Handy-Blitzer gegen Ablenkung am Steuer: Rheinland-Pfalz als Vorreiter in Deutschland

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Mobile Radargeräte, um die Handynutzung am Steuer zu verfolgen, sind keine neue Technologie. Sie sind bereits in Ländern wie Australien und den Niederlanden seit längerem im Einsatz. In Deutschland allerdings ist Rheinland-Pfalz nun das erste Bundesland, welches die Handy-Blitzer flächendeckend einsetzen will.

  • Neues Polizeigesetz in Rheinland-Pfalz
  • Handy-Blitzer sollen flächendeckend eingesetzt werden
  • Wie funktioniert die neue Blitzer-Technik?
  • Andere Bundesländer wollen nachziehen

Ablenkung im Straßenverkehr, vor allem durch die Nutzung des Smartphones während der Fahrt, kann zu schweren Unfällen führen und wird immer häufiger. Um Verkehrssünder auf frischer Tat zu ertappen, will man in Deutschland es nun dem Nachbarn aus der Niederlande gleich tun. Diese setzten bereits seit längerem auf eine neue Blitzer-Technologie, die die Handynutzung am Steuer strenger kontrolliert. Diese wurde in Deutschland bereits im Sommer 2022 erstmalig in Trier getestet. Jetzt will Rheinland-Pfalz mit einem neuen Polizeigesetz den Weg für eine flächendeckende Nutzung im gesamten Bundesland ebnen. 

Handy-Blitzer in Deutschland: Rheinland-Pfalz als Vorreiter

Im Gegensatz zum normalen Blitzer, soll der Handy-Blitzer - wie der Name schon verrät - Autofahrer mit einem Smartphone in der Hand ablichten. Dass es ein Handy-Verbot am Steuer gibt, sollte jedem bewusst sein. Mit den sogenannten Monocams soll es für die Polizei zukünftig möglich sein, das bekannte Verbot besser kontrollieren zu können. Allerdings ist dafür ein neues Gesetz vonnöten, um die neuen Kameras flächendeckend einsetzen zu dürfen. Ein solcher Gesetzesentwurf wurde vor kurzem in Rheinland-Pfalz eingereicht und vom Kabinett in Mainz bewilligt. 

Das neue Gesetz soll die rechtliche Grundlage schaffen, die Monocam im Straßenverkehr dauerhaft einsetzen zu dürfen. Jedes der fünf Polizeipräsidien soll 2025 eine bekommen. Rheinland-Pfalz hatte als erstes Bundesland in einem Pilotprojekt in Mainz und Trier Ablenkungsverstöße im Straßenverkehr mit diesen Spezialkameras erfasst und geahndet. Damit will das Land dem Ziel, die Zahl der Unfalltoten auf null zu bringen, näher kommen. 

In dem Pilotprojekt seien innerhalb kürzester Zeit 1300 Autofahrer mit Handys erfasst worden, sagte ein Inspekteur der Polizei Durben. Dazu sei mit der mit Schildern angekündigten Erfassung ein großer präventiver Erfolg einhergegangen: Die Ablenkungsverstöße seien halbiert worden.  Die Ordnungswidrigkeiten würden in der Regel mit einem Bußgeld in Höhe von 100 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet. Wenn Menschen im Straßenverkehr gefährdet würden, könnten es aber auch schnell bis zu 200 Euro, zwei Punkte oder sogar Fahrverbote sein. Durch Ablenkung im Straßenverkehr seien in den vergangenen Jahren ein bis drei Menschen und 2023 noch mehr ums Leben gekommen. 2022 seien zudem bei diesen Unfällen 65 Menschen schwer und 234 leicht verletzt worden. 

Handy-Blitzer: Das steckt hinter dem neuen Überwachungsgerät

Doch wie funktioniert die neue Technik, die den Autofahrern zukünftig genauer auf die Finger schauen soll? Die Handy-Blitzer basieren auf einem speziellen Kamerasystem, das mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist. Die KI soll in der Lage sein zu erkennen, ob der oder die Fahrende ein Smartphone in der Hand hält oder auf den Oberschenkeln liegen hat. 

In der praktischen Anwendung sieht das so aus, dass die sogenannten Monocams von schräg oben in das Auto filmen sollen. Deswegen werden die Kameras in der Regel an Brücken installiert, um eine freie Sicht ins Fahrzeuginnere zu ermöglichen. Im Anschluss sollen die KI-Schnappschüsse von Polizeibeamten gesichtet und kontrolliert werden. Ist ein Smartphone in der Hand zu erkennen, kommt es zum schon genannten Bußgeldbescheid in Höhe von 100 Euro und dem Punkt in Flensburg.

Allerdings sollen die Blitzer in Zukunft nicht nur in Rheinland-Pfalz zum Einsatz kommen. Andere Bundesländer überlegen bereits nachzuziehen. Sollten die neuen Smartphone-Blitzer wirklich bundesweit zum Einsatz kommen, wird es nicht nur für Autofahrer unangenehm, sondern auch für jeden Steuerzahler. Denn ein einziger Blitzer soll knapp 30.000 Euro kosten. Eine bundesweite Einführung ist also auch eine Kostenfrage. Demnach bleibt vorerst abzuwarten, wie schnell sich die neue Blitzer-Technik in Deutschland durchsetzt. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie in ein paar Jahren wohl ein fester Bestandteil im deutschen Straßenverkehr werden.

Vorschaubild: © Harald Tittel/dpa/Archiv