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Großer ADAC-Test: So weit kommen E-Autos wirklich - welche sind wirklich effizient?


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Mittwoch, 20. Sept. 2023

Die Deutschen treibt beim E-Auto zwei Fragen um: Reicht die Reichweite der Batterie bis zum angepeilten Ziel? Wie groß ist der Stromverbrauch? Der ADAC-Reichweitentest schafft Klarheit über beide Punkte.
E-Autos: Es gibt sie, die viel Strom verbrauchen.


Die ADAC-Testergebnisse zu den Elektroautos zeigen: es gibt solche, die im Normalbetrieb viel Strom verbrauchen. Andere glänzen mit einer hohen Reichweite. Der ADAC nennt sie "Stromfresser" und "Reichenweitenkönige". Was klassische Verbrennermotoren schlucken und wie weit sie üblicherweise mit einer Tankfüllung kommen, wissen die meisten Autofahrer*innen. Bei den Elektroautos gibt es viel Unsicherheit: Wie große ist die Reichweite? Fährt mein Stromer günstig? Was sind die Vergleichswerte? Wie ist der Verbrauch an Strom, gemessen in Kilowattstunden, zu bewerten? Viele Fragen, die letztlich aber über die Wirtschaftlichkeit des Stromers entscheiden.

WLTP misst den Verbrauch

Der ADAC kümmert sich um Elektroautos und testet sie kontinuierlich. Wichtig sind dabei Faktoren wie die Größe und der Preis. Im jüngsten Test ging es aber um die Reichweite und den Stromverbrauch. Vergleichbar sind beide Werte zum klassischen Verbrenner-Auto mit den gefahrenen Kilometern, die du mit einer Tankfüllung schaffst, und wie hoch der Spritverbrauch auf 100 Kilometer ist. Die Angaben der Automobilhersteller, was den Spritverbrauch angeht, sind bekanntermaßen mit Vorsicht zu genießen. Die meisten Autofahrenden verbrauchen mehr als die Hersteller angeben. Ursachen dafür sind das Fahrverhalten, die Witterungsbedingungen und die Straßenverhältnisse. Das ist bei den Elektroautos nicht anders.

Video:




Die Verbrauchswerte und die Reichweite der Herstellerfirmen von Elektroautos liegen fast immer unter den Werten, die im Ecotest des ADAC konkret zu erreichen waren. Den krassesten Unterschied beim Verbrauch gibt es beim Modell von VW ID.4 GTX 4Motion. Volkswagen gibt ihn mit 18,3 Kilowattstunden auf 100 gefahrene Kilometer an. Im Ecotest waren aber in Wirklichkeit 26,9 Kilowattstunden für die Strecke notwendig. Das macht einen Unterschied von 8,6 Kilowattstunden oder 32 %. Gleiches gilt für die Reichweite: Realität und Herstellerangaben stimmen nicht überein. Der Verbrauch ist meistens höher und deshalb die Reichweite geringer.

Woran liegt das? Die Messdaten-Ermittlung passiert mit einem weltweit standardisierten Verfahren, dem Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure, kurz WLTP. Alle Fahrzeughersteller haben sich verpflichtet, diese Daten zu veröffentlichen und dem Käufer zur Verfügung zu stellen. Das Ziel der Maßnahme: realistischere Verbrauchsangaben für die Käufer. Aber: Nur bei gleichen Fahr- und Umweltbedingungen sind die ausgewiesenen Werte erreichbar. Der Haken ist also, dass die Bedingungen nicht gleich sind. So gibt es in Deutschland größere Temperaturunterschiede als im Durchschnitt in Europa. Viele Monate ist es bei uns kälter, was die Leistungsfähigkeit der Batterie verringert. Außerdem hat die von dir gefahrene Geschwindigkeit erhebliche Auswirkungen auf den Verbrauch.

Elektroauto-Verbrauch: Große Unterschiede

Größere und schwerere Fahrzeuge haben tendenziell einen höheren Stromverbrauch. Doch wie groß die Unterschiede tatsächlich sind, überrascht dann doch. So kommt das sparsamste Elektroauto, das derzeit zu haben ist – das aerodynamisch geschliffene Mittelklassefahrzeug von Hyundai Ioniq 6 –, auf einen ADAC-Ecotest-Verbrauch von erstaunlich niedrigen 15,5 Kilowattstunden pro 100 km. Auf Rang zwei liegt ebenfalls ein Hyundai, der kleinere Kona Elektro. Ebenso das Tesla Model 3 geizt vorbildlich mit Energie. Das sind die fünf Elektroautos mit dem geringsten Verbrauch, gemessen in Kilowattstunden auf 100 Kilometer:

