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Fahranfänger aufgepasst: Wie du routiniert und sicher im Straßenverkehr agierst


Autor: Patricia Schlösser-Christ

Deutschland, Sonntag, 05. Mai 2024

Erfahre in unserer Anleitung, wie du als Fahranfänger sicherer fährst, von Fahrpraxis über Fahrsicherheitstraining bis hin zur Fahrzeugwartung.
Die erste Autofahrt im eigenen PKW ist etwas Besonderes für Fahranfänger*innen.


  • Die Herausforderungen für Fahranfänger
  • Verkehrsregeln und Vorschriften für Fahranfänger
  • Tipps für eine sichere Fahrpraxis
  • Vermeidung von Risiken und Unfallprävention
  • Wartung und Pflege des Fahrzeugs

Fahranfänger*innen kennen in der Regel sämtliche Verkehrsregeln in- und auswendig - in der Theorie. Es fehlt ihnen jedoch an Fahrsicherheit. Denn erst eine gewisse Fahrpraxis bringt die im Straßenverkehr notwendige Routine. Damit die ersten eigenständigen Autofahrten im Straßenverkehr gelingen, haben wir ein paar Tipps für alle Fahranfänger zusammengestellt.

Die Herausforderungen für Fahranfänger*innen

Vor der ersten Autofahrt beschleicht Fahranfänger häufig ein mulmiges Gefühl. Die Fahrprämiere ohne Fahrlehrer als Nebenmann oder -frau ist etwas Besonderes. Viele Fahranfänger sind stolz darauf, endlich allein unterwegs sein zu dürfen, aber gleichzeitig unsicher. Es ist wichtig, Fahrpraxis zu sammeln. Daher solltest du als Führerscheinneuling jede Gelegenheit zum Fahren nutzen.

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Die Bedeutung von Fahrpraxis und Fahrsicherheit

Fahrpraxis und Fahrsicherheit werden häufig synonym verwendet. Allerdings gibt es einen Unterschied. Fahrpraxis erarbeiten sich Fahranfänger mit der Zeit. Je häufiger sie am Steuer sitzen und aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, desto routinierter werden sie. Fahrsicherheit hingegen bedeutet, dass ein Autofahrer auch bei unerwarteten Vorkommnissen schnell und richtig handeln kann, etwa wenn ein Kind plötzlich auf die Straße rennt oder Blitzeis für extreme Witterungsverhältnisse sorgt. Fahrpraxis erhält ein Fahranfänger demnach mit der Zeit automatisch. Für die Fahrsicherheit hingegen lohnt es sich, ein sogenanntes Fahrsicherheitstraining zu absolvieren.

Ein Fahrsicherheitstraining richtet sich an alle motorisierten Verkehrsteilnehmer - unabhängig davon, wie lange sie bereits über einen Führerschein verfügen. Gerade für Führerscheinneulinge ist es jedoch eine hervorragende Gelegenheit, das eigene Auto kennenzulernen und Techniken für brenzlige Situationen an die Hand zu bekommen. Denn genau das zeichnet ein Fahrsicherheitstraining aus. Den Teilnehmenden werden Sicherheitstipps, Fahrtechniken und Notmanöver vermittelt, die ihnen in heiklen Momenten ein schnelles Handeln ermöglichen. Laut ADAC gewinne, wer in regelmäßigen Abständen oder zu bestimmten Anlässen ein Fahrsicherheitstraining absolviere, im Ernstfall lebensrettende Sekunden durch intuitiv richtiges Handeln.

Umgang mit Unsicherheiten im Straßenverkehr

Ein Fahrsicherheitstraining ist auch ein gutes Mittel gegen Unsicherheiten im Straßenverkehr. Wer ein solches Training absolviert hat, gewinnt an Selbstvertrauen - und steigt mit einem sicheren Gefühl ins Auto. Schließlich weiß man dank des Trainings auch mit kritischen Situationen umzugehen. Über folgende Webseiten kannst du ein Fahrsicherheitstraining in deiner Nähe buchen:

Verkehrsregeln und Vorschriften für Fahranfänger

Wer gerade erst den Führerschein erhalten hat, hat alle Verkehrszeichen und -regeln im Kopf parat. Auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen haben Führerscheinneulinge durch die Theorie-Prüfung verinnerlicht. Wichtig ist, dass du dich an die Verkehrsregeln hältst. Sonst drohen dir als Fahranfänger besonders strenge Konsequenzen.

Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrszeichen

Als Fahranfänger befindest du dich in der Probezeit. Die Probezeit dauert zwei Jahre. Wer sich in der Probezeit nicht an straßenverkehrsrechtliche Vorschriften hält, muss bei einer schwerwiegenden oder zwei weniger schwerwiegenden Zuwiderhandlungen an einem Aufbauseminar (früher als Nachschulung bezeichnet) teilnehmen. Außerdem verlängert sich die Probezeit um weitere zwei Jahre.

