Polizei fasst mutmaßlichen Autobahnschützen

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BKA-Beamte haben den Tatverdächtigen heute Vormittag zumErmittlungsrichter in Würzburg gebracht. Foto: Franz Barthel
BKA-Beamte haben den Tatverdächtigen heute Vormittag zumErmittlungsrichter in Würzburg gebracht. Foto: Franz Barthel

Ein 57-Jähriger soll für über 700 Schüsse auf Lastwagen und andere Fahrzeuge auf deutschen Autobahnen verantwortlich sein. Der Schütze soll Berufskraftfahrer gewesen sein.

Der Mann, den die Zivilbeamten am Montagvormittag in das Würzburger Justizgebäude führten, fiel nicht weiter auf: Schwarzes T-Shirt, Trainingshose, unter dem T-Shirt zeichnete sich ein deutlicher Bauch ab. Er hielt sich Blätter vors Gesicht, wollte nicht erkannt werden. Der Mann soll der seit Jahren gesuchte Autobahnschütze sein.

Die Ermittler werfen ihm vor, in mehr als 700 Fällen auf andere Fahrzeuge geschossen zu haben.

Bereits am Sonntagabend melden SWR und Bayerischer Rundfunk, die Polizei habe den Autobahnschützen gefasst. Am Montagvormittag sagte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes: "Ich kann das im Moment nicht kommentieren." Kurz nach 13 Uhr dann die Bestätigung: Eine Festnahme. Ein 57-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen. "Er ist dringend tatverdächtig", heißt es in einer knappen Mitteilung. Tatverdächtig, in mehr als 700 Fällen Autotransporter, andere Fahrzeuge und Gebäude von der Autobahn aus beschossen zu haben.

Der Mann soll Berufskraftfahrer sein und bei einer Spedition arbeiten, die Beamten haben Schusswaffen sichergestellt.


Einen solchen Verdacht hegten die Ermittler schon lange. Boris Raufeisen, Oberstaatsanwalt in Würzburg, sagt: "Ballistische Untersuchungen und Schussbilder deuteten auf eine erhöhte Position des Schützen hin. " Ungefähr 2,40 Meter. Das ist Lkw-Sitzhöhe. Und außerdem: die meisten Kugeln schlugen auf linken Seiten ein, daraus schlossen die Ermittler: Der Schütze schießt aus dem Gegenverkehr oder beim Überholen.
Der erste Fall ereignete sich im Juli 2008.Damals entdeckte ein Fernfahrer ein Einschussloch. Im November 2009 verletzte der Schütze dann eine Frau bei Würzburg.

Eine Kugel Kaliber .22 traf die Autofahrerin am Hals.


Boris Raufeisen, der Würzburger Oberstaatsanwalt sagt, das Problem bei der Fahndung sei der "mobile Tatort" gewesen. Durch Zeugenhinweise und Rekonstruktionen grenzten die Ermittler den Schwerpunkt zwar ein. Aber das waren immer noch 1100 Kilometer auf den Autobahnen A3, zwischen Köln und Nürnberg, A4, zwischen Aachen und Köln, A5 zwischen Karlsruhe und Kirchheim und A6 zwischen Walldorf und Nürnberg.
Seit Oktober 2012 bearbeiteten etwa 90 Beamte in der "Besonderen Aufbauorganisation Transporter" hunderte Hinweise.

Am frühen Sonntag sollen dann Spezialkräfte ein Haus in Kall etwa 50 Kilometer südwestlich von Köln gestürmt haben, berichtet der Kölner Stadtanzeiger.


Das Bundeskriminalamt dementierte die Festnahme nicht. Zu Motiv und weiteren Details schwieg die Behörde am Montag. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag wollen BKA und die Staatsanwaltschaften Würzburg und Koblenz weitere Details bekannt geben.
Zuletzt war eine Belohnung von 100.000 Euro auf Hinweise zur Ergreifung des Schützen ausgesetzt. Das Bundeskriminalamt hatte im Oktober 2012 die Ermittlungen zentralisiert und übernommen. Ab diesem Zeitpunkt nutzte der Täter 9-Millimeter-Munition, wodurch sich das Gefährdungspotential erhöhte.