Die Staatsanwaltschaft und der Nebenklagevertreter der Familie des Getöteten hatten zwölf Jahre Haft wegen Totschlags gefordert, der Verteidiger Freispruch.
Update vom 25.07.2024: Überraschendes Urteil im Messerstecher-Prozess gefallen
War es Notwehr oder Totschlag? Auf diese Frage mussten die Richter in Würzburg eine Antwort finden, nachdem im September 2023 ein Mann vor einer Würzburger Diskothek verstorben ist. Der 23-jährige hatte danach gestanden, den verstorbenen 28-Jährigenmit einem Messer tödlich verletzt zu haben - erklärte aber, in Notwehr gehandelt zu haben. Außerdem wurden an jenem Abend zwei weitere Menschen verletzt. Der Mann war wegen Totschlags und versuchten Totschlags sowie Körperverletzung angeklagt.
Martina Pfister-Lutz, Pressesprecherin Landgericht sagte im Interview gegenüber News5, dass der Vorsitzende klar gemacht habe, dass es "der Kammer nicht gelungen sei, den Sachverhalt aufzuklären - was war genau in dieser Nacht". Sie fügte hinzu, dass der Vorsitzende "mehrfach bekundet hat, wie schwer es der Kammer gefallen sei, hier sich eine Meinung und eine Entscheidung zu bilden".
Am Donnerstag, dem 25. Juli 2024, fiel in dem Prozess das Urteil, das für Überraschen und Unverständnis sorgte. Der Prozess endete - trotz des toten Mannes - mit einem Freispruch. Die Kammer begründete dies - wie Norman Jacob, Anwalt des Angeklagten im Interview sagte - mit dem Grundsatz "in dubio pro reo - im Zweifel für den Angeklagten". Laut Jacob sei es "menschlich natürlich eine Tragödie", es gehe aber letztlich darum, dass Recht gesprochen werde - "da spielt die Moral dann eine kleinere Rolle". Jacob sprach auch von vielen "in Anführungsstrichen objektive Zeugen, die mit (...) keinem was zu tun hatten", bei denen aber eine "gewisse Beeinflussung" stattgefunden habe "durch die sozialen Medien".
Die Verwandten des Verstorbenen sollen auf die Urteilsverkündung geschockt reagiert haben. Wie News5 berichtet, soll ein Mann mit den Worten "Lasst mich hier raus, ich muss kotzen" aus dem Saal gestürmt sein. Auch seien zahlreiche Tränen geflossen. Tobias Knahn, Pressesprecher Staatsanwaltschaft Würzburg, sagte in einer Stellungnahme, die Staatsanwaltschaft sei "aufgrund der durchgeführten Beweisaufnahme zu einem anderen Ergebnis gekommen (...). Wir werden nun in der Folge prüfen, ob wir gegen das Urteil in Revision gehen."
Update vom 23.07.2024: Anklage fordert zwölf Jahre Haft
Nach tödlichen Messerstichen auf einen Mann vor einer Würzburger Disko soll der mutmaßliche Täter nach dem Willen der Staatsanwaltschaft zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt werden. Die Anklage wertete die Tat vom vergangenen September in ihrem Plädoyer als Totschlag.
Der Angeklagte hatte zu Prozessauftakt Anfang Juni die Attacke gestanden und den Tod des 28-Jährigen bedauert. Er habe allerdings in Notwehr gehandelt, ließ er von seinem Verteidiger vor dem Landgericht Würzburg erklären. Eine Notwehrsituation sehe er nicht, sagte hingegen Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach bei seinem Schlusswort.
Der Nebenklagevertreter der Familie des Getöteten schloss sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft an. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch: Sollte eine Gesamtfreiheitsstrafe verhängt werden, sollte diese zur Bewährung ausgesetzt und Sozialstunden angeordnet werden.
Getöteter war nicht das einzige Opfer
Zwei weitere Männer waren durch den Angriff des Spaniers schwer verletzt worden. Der Angeklagte soll damals laut Anklage betrunken gewesen sein und vor der Diskothek verbal mehrere Frauen belästigt haben. Als ein Mann ihn davon abhalten wollte, soll sich der 23-Jährige aggressiv und uneinsichtig gezeigt haben. Ein Türsteher soll den Angeklagten schließlich mehrfach geohrfeigt haben.
