Bist du ein Misanthrop? Das verbirgt sich dahinter

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Misanthropen ziehen Einsamkeit vor.
Denken, Depression, Grübeln
Barbro Wickström/Colourbox.de

Was ist eigentlich ein Misanthrop? Woran kannst du ihn erkennen und wie kannst du mit ihm umgehen? Und was kannst du tun, wenn du selbst davon betroffen bist?

Es heißt, sowohl Dr. House als auch Sherlock Holmes seien Misanthropen. Beides sind zwar fiktive Personen, aber gute Beispiele für Misanthropie.

Auch Schopenhauer wird Misanthropie nachgesagt. Doch was genau ist das eigentlich? Wie erkennt man Misanthropie und kann man etwas dagegen tun?

Was ist Misanthropie?

Jeden Menschen zu mögen, ist unmöglich. Es gibt immer wieder welche, denen du am liebsten aus dem Weg gehst. Das ist weder krankhaft noch unnatürlich. Ein Misanthrop hingegen hasst alle Menschen. Wörtlich übersetzt heißt Misanthropie laut Duden "Menschenhass". Allerdings ist es keine Krankheit, sondern es handelt sich dabei um eine Einstellung und Denkweise. Misanthropie zeigt sich nicht in jeder Handlung und Entscheidung. Laut karriere.bibel kann ein Misanthrop durchaus hilfsbereit sein, allerdings hat er damit viele schlechte Erfahrungen gemacht. 

Der Focus schreibt dazu, dass Misanthropie als leichte Form mit einer Gesellschaftskritik einhergeht. Diese ist an sich harmlos. Nur wenn sie stärker ausgeprägt wird, kann sie gefährliche Ausmaße annehmen: angefangen von der vollständigen Isolation bis hin zum Mord an Mitmenschen. Allerdings kann Misanthropie auch ein Hinweis auf eine psychische Störung sein. Die Ursachen für Misanthropie können schlechte Erfahrungen mit der Menschheit sein, aber auch traumatische Erlebnisse durch andere Menschen. Misanthropen glauben oft, wenn sie ihre Kritik auf schonungslose Art kundtun, würde sich das Verhalten der Menschen ändern. Dies ist allerdings ein Trugschluss und führt nur zu weiteren Enttäuschungen. Vielleicht hast du auch schon einmal gehört, dass Corona uns alle zu Misanthropen gemacht hätte. Laut Deutschlandfunk stimmt das nicht. In den Hochzeiten während der Pandemie haben wir uns alle von anderen Menschen so gut es ging ferngehalten. Dies ist jedoch meist aus Rücksicht und per Verordnung geschehen. Ob und inwiefern sich dadurch die Anzahl der Misanthropen erhöht hat, muss sich erst zeigen, derzeit gibt es dazu keine verlässlichen Quellen. 

Nicht zu verwechseln ist Misanthropie mit anderen Formen des Menschenhasses wie beispielsweise Homophobie, Frauen- bzw. Männerhass, Islamfeindlichkeit oder Abwertung von Menschen, die dem eigenen Schönheitsideal nicht entsprechen oder gegen Obdachlose. Misanthropie richtet sich gegen die Menschheit im Allgemeinen. Dabei kommt es nicht auf die Herkunft, die Religion, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder andere Faktoren an. Es kann jedoch dort zu Überschneidungen kommen. 

Misanthropie - wie damit umgehen?

Grundsätzlich ist zwischen Menschenscheu und Menschenhass zu unterscheiden. Der Unterschied: Jemand, der menschenscheu ist, wünscht sich soziale Kontakte, kann sie aber weder erreichen noch halten. Der Misanthrop hingegen lehnt die Nähe anderer Menschen generell ab. Doch wie kann man die Misanthropie überwinden? Zunächst einmal muss man sich über seine Misanthropie bewusst werden. Dazu soll man seine Gedanken und Gefühle reflektieren und verstehen. Wie stark ist die Abneigung ausgeprägt? Weiter muss man versuchen, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Auch wenn die Welt um einen herum auseinanderzufallen scheint, wenn viele negative Dinge passieren, man muss sich klarmachen, dass nicht alles schlecht ist. Positive Beispiele suchen, sich auch von negativen Einflüssen trennen. Dazu kann auch eine Abstinenz von sozialen Netzwerken zählen. Auch gibt es inzwischen Apps, die einem dabei helfen. 

Unser Geist funktioniert nicht neutral. Wir alle machen typische Denkfehler. Diese werden "Bias" genannt. Bei der Misanthropie sind die folgenden Muster ausschlaggebend:

  • Confirmation Bias: Es werden vor allem diejenigen Informationen wahrgenommen, die zur eigenen Meinung passen. Andere werden ausgefiltert.
  • Selbsterfüllende Prophezeiung: Wer eine schlechte Meinung von Menschen hat, zieht sich eher zurück und behandelt andere schlechter. Dadurch entstehen Reaktionen, die die Grundmeinung bestätigen, aber eigentlich mit dem eigenen Verhalten zu tun haben.
  • Negatives Werturteil: Negative Erfahrungen speichert das Hirn sehr viel intensiver und länger als positive. Sie scheinen deshalb viel schwerwiegender und häufiger zu sein, als sie in Wirklichkeit sind.

Besonders wichtig, wenn du die Misanthropie überwinden willst: Mehr Verantwortung für das eigene Leben übernehmen. Hier ist gemeint, dass du nicht dem Umfeld die Schuld für die schlechten Dinge im eigenen Leben geben solltest. Wo ist der eigene Anteil? Damit kannst du die Sichtweise verändern. Und sehr wichtig: Umgebe dich mit positiven Menschen. Wer immer nur von negativ eingestellten Menschen umgeben ist, der wird zwangsläufig auch diese Einstellung übernehmen. 

Fazit

Es ist schwierig, aus der Misanthropie auszubrechen. Professionelle Hilfe ist hier eher schwierig zu bekommen, da es sich nicht um eine psychische Störung, sondern um eine innere Einstellung handelt. Dies musst du zunächst selber erkennen. Misanthropie kann allerdings auch zu Problemen im Berufsleben führen, wenn du dort zwangsläufig mit vielen Menschen zu tun hast.