Tiktok, Tablets und Co: Wann erlaube ich meinem Kind was?

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Kinder und Tablets: Wann sollten sie sie nutzen dürfen?
Kinder und Tablets: Wann sollten sie sie nutzen dürfen?
CC0 / Pixabay / Victoria_Regen

Handys, Tablets und soziale Medien gehören mittlerweile fest zu unserem Leben dazu. Doch ab wann solltest du deinem Kind ein Tablet oder Smartphone erlauben?

Das Kind mit Smartphone oder Tablet ruhig zu stellen, ist für viele Eltern eine bequeme Sache. Die flimmernden Bilder sorgen für Faszination, schon bei den kleinsten Kindern. Gleichzeitig ist es natürlich unser Anspruch, die Kinder zeitgemäß zu erziehen und somit frühzeitig eine Medienkompetenz aufzubauen. Doch ab welchem Alter ist ein Einstieg wirklich sinnvoll? 

Sind Handys und Tablets für Kleinkinder gesundheitsschädlich?

Volker Mall, Dozent für Sozialpädiatrie an der Technischen Universität München und ärztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums in München empfiehlt im Interview mit dem Fokus eine Nutzung von Tablets oder Handys frühestens ab 36 Monaten. In den ersten drei Jahren sollten Kinder also gar keine Zeit vor Bildschirmen verbringen. Laut dem Arzt gibt es vor dem 18. Lebensmonat keinen Hinweis darauf, dass Kinder von digitalen Inhalten profitieren können. Frühestens ab dem 48. Monat können gehörte oder gesehene Inhalte aufgenommen werden.

Gleichzeitig können sich motorische oder sprachliche Fähigkeiten verzögern, wenn vor dem dritten Lebensjahr digitale Angebote gemacht werden, so der Arzt. In diesem Zusammenhang kann es zu Angststörungen oder Aufmerksamkeitsproblemen kommen. In den ersten Jahren werden relevante Impulse für das zukünftige Leben gesetzt. Je früher ein Bildschirm dabei integriert wird, desto wahrscheinlicher wird das Kind ihn im Alltag nutzen. Wer das Kind also frühzeitig damit konfrontiert, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind auch in Zukunft häufiger Handy oder Tablet nutzt.

Bildschirmmedien, wie Fernsehen, Filme, Computer, Smartphones, Tablets oder Spielkonsolen sollten im Alter von 3 bis 6 Jahren maximal 30 Minuten am Tag genutzt werden und im Alter von 6 bis 10 Jahren höchstens 45 bis 60 Minuten. Doch auch Hörmedien sollten mit Vorsicht genossen werden: Von 0 bis 3 Jahren werden 30 Minuten pro Tag empfohlen, zwischen 3 und 6 Jahren maximal 45 Minuten und zwischen 6 und 10 Jahren etwa 60 Minuten am Tag. Ab zehn Jahren ist es dann eine individuelle Entscheidung, was und wie häufig ein Medium genutzt wird.

Feste Zeiten vereinbaren

Bei der Mediennutzung ist es wichtig, feste Zeiten zu vereinbaren. Gestalte die Nutzung transparent und lege vorab einen Zeitraum fest. Bei einem Kind ab zehn Jahren kannst du auch über ein Wochenbudget verhandeln, welches dein Kind beliebig aufteilen kann. Die Initiative Schau hin empfiehlt etwa eine Stunde Mediennutzung pro Lebensjahr in der Woche. Bei einem zehnjährigen Kind wären das also 10 Stunden.

Wichtig ist, dass du darauf bestehst, dass der abgesprochenen Zeitrahmen präzise eingehalten wird. Sollte das Kind bereits zu Beginn der Woche die gesamte Zeit verbrauchen, bleibt der Bildschirm die restliche Woche aus. Bis zu einem Alter von zehn Jahren sollten Medien vor allem zum Spielen verwendet werden. Die Nutzung von sozialen Plattformen oder das Surfen allein im Netz ist erst ab einem zweistelligen Lebensjahr sinnvoll. Dabei solltest du immer auf altersgerechte Inhalte achten, Portale wie Seitenstark.de und das Deutsche Jugendinstitut e. V. helfen bei der Auswahl.