Besondere Regelungen für begleitetes Fahren

Wer am sogenannten "Begleiteten Fahren ab 17" (BF17) teilnimmt, kann bereits mit 17 Jahren eine Fahrerlaubnis erhalten (Klassen B und BE). Das Fahren ist bis zum 18. Geburtstag allerdings nur in Begleitung zulässig. Die Begleitperson muss:

  • das 30. Lebensjahr vollendet haben
  • seit mindestens fünf Jahren über eine gültige Fahrerlaubnis der Klasse B verfügen

Weiterhin darf der/die Begleiter*in nicht mit mehr als maximal einem Punkt belastet sein. Für die Begleitperson gilt zudem die "0,5-Promille-Grenze" und das Drogenverbot - auch wenn sie nicht selbst am Steuer sitzt.

Wichtig: Diese Regelungen sind zwingend einzuhalten. Wer als Fahranfänger mit 17 Jahren ohne eine benannte Begleitperson fährt und erwischt wird, muss den Führerschein wieder abgeben und ein Bußgeld zahlen. Weitere Konsequenzen sind:

  • ein Punkt im Fahreignungsregister
  • eine Verlängerung der Probezeit
  • vor der Neuerteilung der Fahrerlaubnis verpflichtende Teilnahme an einem Aufbauseminar

Tipps für eine sichere Fahrpraxis

Fahrlehrer predigen ihren Fahrschülern und Fahrschülerinnen eine defensive und vorausschauende Fahrweise. An diese "Gebote" sollten sich Fahranfänger auch nach der Führerscheinprüfung halten. Sie verfügen noch nicht über die nötige Praxis und Routine, um etwa Abstände oder Geschwindigkeiten stets verlässlich einschätzen zu können. Daher ist es wichtig, umsichtig und defensiv zu fahren. Aber was bedeutet das?

Defensive Fahrweise und vorausschauendes Fahren

Eine defensive und vorausschauende Fahrweise bedeutet, dass du nicht immer zwingend auf deine Rechte bestehen (Vorfahrt etc.), sondern die gesamte Situation im Blick haben und auch mögliche Fahrfehler anderer Verkehrsteilnehmer einkalkulieren solltest. Denn Fehler sind menschlich – selbst bei den routiniertesten Autofahrern. Wenn jeder vorausschauend fahren würde, ließen sich Verkehrsunfälle vermeiden.

Überblick über gängige Verkehrssituationen

Um die Verkehrssituation zu überblicken, ist etwa ein ausreichender Sicherheitsabstand wichtig. Wer Abstand hält, hat in unvorhergesehenen Situationen mehr Zeit, um zu reagieren.

Weiterhin solltest du das Verkehrsgeschehen nicht "nur" durch die Frontscheibe im Auge behalten, sondern auch mithilfe des Rückspiegels und des Schulterblicks. Das alles dient der Risikovermeidung und der eigenen Sicherheit.

Vermeidung von Risiken und Unfallprävention

Ablenkung in Form von Handy und Co. kann nicht "nur" teuer werden, sondern auch sehr gefährlich. Gleiches gilt selbstverständlich für Alkohol und Drogen.

Ablenkung im Auto: Handy und Co.

Sind die Augen während der Fahrt auf das Handy gerichtet, steigt das Risiko für einen Unfall enorm. Die Polizei warnt daher immer wieder eindringlich vor Gefahren durch Ablenkung am Steuer und weist darauf hin, dass das Handyverbot der Verkehrssicherheit dient und eingehalten werden muss. Andernfalls drohen ein Bußgeld von 100 Euro und ein Punkt in Flensburg. Werden andere Verkehrsteilnehmer gefährdet oder verursacht der Handynutzer einen Unfall, steigt das Bußgeld auf 150 bzw. 200 Euro an. Hinzu kommen zwei Punkte sowie ein einmonatiges Fahrverbot.

Für Fahranfänger gelten noch drastischere Strafen. Denn in der Probezeit wird die Nutzung vom Handy am Steuer als sogenannter A-Verstoß gewertet. Neben den bereits erwähnten Sanktionen müssen Fahranfänger mit einer Verlängerung der Probezeit auf vier Jahre und der verpflichtenden Teilnahme an einem Aufbauseminar rechnen.

Übrigens ist auch das Nutzen von Tablets, Laptops, Notebooks und Smartwatches am Steuer ausnahmslos verboten.

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Für Fahranfänger in der Probezeit und Personen unter 21. Jahren gilt ein absolutes Alkoholverbot. Wer beim Fahren unter Alkoholeinfluss erwischt wird, dem drohen:

  • 250 Euro Bußgeld
  • 1 Punkt im Fahreignungsregister
  • Pflichtteilnahme an einem Aufbauseminar
  • Verlängerung der Probezeit auf 4 Jahre

Nach Ablauf der Probezeit und ab dem 21. Geburtstag liegt die Promillegrenze bei 0,5. Allerdings können bereits bei 0,3 Promille Konsequenzen drohen, wenn der Autofahrer bzw. die Autofahrerin einen Unfall verursacht oder durch einen auffälligen Fahrstil (etwa Schlangenlinien) auffällt. In diesem Fall spricht man von einer "relativen Fahruntüchtigkeit".

