Psychologie: Warum Beziehungen für Männer wichtiger sind als für Frauen

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Viele Menschen gehen von der Annahme aus, dass Frauen eher auf Beziehungen angewiesen sind als Männer. Eine neue Studie scheint jedoch das Gegenteil zu beweisen.

  • Die Annahme, dass Frauen sich mehr für Beziehungen interessieren als Männer, ist gesellschaftlich verbreitet
  • Dass sich Frauen eher mit partnerschaftlichen Themen auseinandersetzen, wird zusätzlich angenommen
  • Ein internationales Team, bestehend aus verschiedenen Forschenden, hat diese Behauptung nun widerlegt  

Obwohl eine Vielzahl von Personen davon ausgeht, dass sich Frauen genauer mit Beziehungsthemen auseinandersetzen und emotional mehr auf diese angewiesen sind, scheint eine Studie nun das Gegenteil zu beweisen. 

Männer und Frauen in Beziehung: Die Metastudie im Überblick

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlerin Iris Wahring vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin führte gemäß "freizeit" eine umfassende Analyse von mehr als 50 Studien durch. Sie kam zu dem Resultat, dass feste Beziehungen für Männer psychologisch wichtiger als für Frauen sind. Die Arbeit des Teams wurde unter dem Titel "Romantic Relationships matter more to men than to women" in der Fachzeitschrift "Behavioral and Brain Sciences" publiziert. 

Im Rahmen einer Metastudie hat das Team die Resultate in einem Modell fusioniert und die Geschlechtsunterschiede in unterschiedlichen Beziehungsphasen berücksichtigt. Untersucht wurden ausschließlich heterosexuelle Beziehungen in westlichen Industriestaaten. Beziehungen wurden in drei Phasen unterteilt, Phase eins ist hierbei der Beginn der Beziehung, Phase drei die Trennung. Die vierte Stufe beschäftigt sich mit der Frage, was nach einer Trennung passiert und wie man als Frau beziehungsweise als Mann damit umgeht.

Wie die Forschenden betonen, müsse in Zukunft untersucht werden, wie sich jene geschlechtsspezifischen Unterschiede in homosexuellen Beziehungen oder in anderen Kulturen äußern.

Warum Beziehungen für Männer psychologisch relevanter als für Frauen sind

Die Trennungsdynamik gelte laut Wahring als erster Grund für die Diskrepanz. Männer fühlen sich nach einer Trennung einsamer, da sie seltener die treibende Kraft bei Trennungen sind. Sie nehmen die positiven Aspekte des Beziehungsendes somit weniger wahr. In einigen Beziehungen finden sich Menschen als sogenannter Co-Narzisst und Abhängigkeit wieder - für sie ist eine Trennung besonders schwierig.

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Wahring hebt hervor, dass Männer vergleichsweise eher darauf bedacht seien, feste Beziehungen einzugehen. Des Weiteren haben diese Beziehungen bei Männern eine positivere Auswirkung auf Wohlbefinden und Gesundheit. Sogar die Lebenserwartung hänge bei Männern verstärkt von einer festen Partnerschaft ab, als dies bei Frauen der Fall sei. Beispielsweise haben vorherige Studien demonstriert, dass verheiratete Männer gesünder sind als unverheiratete. Das treffe für Frauen im selben Alter nicht zu.

Die zentrale Ursache für den Kontrast liegt in den sozialen Strukturen. Frauen erhalten mehr emotionale Unterstützung durch ihr soziales Umfeld sowie Freundschaften, Männern hingegen fehlt dies oftmals. Deshalb seien Männer laut Wahring stärker von ihrer Partnerin abhängig, um emotionale Bedürfnisse zu erfüllen. Wie Paul van Lange, Co-Autor der Analyse anführt, fehle es Männern ohne feste Partnerin an sozialen Kontakten. Hiermit sind Personen gemeint, die die Männer in emotionaler Hinsicht unterstützen und gegenüber denen sie sich öffnen können. Soziale Normen spielen eine entscheidende Rolle. Van Lange macht deutlich, dass soziale Normen einen Einfluss darauf haben, dass Frauen Emotionen häufiger mit anderen Menschen teilen und einander stärker unterstützen. Diese Normen werden bereits im Kindesalter erlebt und bilden die Annahme, dass es für Mädchen angebrachter sei, Emotionen sowie verletzliche Charaktereigenschaften zu teilen, als für Jungen. Im Erwachsenenalter werden diese Muster fortgesetzt. 

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