Rotkreuzklinik Würzburg in akuter Not - Krankenhaus zieht Reißleine
Autor: Ralf Welz
Würzburg, Mittwoch, 17. Sept. 2025
Die Rotkreuzklinik Würzburg steht vor einer unsicheren Zukunft. Für das finanziell angeschlagene Krankenhaus wurde ein Sanierungsverfahren gestartet.
Die wirtschaftliche Lage der Kliniken in Deutschland ist äußerst angespannt. Laut dem Krankenhaus-Index 2025 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) bewerten fast 60 Prozent der Allgemeinkliniken ihre wirtschaftliche Situation als schlecht oder sehr schlecht. Als Gründe hierfür wurden unter anderem nicht refinanzierte Kostensteigerungen und ein zunehmender Fachkräftemangel genannt. Der "Krankenhaus Rating Report 2025" zeigt laut einem Bericht des Deutschen Ärzteblatts ebenfalls, dass die Zahl defizitärer Kliniken steigt.
Besonders kleinere und kommunale Häuser in ländlichen Regionen kämpfen mit erheblichen finanziellen Belastungen. Auch in Franken stehen Einrichtungen vor massiven Problemen: Die Diakoneo-Klinik im mittelfränkischen Schwabach hat im Juli Insolvenz angemeldet, nachdem sie zuvor über Jahre hinweg erhebliche Verluste verzeichnet hatte. Im unterfränkischen Ebern (Landkreis Haßberge) wird das Krankenhaus geschlossen. Dies sei "letztlich unumgänglich", wie der Betreiber im August betonte. Wie nun bekannt wurde, steht auch ein Würzburger Krankenhaus vor einer unsicheren Zukunft.
Rotkreuzklinik Würzburg startet Sanierungsverfahren - glückt so die Rettung?
Die Rotkreuzklinik Würzburg hat beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag gestellt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form eines Insolvenzverfahrens. Dieses Sanierungsverfahren bietet dem Schuldner die Chance, sein Unternehmen eigenständig zu restrukturieren, bevor ein reguläres Insolvenzverfahren eingeleitet wird. "Das Verfahren ermöglicht es uns, unseren Haushalt neu aufzustellen und währenddessen den Betrieb der Klinik im Sinne der Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vollumfänglich fortzuführen", heißt es in einem Statement auf der Internetseite der Rotkreuzklinik Würzburg.
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Die Eröffnung des Schutzschirmverfahrens wurde demnach am 8. September beantragt. Die Rotkreuzklinik Würzburg ist bereits das vierte Krankenhaus unter der Trägerschaft der Schwesternschaft München des BRK, das diesen Schritt gehen musste. Während die Rotkreuzklinik in München nach ihrer Sanierung einen erfolgreichen Neustart verzeichnete, kam es für das Haus in Lindenberg im Allgäu zum Aus. Auch die Rotkreuzklinik im baden-württembergischen Wertheim musste ihren Betrieb einstellen.
Wie geht es nun am Standort in Unterfranken, dessen Geschichte bis ins Jahr 1901 zurückreicht, weiter? "Die Rotkreuzklinik Würzburg hat durch den Zusammenhalt aller Beteiligten in den vergangenen Jahren erfolgreich viele Krisen gemeistert", heißt es auf der Webseite des Krankenhauses zur aktuellen Situation. "Dieser Einsatz sowie das ärztliche Versorgungsmodell unterscheiden die Rotkreuzklinik Würzburg im positiven Sinne von vielen Kliniken bundesweit und machen uns für die kommenden Monate stark."
"Medizinische Versorgung bleibt sicher": Krankenhausleitung wendet sich an Bevölkerung
Mit Blick auf die folgenden Schritte zeigen sich die Verantwortlichen betont optimistisch. "Wir werden auf den Erfolgen des begonnenen Sanierungsprozesses aufsetzen, die uns als gute Basis für die weitere Planung und als Säule zur Sicherung der finanziellen Stabilität dienen. Klar ist: Unser Klinikbetrieb bleibt auch in der Sanierungsphase vollumfänglich erhalten", heißt es in der öffentlichen Stellungnahme. "Die medizinische Versorgung für Sie und Ihre Angehörigen bleibt sicher", erklärt die Verantwortlichen in Richtung Bevölkerung. Dies gelte genauso für die Aussichten auf eine Weiterbeschäftigung der Krankenhausbeschäftigten.
Die Klinikleitung arbeite mit externen Sanierungsexperten daran, ein Konzept zu entwickeln, das auf die Herausforderungen des Gesundheitswesens und die Krankenhausstrukturreform eingehe. Dazu gehörten bereits laufende Maßnahmen zur Kostensenkung und Pläne für eine Neuausrichtung als Fachkrankenhaus mit den Schwerpunkten Orthopädie und Neurochirurgie.