Bei Drogen im Straßenverkehr gibt es indessen keine Toleranzgrenze - ganz gleich, in welchem Alter. Wer unter Drogeneinfluss fährt, riskiert im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Schon kleinste Mengen im Blut sind strafbar, unabhängig davon, um welche Droge es sich handelt.

Wartung und Pflege des Fahrzeugs

Wer über einen eigenen PKW verfügt, sollte ihn regelmäßig überprüfen lassen. Die Bereifung ist den Witterungsverhältnissen anzupassen.

Die Bedeutung regelmäßiger Fahrzeugchecks

Um ein Auto im Straßenverkehr nutzen zu dürfen, muss es natürlich über eine gültige TÜV-Plakette verfügen. Es empfiehlt sich allerdings, auch zwischen den zweijährigen Hauptuntersuchungen eine Inspektion in einer Werkstatt vornehmen zu lassen. Durch einen regelmäßigen Fahrzeugcheck stellst du sicher, dass Bremsen, Beleuchtung, Airbags et cetera einwandfrei funktionieren. Du solltest an dieser Stelle besser nicht sparsam sein und aus Kostengründen auf jährliche Checks verzichten. Denn wenn vermeintlich kleinere Probleme nicht behoben werden, können sie schnell teure Reparaturen nach sich ziehen.

Abgesehen davon behält ein gut gewartetes und gepflegtes Fahrzeug länger seinen Wert. Das erhöht die Wiederverkaufschance.

Winter- und Sommerreifen: Die richtige Bereifung wählen

Sommerreifen sind für den Sommer die beste Wahl, Winterreifen für den Winter. Grundsätzlich gibt es aber keinen vorgeschriebenen Zeitpunkt, wann auf Sommer- bzw. Winterreifen umgestiegen werden muss. In Deutschland gibt es keine generelle Winterreifenpflicht, sondern eine situative (§ 2 (3a) StVO). Als Autofahrer hast du also dafür zu sorgen, dass dein Fahrzeug bei winterlichen Straßenverhältnissen (Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch etc.) mit Winterreifen ausgestattet ist. Es muss aber nicht generell über Winterreifen verfügen (auch wenn das natürlich dringend empfohlen wird!). Die Faustformel von Oktober bis Ostern (O bis O) dient nur der groben Orientierung. Sie hat rechtlich keinerlei Relevanz.

Wenn du bei winterlichen Straßenverhältnissen mit Sommerreifen erwischt wirst oder sogar einen Unfall verursachst, drohen dir folgende Konsequenzen:

  • In der Regel erwarten dich ein Bußgeld von 60 Euro und 1 Punkt in Flensburg.
  • Kommt es aufgrund der falschen Bereifung zu einer Verkehrsbehinderung, ist ein Bußgeld von 80 Euro fällig.
  • Kommt es zu einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, werden 100 Euro erhoben.
  • Bei einem Unfall erhöht sich das Bußgeld auf 120 Euro.

Du erkennst einen Winterreifen an einem Bergpiktogramm mit Schneeflocke (das sogenannte Alpine-Symbol). Da es natürlich höchst unpraktikabel ist, morgens spontan die Winterreifen aufzuziehen, wenn du im Winter von Schnee oder Glätte überrascht wirst, ist es ratsam, die gesamte kalte Jahreszeit über Winterreifen zu verwenden.

Falls du mit dem Gedanken spielst, deine Winterreifen im Sommer einfach weiterzufahren, solltest du dir das gut überlegen. Rechtlich spricht zwar nichts dagegen, laut ADAC weisen Winterreifen jedoch Schwächen beim Bremsen auf trockener Fahrbahn auf. Zudem haben sie im Sommer ein schlechteres Kurvenverhalten und eine niedrigere Haftung als Sommerreifen. Die Empfehlung lautet daher ganz klar: im Sommer auf Sommerreifen wechseln.

Wer sich den Reifenwechsel dennoch ersparen möchte, kann zu Ganzjahresreifen greifen. Wichtig: Diese müssen über das Alpine-Symbol verfügen. Andernfalls gelten sie nicht als wintertauglich.

Fazit: Mit diesen Tipps klappt die erste Autofahrt

Zugegeben, das waren viele Ratschläge auf einmal. Hier noch einmal die wichtigsten Tipps auf einen Blick:

  1. Viel fahren, um Fahrpraxis zu sammeln und Routine zu erwerben.
  2. Fahrsicherheitstraining absolvieren, um auch auf unerwartete Ereignisse richtig reagieren zu können.
  3. Verkehrsregeln beachten und daran halten (sonst drohen u.A. Bußgeld, Punkte, Aufbauseminar und Verlängerung der Probezeit).
  4. Umsichtig, defensiv und vorausschauend fahren.
  5. Nicht ablenken lassen (kein Handy, Tablet & Co. am Steuer verwenden!).
  6. Kein Alkohol und keine Drogen (Null-Promille- und Null-Toleranz-Grenze).
  7. Fahrzeug instand halten.
  8. Richtige Bereifung wählen.

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