Druckartikel: AfD-Kundgebung scheitert in Würzburg an massivem Widerstand - "wird Konsequenzen haben"

AfD-Kundgebung scheitert in Würzburg an massivem Widerstand - "wird Konsequenzen haben"


Autor: Isabel Schaffner, Agentur dpa

Würzburg, Montag, 26. Juni 2023

Die AfD hatte am Sonntag (25. Juni 2023) zu einer "großen Kundgebung" in Würzburg aufgerufen. Wegen massiven Gegenprotests kam die Gruppe um Björn Höcke jedoch nicht weit. Sein Parteikollege macht daraufhin in einem Video seinem Ärger Luft.
Björn Höcke, Vorsitzender der AfD Thüringen (r), steht in Würzburg nahe einer Gedenkstele zum Gedenken an die Opfer einer Messerattacke von 2021, mit AfD-Sympathisanten vor Gegendemonstranten.


  • Würzburg veranstaltet Gedenktag zu Messerattacke 2021
  • AfD-Gruppe um Björn Höcke trifft auf über tausend Gegendemonstranten
  • "Von oben vorgegeben?": Daniel Halemba (AfD) wütend auf Polizei und Innenminister
  • "Danke!" - Organisatoren der Gegendemonstration ziehen Bilanz

Erfolg und Scheitern liegen bei der AfD momentan nah beieinander. Im thüringischen Sonneberg an der Grenze zu Franken wurde AfD-Politiker Robert Sesselmann am Sonntag (25. Juni 2023) zum ersten Landrat der Partei in der Bundesrepublik gewählt. Im Rahmen eines Gedenkens an den tödlichen Messerangriff eines psychisch kranken Mannes auf Passanten plante die AfD zudem am selben Tag eine Kundgebung auf dem Würzburger Marktplatz. Dies jedoch ohne Erfolg.

AfD trifft in Würzburg auf "starken Gegenprotest" - Gewerkschaftsbund will "rechtsextreme Propaganda" verhindern

"Erinnerung: Diesen Sonntag haben wir in Würzburg eine große Kundgebung mit Björn Höcke. Nicht verpassen!", postete der AfD Kreisverband Würzburg am Donnerstag (22. Juni 2023) noch auf Facebook. Geplant war ein stilles Gedenken ab 14 Uhr am Barbarossaplatz und anschließend ein Schweigemarsch zum Kundgebungsort am Unteren Markt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund Unterfranken (DGB) mobilisierte am Dienstag (20. Juni 2023) auf Facebook gegen diesen Plan:

Video:




"Aus aktuellem Anlass verbreiten wir im Namen des DGB Kreisverbandes Würzburg den Aufruf zum Protest gegen Björn Höcke und die AfD." Diese wollten die Gedenkveranstaltung in Würzburg für "ihre rechtsextreme Propaganda instrumentalisieren". Deswegen habe der Kreisverband eine "Gegenkundgebung in Hör- und Sichtweite zur Abschlusskundgebung der AfD (ab circa 14 Uhr) am Unteren Markplatz angemeldet".

Laut dem Polizeipräsidium Oberfranken trafen die etwa 70 Versammlungsteilnehmer*innen der AfD gegen 14 Uhr am Barbarossaplatz "auf starken Gegenprotest, welcher mit lautstarkem Rufen und Trillerpfeifen seinen Unmut über die Versammlung kundgab". Anwesend war unter anderem das Bündnis "Würzburg ist bunt". Die Menschen trugen etwa Schilder mit der Aufschrift "gegen rechte Instrumentalisierung" und "kein Bock auf Nazis".

Sitzblockade hält AfD-Zug auf - Polizei entscheidet sich "gegen weitergehende polizeiliche Maßnahmen"

Ein Aufzug der AfD vom Barbarossaplatz zum Unteren Markt wurde schließlich durch rund 250 Personen bereits in der Eichhornstraße kurz vor der Schönbornstraße gestoppt, schreibt die Polizei weiter. Mit einer Sitzblockade hinderten die Gegendemonstranten die AfD am Weiterkommen. "Auch durch den Einsatz von Kommunikationsteams gelang es nicht, diese Sitzblockade aufzulösen. Die Würzburger Polizei entschied in der Folge für eine deeskalierende Vorgehensweise und gegen weitergehende polizeiliche Maßnahmen wie die Auflösung der Sitzblockade unter Anwendung von unmittelbarem Zwang", so die Erklärung des Vorgehens.

Auch eine alternative Route zum Unteren Markt war laut Polizei "aufgrund des Gegenprotestes von teilweise bis zu 1200 Teilnehmern schwierig durchzusetzen". Als Folge beendete die Versammlungsleitung der AfD die Versammlung in der Eichhornstraße. Frustriert und verärgert ließ Daniel Halemba aus dem AfD-Kreisvorstand Würzburg nahe dem Marktplatz, wenige Meter vor Polizei und Gegendemonstranten, ein Video von sich aufnehmen und postete es am Abend auf Facebook.

Dabei steht der Text: "Skandal in Würzburg. Die bayerische Polizei schafft es nicht, die Durchführung unserer angemeldeten Versammlung zu garantieren. War das von oben vorgegeben oder einfach nur Unfähigkeit?" Im Video sagt er unter anderem: "Wir hatten heute am Jahrestag der grausamen Messermorde in Würzburg eine würdige Gedenkveranstaltung angemeldet. Diese wurde uns verunmöglicht durch das Versagen der Polizei." Diese habe sich schlecht organisiert und sei mit "viel zu wenigen" Beamten anwesend.

AfD-Politiker droht bayerischem Innenminister Joachim Herrmann mit Konsequenzen

"Man hat es nicht geschafft, 50 Schüler von der Straße zu drängen, damit wir an unseren Kundgebungsort kommen." Auch die Trillerpfeifen während der Gedenkminute führt er an und schließt mit den Worten ab: "So geht das nicht weiter. Ich richte diese Worte an den Innenminister, Herrn Herrmann, das wird Konsequenzen haben." Die AfD teilte den Post kommentarlos auf Facebook. Inzwischen hat sich die Polizei zu den Vorwürfen geäußert.

Am Sonntag gegen 16 Uhr wandte sich der DGB erfreut an die Öffentlichkeit: "Danke! Der geballte Widerstand gegen die Rechtsextremen um Höcke und AfD. (...) Die AfD hat ihre Kundgebung auf dem Unteren Markt letztlich abgesagt. Wir danken allen für diese überwältigende Demonstration dessen, wofür Würzburg steht. Gegen Faschismus, für Solidarität und Vielfalt."

Die Polizei nennt den Protest in ihrer Bilanz indes "überwiegend friedlich". Nach der Versammlung kam es zu zwei Vorfällen. Ein Anhänger des Gegenprotestes versuchte demnach eine AfD-Beachflag zu entwenden. Ein anderer Anhänger der Bewegung "Würzburg ist bunt" geriet zudem mit einem Versammlungsteilnehmer der AfD in eine körperliche Auseinandersetzung. Alle drei Männer wurden vorläufig festgenommen und müssen sich nun in Strafverfahren rechtfertigen. Weitere Nachrichten aus Würzburg findest du auf unserer Übersichtsseite.