Nachdem am 1. Mai 1945 der Selbstmord Hitlers bekannt wurde, brach an vielen Orten ein unkoordinierter Aufstand gegen die Besatzer los. Am 5. Mai begann er nach einem Aufruf im Rundfunk auch in Prag. Vier Tage lang wurde gekämpft. Am 8. Mai unterschrieb der Oberbefehlshaber der Wehrmacht im Protektorat in Prag die Kapitulation, die sowjetische Armee zog am 9. Mai in die Hauptstadt ein. Den entwaffneten deutschen Soldaten wurde der Abzug nach Westen erlaubt. Zwei Tage später war der restliche Widerstand gebrochen. Doch damit war der Krieg nicht beendet. Aus den Grenzgebieten wurden die Deutschen vertrieben. Es kam vielerorts zu Gewalt, Entmenschlichung und Erniedrigung. Die offizielle Vertreibung begann am 1. Januar 1946 und endete am 1. November. Rund 2,2 Millionen Deutsche mussten ihre Heimat verlassen.
Der Prager Frühling
Die Vertreibung der Deutschen brachte neue Probleme mit sich. Die neuen Bewohner*innen, die man in den Gebieten ansiedelte, konnten jedoch die Verluste für Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft nicht kompensieren. Auch international wurden die Beziehungen nach dem Krieg schwieriger, da sich der eiserne Vorhang zu senken begann. Hatte man am Anfang noch versucht, eine Art Drehscheibe zwischen Ost und West zu sein, neigte das Land bis 1948 sich immer mehr der Sowjetunion zu. Das Land war zwar als Staat wiederhergestellt, stand aber wie Polen, Rumänien und die anderen von den Sowjets befreiten Länder unter der Aufsicht Moskaus, genauer gesagt unter Stalins Herrschaft. Als dieser 1953 starb, begann die Phase der Entstalinisierung, 1956 wurde auch in der Tschechoslowakei der Personenkult um Stalin verurteilt. 1957 wurde Antonín Novotny Partei- und Staatschef, Anfang der 60er Jahre schaltete er die Stalinisten aus und öffnete das Tor für Liberalisierung und Meinungsfreiheit.
1967 machten sich in der CSSR erneut zunehmend Unzufriedenheit und Unruhen breit. Diese gingen in der Hauptsache auf Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle um Václav Havel zurück, welche den Unmut formulierten. Novotny stellte sich gegen die Stationierung sowjetischer Raketenbasen, was der Generalsekretär der KpdSU Leonid Breschnew zum Anlass nahm, die Absetzung Novotnys in die Wege zu leiten, der im Januar 1968 zurücktreten musste. Mit Genehmigung durch die Kreml-Führung wurde von der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPTsch) Alexander Dubcek zum neuen Führer (Erster Sekretär) gewählt. Dieser war in Moskau ausgebildet worden, doch schon bald bereute man in Moskau die Bestätigung Dubceks, denn dieser hatte die Absicht, weitreichende wirtschaftliche, kulturelle und politische Veränderungen voranzutreiben. Das Volk stand hinter Dubcek und den Reformen, die als "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" tituliert wurden – oder als "Prager Frühling". Im April 1968 verurteilte die KPTsch in einem Bericht die katastrophalen Zustände im Wohnungswesen, die Stagnierung des Lebensstandards, die Mängel im Transportwesen und die schlechte Qualität von Waren und Dienstleistungen, sprich die gesamte Planwirtschaft. Es schien also unerlässlich, das Wirtschaftssystem liberaler und flexibler zu gestalten. Ferner hieß es, man sei bereit, Rechte, Freiheiten und Interessen zu garantieren und würde auch Richtlinien und Beschlüsse ändern, um die Forderungen des Volkes zu erfüllen. Es wehte ein Hauch von Freiheit durch das Land.
