Viele Raser könnten damit erwischt und der Straßenverkehr sicherer werden: Der Streckenradar "Section Control" in Niedersachsen wurde vor einem halben Jahr wieder in Betrieb genommen. Doch es gibt auch Kritik über dieses System der Geschwindigkeitskontrolle.
874 Anzeigen wegen zu schnellen Fahrens innerhalb von sechs Monaten. Am 14. November 2019 wurde der erste bundesweite Streckenradar "Section Control" neugestartet und erwischte bereits fast 900 Raser. Das teilte das niedersächsische Innenministerium mit.
Bereits 2018 wurde der Streckenradar in Niedersachsen aktiviert, Anfang 2019 aber wieder eingestellt, da er für rechtswidrig erklärt wurde. Doch wie genau funktioniert "Section Control"?
So funktioniert die Abschnittskontrolle "Section Control"
Herkömmliche Blitzer messen das Fahrtempo an einer einzelnen Stelle. Dieser Streckenradar aber erfasst die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Autos innerhalb einer 2,2 Kilometer langen Strecke auf der Bundesstraße 6 bei Laatzen in der Region Hannover. Um etwaige Raser nach ihrer zu schnellen Fahrt anzeigen zu können, werden die Kennzeichen aller an der Anlage vorbeifahrenden Autos kurzfristig und anonymisiert gespeichert.
In Österreich ist ein solches System schon seit 2003 auf der österreichischen Donauuferautobahn (A22) in Wien im Einsatz. Im Laufe der Zeit kamen in immer mehr österreichischen Städten solche Abschnittskontrollen hinzu.
Ist ein Streckenradar verfassungswidrig?
Das Speichern der Nummernschilder verstoße laut eines Rechtsanwalts gegen den Datenschutz: Aus den erfassten Daten ließe sich ein genaues Bewegungsprofil der Autos erstellen. Der Streckenradar wurde im März 2019 vorübergehend eingestellt. Im darauffolgenden November erklärte das Verfassungsgericht Lüneburg "Section Control" jedoch für rechtmäßig und die Anlage konnte wieder in Betrieb genommen werden.
Boris Pistorius (SPD), Innenminister von Niedersachsen, wolle "Section Control" nach weiterer genauer Beobachtung des Projekts bei der Innenministerkonferenz im Herbst vorstellen. Andere Bundesländer zeigten bereits ein Interesse an dem neuen Verfahren der Geschwindigkeitsmessung.
"Aus meiner Sicht kann "Section Control" definitiv für ganz Deutschland ein sinnvoller Ansatz für mehr Verkehrssicherheit sein", sagte Pistorius. "Im Gegensatz zum punktuellen Blitzen ist es auch fairer, weil es nicht nur an einem Punkt, sondern über eine längere Strecke die Geschwindigkeit misst.