  • Hyundai Ioniq 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 2WD
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 15,5 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 14,3 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Hyundai Kona Elektro (64 kWh) Trend (Modell nach Facelift)
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 16,7 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 14,7 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Tesla Model 3
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 16,8 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 14,4 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Fiat 500e Cabrio Icon
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 17,4 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 14,7 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Mini Cooper SE
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 17,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 14,8 bis 16,8 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
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Das sind die fünf Elektroautos, mit dem höchsten Verbrauch in Kilowattstunden auf 100 Kilometer:

  • VW ID.4 GTX 4Motion
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 26,9 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 18,3 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Jaguar i-Pace EV400 S AWD
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 27,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 22,0 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro AWD
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 28,8 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 23,8 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Citroën e-Spacetourer XL (75 kWh) Shine
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 29,7 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 26,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Mercedes EQV 300 lang
  • Verbrauch im ADAC-Ecotest: 30,9 Kilowattstunden auf 100 Kilometer
  • Verbrauch Herstellerangaben WLTP: 28,1 Kilowattstunden auf 100 Kilometer

Die größte Reichweite schafft eine "dicke" Batterie

Dass die Ursache für eine vorzügliche Reichweite nicht immer eine große Batterie ist, zeigen die Modelle aus Korea. Hyundai Kona Elektro mit 435 Kilometern und Kia e-Soul mit 390 Kilometern kommen mit ihren sparsamen Motoren trotz ihrer schlanken Batteriegrößen (64 kWh) erstaunlich weit. Aber mit den "Reichweitenkönigen" von BMW iX xDrive 50 (610 Kilometer), Mercedes-Benz EQS 450+ Electric Art (575 Kilometer) und dem Hyundai Ioniq 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 2W (555 Kilometer) können sie nicht mithalten. Aber selbst der kleine Renault Zoe mit 52-kWh-Batterie fährt im ADAC-Ecotest 335 Kilometer ohne Ladeaufenthalt. Spitzenreiter ist der große BMW iX. Ihm nützte sein effizienter Antrieb und natürlich seine "dicke" Batterie mit nutzbaren 105 Kilowattstunden, so der ADAC. Die fünf Elektroautos mit der höchsten Reichweite gemessen in Kilometer: 

  • BMW iX xDrive 50
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 610 Kilometer
  • Mercedes-Benz EQS 450+ Electric Art
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 575 Kilometer
  • Hyundai Ioniq 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 2W
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 555 Kilometer
  • BMW i7 xDrive 60
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 545 Kilometer
  • Mercedes-Benz EQE 350+
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 530 Kilometer
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Am unteren Ende der Skala der Reichweite landet der Renault Twingo Electric Intens mit schlappen 150 Kilometern Reichweite. Das ist eindeutig zu wenig für längere Strecken, das Fahrzeug hat seine Stärken im Stadtverkehr, auf kurzen Strecken. Gleichermaßen gilt das für den Mazda MX-30 e-SKYACTIV Makoto und den Honda e Advance. Das Modell von Dacia Spring Electric Comfort Plus 2WD schafft fast die 200 Kilometermarke. Der Nissan Leaf Acenta (40 kWh) knackt diese sogar. Hier die fünf Elektroautos mit der geringsten Reichweite, gemessen in Kilometer:

  • Nissan Leaf Acenta (40 kWh)
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 201 Kilometer
  • Dacia Spring Electric Comfort Plus 2WD
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 185 Kilometer
  • Honda e Advance
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 180 Kilometer
  • Mazda MX-30 e-SKYACTIV Makoto
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 170 Kilometer
  • Renault Twingo Electric Intens
  • Reichweite im ADAC-Ecotest: 150 Kilometer

Fazit: 350 Kilometer reichen im Alltag

Ganz klar: In Sachen Reichweite haben Elektrofahrzeuge inzwischen aufgeholt. Trotzdem befürchtet immer noch die Hälfte der Bürger*innen in Deutschland, dass der Akku-Strom des Elektroautos für längere Strecken nicht reicht. Aber mit den derzeit durchschnittlichen rund 350 Kilometern ist die Reichweite für den alltäglichen Einsatz mehr als ausreichend. Bis zum Jahr 2025 soll die durchschnittliche Batteriereichweite von Elektroautos sogar auf 784 Kilometer ansteigen. Außerdem: Mit den Lade-Apps lassen sich aber mühelos Ladestationen ausfindig machen. Die "Reichweiten-Angst" ist also unbegründet. Aber: Die tatsächlichen Kosten über die gesamte Haltedauer lassen sich nicht allein am Stromverbrauch bemessen. Bei Elektroautos gilt wie bei Verbrennern: Kaufpreis, Wartung, Reparaturkosten, Versicherung und Wertverlust gehören in die Gesamtbilanz. 

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