Doch dem Kreml passten diese Beschlüsse nicht. Zwar versicherte Dubcek, das Land würde weiter Mitglied des Warschauer Paktes und auch im sozialistischen Lager bleiben, doch Breschnew glaubte nicht daran. So begann man, Druck auszuüben. Für die Kreml-Führung gab es keinen anderen Weg, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen als den sowjetischen. Breschnew bestand darauf, dass die Sowjetunion höchster Schiedsrichter in allen Angelegenheiten in Osteuropa wäre, denn schließlich hätte die Rote Armee diese Länder befreit. Er befürchtete, eine Schwächung der kommunistischen Herrschaft in einem kommunistischen Land würde einen Domino-Effekt hervorbringen. Hatte die sowjetische Führung 1956 den ungarischen Aufstand noch im Alleingang durch die Rote Armee niederschlagen lassen, so ging man dieses Mal einen anderen Weg. Ab April 1968 fanden mehrere Gipfeltreffen des Sowjetblocks statt, in denen Moskau versuchte, seine Verbündeten davon zu überzeugen, gemeinsam gegen die tschechoslowakischen Reformen aufzutreten. Bulgarien, Polen und die DDR schlossen sich umgehend an. Rumänien hielt sich heraus, Ungarn versuchte, einen Kompromiss zu finden. Im Juli wurde eine gemeinsame Erklärung, genau genommen eine Warnung, veröffentlicht. Man forderte darin die Tschechoslowakei auf, die "Konterrevolution" zu beenden. Der ungarische Regierungschef Kádár war immer noch der Meinung, man könne die "Krise" nur gemeinsam mit der Prager Führung lösen, doch er wurde zunehmend isolierter und trat schließlich zurück. Er erklärte, Ungarn würde sich den anderen anschließen. Breschnew forderte Anfang August die Wiedereinführung der Zensur sowie die Entlassung führender Reformer. Dubcek kam dem nur halbherzig nach. Am 17. August 1968 beschloss das sowjetische Politbüro, in der Tschechoslowakei militärisch zu intervenieren. In der Nacht auf den 21. August marschierten die Truppen des Warschauer Paktes ein. Insgesamt waren eine halbe Million Soldaten beteiligt. Es gab allerdings keinen bewaffneten Widerstand, nur riesige Demonstrationen in den Städten, über welche die Radio- und Fernsehsender berichteten – bis sie gleichgeschaltet wurden. Da es keine neue Führung gab, musste die Kreml-Führung mit Dubcek verhandeln, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern verhaftet und nach Moskau geflogen wurde. Am Ende wurde ein Abkommen unterzeichnet, in dem alle Reformen rückgängig gemacht wurden. Im Gegenzug wurden die Truppen abgezogen. Die neue Moskau-freundliche Führung der Tschechoslowakei kehrte zum alten Sozialismus zurück und blieb dabei bis 1989.
Das Ende der UDSSR und die Teilung
In der zweiten Hälfte der 70er Jahre bildete sich in der Tschechoslowakei eine Bürgerrechtsbewegung heraus. Diese entwickelte sich schnell zur wichtigsten Oppositionskraft. Nachdem Michail Gorbatschow in der UDSSR die Macht übernommen hatte und versicherte, dass sich sein Land nicht mehr in die Angelegenheiten der Ostblockstaaten einmischen würde, gewann diese Bewegung schnell an Bedeutung. Eine neue Revolution bahnte sich an, die sogenannte "samtene Revolution". Es handelte sich dabei um friedliche Massenproteste, die den Übergang in der Tschechoslowakei vom Kommunismus in die Demokratie einleiteten. Doch diese wurden nicht selten von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Am 17. September 1989 zogen Studenten, die wichtigste protestierende Kraft, in Massen durch die Straßen. Viele wurden dabei von Polizisten verprügelt. Das hatte zur Folge, dass die gesamte Opposition unter der Leitung von Vaclac Havel am 20. November zum Massenprotest aufrief. Ende des Monats waren mehr als 750.000 Demonstranten auf den Straßen von Prag und forderten die Regierung zum Rücktritt auf, was letztlich auch erfolgreich war.
Doch die alten Probleme zwischen Tschechien und der Slowakei bestanden weiterhin. Der Zusammenbruch der kommunistischen Regierung hinterließ im Grunde genommen ein Machtvakuum. Die Menschen wurden sich ihrer nationalen Identität bewusst. Sie waren keine "kommunistischen Internationale", sondern Tschechen und Slowaken. Die slowakische Elite wollte mehr Macht im Land. Doch Präsident Vaclav Havel verschärfte die Situation noch, statt sie zu beruhigen. Er schloss die slowakischen Militäranlagen, was zu einer Zunahme der Arbeitslosigkeit führte. Die Slowaken forderten vom Finanzminister Mittel, um die Kosten decken zu können, was dieser verweigerte. Der Beginn der Wirtschaftsreformen beim Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus war für die schon immer ärmere Slowakei schwieriger zu bewältigen, was den Separatismus noch weiter verschärfte. Bei den Wahlen 1992 wurde die Spaltung immer deutlicher, denn während in der Tschechischen Republik eine bürgerlich-demokratische Partei, welche eine Fortsetzung der Reformen und den Erhalt der Föderation forderte, als Sieger hervorging, war es in der Slowakei die "Bewegung für die demokratische Partei", welche eine Konföderation forderte. So kam es in der Villa Tugendhat bei Brünn zu der Übereinkunft, die Föderation zu beenden und zwei eigenständige Staaten zu gründen. Am 1. Januar 1993 wurde die Teilung endgültig vollzogen. Die Tschechoslowakei existierte nicht mehr.
Fazit: In vielerlei Hinsicht sind sich die Geschichten Jugoslawiens und der Tschechoslowakei sehr ähnlich. Entstanden nach dem Ersten Weltkrieg hatten beide Länder sowohl ein ethnisches als auch ein politisches Problem. Beide Länder wurden zeitweise im Zweiten Weltkrieg aufgelöst und standen danach unter einer kommunistischen Herrschaft. Doch während in Jugoslawien später mehrere Kriege tobten, gelang es der Tschechoslowakei, sich in Frieden zu trennen. Heute gilt das Verhältnis der Tschechischen Republik zur Slowakei als ausgezeichnet.