Väter sind heute anders als früher. Es ist ihnen wichtig, Zeit mit der Familie und den Kindern zu verbringen. Bei der gerechten Verteilung der Hausarbeit hapert es aber immer noch.
- Väter müssen sich verändern, aber keine Superhelden sein
- Betrieb verlassen, weil Beruf und Familie nicht in Einklang stehen
- Erfahrungen mit der Elternzeit und Kinderkrankengeld
Ist der Papa immer noch Elternteil zweiter Klasse? Dieses Rollenbild stimmen nicht mehr so ganz. "Ich will meine Kinder aufwachsen sehen", das ist ein starkes Argument für viele Väter, die mehr Zeit mit der Familie verbringen wollen. Neue Studien zeigen, wohin die Reise in Sachen Väter geht.
Väter müssen sich verändern, aber keine Superhelden sein
Als Sigmar Gabriel, damals Vizekanzler und Wirtschaftsminister, in Berlin verkündete, mittwochs seine kleine Tochter Marie von der Kita in Goslar abzuholen, war die Aufregung groß. Geht das überhaupt? Kann sich ein Minister wirklich einen Tag um seine Familie kümmern? Als Ursula von der Leyen damals als Arbeitsministerin freitags ins Homeoffice ging, um Zeit mit ihren sieben Kindern zu verbringen, hat das die Gemüter bei weitem nicht so erregt. Liegt das vielleicht daran, dass von der Leyen eine Frau ist? Die Mutter-Vater-Rolle des Politikers und der Politikerin erzählt so einiges über Väter und Mütter in Deutschland.
Viele Männer wollen heute ihre Vaterrolle aktiver leben als sie es selbst erfahren haben. Wie es um die neuen Väter steht, zeigt die sogenannte VAPRO-Studie der Technischen Universität (TU) Braunschweig und der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kiel, die Titel "You don't need to be Superheroes: Einblicke in die vielfältigen Lebenslagen von Vätern" trägt. Insgesamt haben 2.200 Väter an einer bundesweiten Online-Befragung teilgenommen, mit 55 Vätern wurden tiefergehende qualitative Interviews geführt.
Wodurch zeichnet sich ein guter Vater heute aus? Da haben die Befragten ein klares Bild: Zeit mit den Kindern verbringen, ihnen Zuneigung geben und zeigen und ihnen etwas beibringen. Darin sehen Väter drei ihre wichtigsten Aufgaben. Die interviewten Väter legen Wert darauf, ihre Kinder "einfühlsam und verständnisvoll" zu erziehen. Hier schließt ein häufiges Motiv insbesondere von Vätern mit Söhnen an, die ihnen ein "freundschaftlicher" Vater sein wollen. Der Vater als alleiniger Ernährer, wie sie es bei ihren Eltern erlebten, lehnte die jetzige Väter-Generation ab. Die "klassischen männlichen Werte" wie Disziplin oder Durchsetzungsfähigkeit halten die befragten Väter unverändert für wichtig.
Betrieb verlassen, weil Beruf und Familie nicht in Einklang stehen
Und wie steht es um die Gleichberechtigung zwischen den Eltern? Fast jeder zweite Vater macht die Ansage, dass er und der andere Elternteil sich gleich viel um familiäre Angelegenheiten der Kinderbetreuung wie z. B. Elternabende, Eingewöhnung in der Krippe etc. kümmern. Dem steht eine fast genauso große Gruppe von Vätern gegenüber, die zugibt, dass der andere Elternteil die meisten dieser Aufgaben übernimmt.
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Die Mehrheit der Väter sehen in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aber ein Problem. Das drückt sich darin aus, dass Väter einerseits mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten. Anderseits hindern sie die Anforderungen im Beruf, dies umzusetzen. In der Prognos-Studie, mit dem Titel "Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?", ist eine gelingende Vereinbarkeit einem Teil der Beschäftigten sehr wichtig. Rund 450.000 Väter haben deshalb schon einmal den Arbeitgeber zugunsten einer besseren Vereinbarkeit gewechselt. Und mehr als 1,7 Millionen Väter denken häufig oder zumindest manchmal nach, diesen Schritt zu gehen. Die hohe Wechselbereitschaft ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein beachtliches Unternehmensrisiko. Betriebe sollten der Vereinbarkeit deshalb mehr Augenmerk schenken.