Im Zuge dessen versuchte das spätere Todesopfer den Ermittlungen zufolge wohl zu schlichten, geriet aber schließlich mit dem Angeklagten körperlich aneinander. Der 23-Jährige soll dabei mit einem Messer auf den 28-Jährigen eingestochen haben. Das Urteil soll am Donnerstag (25. Juli 2024) gesprochen werden.
Update vom 25.06.2024, 10.15 Uhr: Mann vor Disco erstochen - Angeklagter kommt frei
Ein 23-Jähriger steht seit Anfang Juni wegen tödlichen Messerstichen auf einen Mann in Würzburg vor Gericht. Nun kommt der junge Mann aus der Untersuchungshaft frei, nachdem der Haftbefehl gegen ihn aufgehoben wurde.
Das Gericht sehe aktuell zwar weiterhin einen Tatverdacht, jedoch keinen dringenden Tatverdacht mehr, teilte ein Sprecher des Landgerichts am Montag (24. Juni 2024) mit. Dieser wäre aber Voraussetzung für eine weitere Untersuchungshaft. Der junge Mann hatte zum Prozessauftakt über seinen Verteidiger erklärt, in Notwehr gehandelt zu haben und das Geschehene zu bedauern.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Totschlag, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Er soll einen 28-Jährigen im vergangenen September vor einer Diskothek im Streit getötet haben. Zwei weitere Männer erlitten durch die Attacken des Mannes schwere Verletzungen.
Der Angeklagte wurde noch am selben Tag festgenommen. Über seinen Verteidiger hatte er später erklärt, sein Verhalten sei gerechtfertigt gewesen, da er angegriffen worden sei. Der Angeklagte erinnere sich nur noch bruchstückhaft daran, plötzlich von vielen Menschen umringt gewesen zu sein, die auf ihn eingeschlagen hätten. An die Stiche selbst könne er sich nicht mehr erinnern. Der Prozess könnte im Oktober zu Ende gehen.
Ursprungsmeldung: Mann vor Würzburger Club getötet - Angeklagter hatte "panische Angst"
Fast neun Monate nach tödlichen Messerstichen auf einen Mann in Würzburg hat am Montag der Prozess gegen einen 23-Jährigen mit einem Geständnis begonnen. "Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass ich das Geschehene über alle Maßen bedauere", ließ der Mann über seinen Verteidiger mitteilen. Es sei allerdings eine Notwehrsituation gewesen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Totschlag, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Er soll einen 28-Jährigen im vergangenen September vor einer Diskothek im Streit getötet haben. Zwei weitere Männer erlitten durch die Attacken des Spaniers schwere Verletzungen.
Todesopfer wollte wohl Streit schlichten
Der Angeklagte soll damals laut Anklage betrunken gewesen sein und vor der Diskothek verbal mehrere Frauen belästigt haben. Als ein Mann ihn davon abhalten wollte, soll sich der 23-Jährige aggressiv und uneinsichtig gezeigt haben. Ein Türsteher soll den Angeklagten schließlich mehrfach geohrfeigt haben.
Im Zuge dessen versuchte das spätere Todesopfer den Ermittlungen zufolge wohl zu schlichten, geriet aber schließlich mit dem Angeklagten körperlich aneinander. Der 23-Jährige soll dabei mit einem Messer auf den 28-Jährigen eingestochen haben. Der Mann starb im September 2023 wenige Stunden nach der Attacke.
Der Verdächtige wurde noch am selben Tag festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Über seinen Verteidiger hatte er später erklärt, sein Verhalten sei gerechtfertigt gewesen, da er angegriffen worden sei.
Angeklagter kann sich nur bruchstückhaft erinnern
Vor Gericht hieß es nun, der Angeklagte erinnere sich nur noch bruchstückhaft daran, plötzlich von vielen Menschen umringt gewesen zu sein, die auf ihn eingeschlagen hätten. "Ich hatte panische Angst." An die Stiche selbst könne er sich nicht mehr erinnern.
Für den Prozess vor dem Landgericht Würzburg sind 25 Verhandlungstage bis Mitte Oktober angesetzt.