Es empfiehlt sich zunächst gemeinsam im Internet zu surfen, beispielsweise im Rahmen eines Schulprojektes. Bis zu einem Alter von sieben Jahren solltest du immer neben deinem Kind sitzen, wenn es im Internet ist oder Smartphone sowie Tablet nutzt. Ab acht Jahren kannst du etwas mehr Freiraum erlauben, allerdings sollten die Webseiten konkret vorgegeben werden. Erläutere deinem Kind zudem, wie es seine Privatsphäre schützt und mit Datensicherheit umgeht. So baut sich eine gesunde Medienkompetenz auf.

Wie ist es mit der Nutzung sozialer Medien wie TikTok?

Viele soziale Medien sind in Deutschland generell erst ab 16 Jahren erlaubt. Das ist innerhalb der Datenschutz-Grundverordnung vorgegeben. Eine Ausnahme besteht, wenn die Eltern die Nutzung erlauben. Allerdings sind dabei immer die allgemeinen Geschäftsbedingungen der jeweiligen Plattformen entscheidend. Instagram und TikTok haben das Mindestalter gelockert, beide Netzwerke dürfen mittlerweile bereits ab 13 Jahren verwendet werden. Aus rechtlicher Sicht benötigt ein Kind zwischen 13 und 15 Jahren jedoch die Einwilligung der Eltern. Vonseiten der Plattform gibt es keine Kontrollinstanzen, die prüfen, wie alt die Nutzer*innen sind oder ob es eine Einverständniserklärung der Eltern gibt. Bei der Anmeldung muss lediglich das Geburtsdatum eingegeben werden. Ob die Eingabe korrekt ist, wird nicht überprüft.

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Wann Kinder soziale Netzwerke nutzen dürfen, sollte individuell festgelegt werden. Ab ungefähr 13 Jahren kannst du davon ausgehen, dass die sozialen Netzwerke auch in der Schule ein Gesprächsthema werden und das Interesse daran steigt. Laut Expert*innen beeinflussen soziale Netzwerke stark die Identität von Jugendlichen. Die Gefühlswelt und Selbstwahrnehmung kann sich dadurch verändern. So entwickelt sich im jugendlichen Alter die Identität, wobei der Umgang mit anderen Menschen besonders wichtig ist. Doch genau dieser Umgang ist in der digitalen Welt anders als im realen Leben. Trotzdem möchten Jugendliche auch online Kontakte knüpfen, sich über Neuigkeiten austauschen, Kommentare hinterlassen und Spaß haben.

Zu bedenken ist, dass Jugendliche im Netz gerne ihre Identität verändern und nicht immer zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können. Das kann zu Schwierigkeiten bei der Bildung einer eigenen Identität führen. Darüber hinaus kann es natürlich auch zu Mobbing kommen. All diese Themen solltest du mit deinem Kind besprechen. Trotzdem musst du dich mit der Tatsache abfinden, dass es ohne soziale Netzwerke heutzutage wohl kaum noch geht. Bei einer gesunden Nutzung hat dein Kind die Chance, sich darüber auszudrücken, zu informieren und auszutauschen. Gleichzeitig werden Beziehungen gepflegt und eigene Gefühle oder Gedanken zum Ausdruck gebracht. Die Mediennutzung kann auch positiv verlaufen und sogar die Kreativität fördern. Gleichzeitig werden wichtige mediale Kompetenzen erworben: Die Kinder lernen, Inhalte kritisch zu betrachten und zu sortieren. Gleichzeitig kann sich dein Kind über aktuelle Nachrichten informieren, in diesem Zusammenhang solltest du jedoch das Thema Fake News ansprechen.

Fazit

Es ist empfehlenswert, Handy und Tablet genau wie soziale Medien nicht zu früh einzusetzen und diese Dinge erstmal gemeinsam auszuprobieren. Sensibilisiere dein Kind für Thematiken wie Datenschutz und gebe Medienkompetenz mit auf den Weg. Technische Mittel und soziale Netzwerke werden für dein Kind irgendwann ein Thema werden, darauf gilt es sich einzustellen und das Kind entsprechend vorzubereiten.

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