Was verbirgt sich hinter Erlkönig-Autos?
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Donnerstag, 28. Sept. 2023
Autohersteller versuchen neue Modelle so lange wie möglich geheim zu halten. Dazu werden die Fahrzeuge oft beklebt. Diese Modelle werden "Erlkönige" genannt. Was verbirgt sich dahinter?
- Was ist ein Erlkönig?
- Was bezweckt man mit diesen Fahrzeugen?
- Woran erkennt man sie?
- Welche Bedeutung haben sie für die Automobilindustrie?
Wenn ein neues Fahrzeugmodell entwickelt wird, so sind die Hersteller bestrebt, Einzelheiten so lange wie möglich geheim zu halten. Doch sobald die Autos in die praktische Erprobung gehen, wird die Geheimhaltung schwierig. Welche Methoden wenden die Hersteller an, um dennoch Einzelheiten nicht zu früh zu offenbaren? Und welche Vorteile versprechen sie sich davon?
Der Begriff "Erlkönig" und die Maßnahmen
Was hat Johann Wolfgang von Goethe mit dem Automobilbau zu tun? Im Gedicht "Der Erlkönig" reitet der Vater mit seinem sterbenden Kind durch die Nacht, wobei das Kind in den Schatten die Lockrufe des "Erlkönigs" vernimmt, die dem Vater verborgen bleiben. Und dieser Name hat sich für die Prototypen der Automobilbauer etabliert.
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Woher stammt der Begriff?
Laut der Zeitschrift Autotunig stammt er aus den 1950ern. Damals druckte die "Auto, Motor und Sport" als erstes Schnappschüsse von Prototypen ab. Es handelte sich damals um einen Mercedes 180, das Bild war zufällig entstanden. Es war unklar, wie die Automobilindustrie darauf reagieren würde. Um der ganzen Aktion etwas die Schärfe zu nehmen, wandelte man eine Gedichtzeile des Erlkönigs um. "Wer fährt da so rasch durch Regen und Wind? Ist es ein Straßenkreuzer von drüben, der nur im Umfang zurückgeblieben oder gar Daimlers jüngstes Kind? Der stille Betrachter wär gar nicht verwundert, wenn jedes durchgreifend neue Modell, das selbst dem Fotografen zu schnell, nichts anderes wäre als der Sohn vom 'Dreihundert'."
Was sind Erlkönig-Autos?
Jedem neuen Fahrzeug geht eine umfangreiche Produktentwicklung voraus. Am Ende stehen dann die Prototypen, die getestet werden müssen. Um aber der Konkurrenz voraus zu sein, wollen die Hersteller natürlich so lange wie möglich Einzelheiten verschleiern. Also wird versucht, das Auto so weit wie möglich zu tarnen. Das Auto wird beklebt, es werden Karosserieteile mit Anbauteilen verfälscht, um die wahre Form nicht zu deutlich werden zu lassen. Vor allem die Beklebung ist dabei interessant, hat sie seinen Ursprung laut carwow.de im Ersten Weltkrieg.
Das Muster auf der Beklebung, der sogenannte Dazzle-Look, soll Zuschauende verwirren. Diese Lackierung sollte verhindern, dass man Größe oder Fahrtrichtung genau bestimmen konnte. Damals war die Fotografie noch nicht so perfekt wie heute, aber auch die Muster werden immer dem Stand der Technik angepasst. Zusätzlich kommen aber auch bestimmte andere Techniken zum Einsatz. Falsche Spoiler, aufgesetzte Radkästen oder auch komplette Heckteile sollen verhindern, zu früh einen Rückschluss auf das neue Fahrzeug ziehen zu können.
Bedeutung und Spionage
Wie in jedem Industriezweig ist auch die Automobilindustrie darauf aus, das "beste" Produkt auf den Markt zu bringen und damit die Konkurrenz zu übertrumpfen. Dazu ist es notwendig, möglichst viele Details im Verborgenen zu lassen. Gelingt dies während der Planungsphase noch recht gut, da die Anzahl der beteiligten Personen überschaubar ist, so ändert sich das spätestens, wenn ein Prototyp zur praktischen Erprobung auf die Straße geschickt wird.