schon einmal mit reduzierten Öffnungszeiten, temporären Schließungen von Gruppen und/oder der Reduzierung pädagogischer Angebote der Kita konfrontiert worden.
Umgang mit dem Personalmangel
Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt erklärt die pädagogische Geschäftsführerin der Hamburger Elbkinder-Kitas Ulrike Maß, dass qualitative Abstriche gemacht werden müssen, um die Betreuung garantieren zu können. In der Praxis heißt dies, dass beispielsweise Ausflüge abgesagt werden müssen oder Gruppen zusammengelegt werden.
Das Forschungsteam fordert, dass es international geltende Richtlinien zur Qualitätssicherung der Kinderbetreuung geben sollte. Dies solle zur Priorität gemacht werden. In Deutschland hingegen wird aktuell darüber debattiert, ob die bislang geltenden Regeln aufgeweicht werden sollten. SWR aktuell berichtet vom Städtetag, in welchem die Kommunen von dem Land Baden-Württemberg eine Klausel fordern, um dem Personalmangel mit mehr Freiheit entgegenzutreten. Damit gemeint ist, dass die Regel, dass pro Gruppe mindestens zwei Erzieher*innen anwesend sein müssen, aufgeweicht werden sollte. Stattdessen sollen Kita-Träger verstärkt auf Hilfskräfte setzen dürfen. Das Personal solle demzufolge durch Hauswirtschaftskräfte, Bufdis und Eltern ergänzt und somit entlastet werden. Der Vorschlag wird aktuell noch von der Landesregierung gegengeprüft.
Um dem akuten Personalmangel entgegenzuwirken, kann diese Idee durchaus zielführend sein. Da es jedoch nicht den Kern des Problems angeht, kann es nur als kurzfristige Lösung angesehen werden. Vielmehr ist es zukünftig wichtig, mehr qualifiziertes Personal in Kindertagesstätten zu haben. Nur durch dieses können Kinder Vorteile aus der Betreuung ziehen. Eine Möglichkeit, um dem Personalmangel entgegenzuwirken, wäre eine vergütete Ausbildung. Dies würde den Beruf für Nachwuchs attraktiver machen. Die Politik muss zeitnah an einem Lösungsansatz arbeiten; immerhin ist die Problematik eine gesamtgesellschaftliche.
Fazit
Die Qualität der Betreuung ist laut der Studie der Schlüssel dafür, ob die Ganztagsbetreuung sich negativ oder positiv auf das Verhalten des Kindes auswirkt. Wird beispielsweise in der Kita eine kindgerechte, hochwertige Betreuung gewährleistet, kann die Ganztagsbetreuung einen positiven Effekt auf das Kind haben. Überschreiten die Einrichtungen hingegen beispielsweise das empfohlene Erzieher*in-Kind-Verhältnis, könne sich dies laut den Studienautor*innen negativ auf das Verhalten des Kindes auswirken. Unzureichende Betreuung könne zu gestressten Verhaltensweisen wie beispielsweise Aggressionen führen.
Die Forschenden plädieren auf die Einführung von international geltenden Richtlinien zur Qualitätssicherung der Betreuung. Inwieweit die Forderung umgesetzt wird, wie die Regelungen konkret aussehen könnte und wie eine solche Richtlinie in Deutschland angesichts des Personalmangels umgesetzt werden kann, ist bisher unklar.