Die Strompreise sind gestiegen, die Spritpreise schwanken auf hohem Niveau. Welche Auswirkungen hat das auf die Nutzungskosten von Autos? Sind die E-Autos wirklich noch konkurrenzfähig, vielleicht sogar noch preiswerter im täglichen Unterhalt?
- Kostenlos aufladen bei Lidl, Aldi und Co.?
- Der Vergleich: Benziner versus Stromer
- Haushaltsstrom nutzen statt öffentliche Ladestationen
Die Chefin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, ist in großer Sorge. Sie befürchtet, das vertraute sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) an, bei dauerhaft hohen Strompreisen einen Einbruch bei den Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge. Wer die Preise an der Strombörse beobachtet, wundert sich nicht, dass an den Stromtankstellen die Energie teurer ist. Deshalb stellen sich viele PKW-Nutzer*innen die Frage: Lohnt sich der Stromer überhaupt noch? Eine Modellrechnung zeigt, wie die Kostensituation Anfang 2023 konkret ist.
Kostenlos aufladen bei Lidl, Aldi und Co.?
Wer günstig Strom tanken wollte, fuhr früher auf den Parkplatz einer Handelskette. Egal ob Aldi, Ikea oder Lidl, sie alle zeigten sich kundenfreundlich und zum Service gehörte das kostenlose Aufladen der Batterie. Aldi Süd beendete das schon im Juni 2022, Lidl folgte im September. Seither sind bei den Discountern jeweils übliche Preise fällig. Gleiches gilt auch für den Heimwerkermarkt Bauhaus, der bereits seit Ende 2021 zusammen mit der EnBW die Ladeinfrastruktur betreibt und jetzt abrechnet.
Einzige Ausnahme ist noch Ikea. Das schwedische Möbelhaus bietet bei den 54 Einrichtungshäusern noch kostenlose Ladepunkte. Aktuell prüft das Management Deutschland aber, ob dieser Service noch zeitgemäß ist und schließt nicht aus, dass es bald eine Änderung gibt. Der Trend ist für den Bundesverband eMobilität (BEM) klar: Der Ladestrom wird in Zukunft im Handel abgerechnet.
Die Ladepreise an den Parkplätzen der Handelsketten sind abhängig von der Ladeleistung. Lidl zum Beispiel verlangt an den Wechselstromladesäulen, die bis zu 22 Kilowatt Leistung liefern, derzeit 29 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Januar 2023). Bei der Betankung mit bis zu 60 Kilowatt Gleichstrom sind es 48 Cent und an den sogenannten HPC-Ladepunkten ( High-Power-Charging) ab 150 Kilowatt Leistung 65 Cent. Aldi-Süd verlangt ebenfalls bei der Normalstation bis zu 22 Kilowatt Ladeleistung 29 Cent pro Kilowattstunde. Bei der Schnellladestation sind es 39 Cent.
Der Vergleich: Benziner versus Stromer
Eine einfache Vergleichsrechnung, die das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorgelegt hat, gibt Aufschluss. Es ging der Redaktion darum, die unmittelbaren Energiekosten für eine 100 Kilometer-Entfernung je nach Antriebsart zu ermitteln. Und so sieht es beim Verbrenner-Pkw aus: Laut ADAC lag Anfang Januar 2023 der Preis für einen Liter Super E10 bei rund 1,74 Euro. Bei einem durchschnittlichen PKW-Verbrauch von circa 7,7 Litern auf 100 Kilometer ergeben sich Benzinkosten von 13,40 Euro.
Diese Kosten fallen beim E-Auto an: Je nach Modell und Ausführung liegt laut Herstellerangaben der durchschnittliche Stromverbrauch eines E-Autos auf 100 Kilometer zwischen 12 und 30 kWh. Wie hoch die Strom- und Benzinkosten pro 100 km ausfallen, ist je nach Modell unterschiedlich. Faktoren wie Außentemperatur, Geschwindigkeit, Strecke, Fahrstil und ob die Sitzheizung oder Lüftung in Benutzung sind, können den Verbrauch beziehungsweise die Reichweite eines Autos mitunter stark beeinflussen.