Legal Highs: Die Gefahr aus der Kräutertüte

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Von der Kräutermischung zur Designerdroge: Vermeintliche Badesalze oder Raumerfrischer sind Kopien von Amphetaminen, Kokain oder dem Aufputscher Ritalin. Foto: dpa
Von der Kräutermischung zur Designerdroge: Vermeintliche Badesalze oder Raumerfrischer sind Kopien von Amphetaminen, Kokain oder dem Aufputscher Ritalin.  Foto: dpa

Die Verpackungen sind bunt, die Namen klingen ungefährlich. Der Konsum von "Legal Highs" ist aber riskant und unberechenbar. In Unterfranken ist ein 22-Jähriger jetzt vermutlich daran gestorben.

Es war ein Mausklick, der einem jungen Mann aus dem unterfränkischen Sulzfeld vermutlich das Leben gekostet hat. Der 22-Jährige hatte sich im Internet sogenannte Legal Highs bestellt. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde er von seinem Vater bewusstlos in dessen Wohnung entdeckt. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät.

Die Obduktion des Leichnams und ein toxikologisches Gutachten stehen zwar noch aus. Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass der 22-Jährige wegen des Konsums einer Kräutermischung zu Tode kam. "Es hat sich herausgestellt, dass der junge Mann am Vorabend die bestellte Kräutermischung geraucht hat. Ein Rest der Packung wurde sichergestellt", erklärte Peter Häusinger von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken.

Es wäre nicht der erste Todesfall in der Region. Im Vorjahr verstarben beispielsweise in Mittelfranken zwei junge Männer an Herzversagen. Die Polizei warnt deshalb eindringlich vor dem Konsum von Kräutermischungen. "Die Wirkungen der Inhaltsstoffe sind absolut unberechenbar", verdeutlicht Häusinger. Auch in Unterfranken käme es immer wieder zu Polizeieinsätzen, bei denen die Konsumenten mit "schlimmen körperlichen Aussetzern" aufgefunden werden.

Das Problem: Die Inhaltsstoffe der Kräutermischungen wirken berauschend und sind über das Internet problemlos zu kaufen. In zahlreichen Onlineshops preisen die Händler den vermeintlichen Nutzen der Mischungen an und versprechen "ein wohltuendes Raumklima mit einem unvergesslichen Raumduft" - von den Gefahren des Konsums ist nie die Rede.


Inhaltsstoffe nicht deklariert

Das Rauchen der scheinbar harmlosen Kräuter kann dramatische Folgen haben. Die Symptome reichen von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Ohnmacht und Wahnvorstellungen. Nicht selten müssen die Konsumenten medizinisch versorgt werden, weil sie die Dosierung nicht einschätzen können.

Die vermeintlichen Badesalze oder Raumerfrischer sind Kopien von Amphetaminen, Kokain oder dem Aufputscher Ritalin. "Die Konsumenten testen quasi als Versuchskaninchen", schreibt das Bundeskriminalamt (BKA). Er wisse nicht, was er raucht, schnupft, schluckt, schnieft oder spritzt.


"Ein Teufelskreis"

Eine effektive Strafverfolgung ist schwierig. Regelmäßig werden neue Substanzen verboten, doch die Drogenköche in Asien bringen ständig neue chemische Zusammensetzungen auf den Markt. Und diese sind dann zunächst legal. Den Ermittlern sind die Hände gebunden. "Es ist ein Teufelskreis. Immer dann, wenn eine Substanz verboten wurde, kommen die Händler mit neuen Mischungen ums Eck", verdeutlicht Thomas Köppl vom Rauschgiftdezernat des Polizeipräsidiums Mittelfranken.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), will die immer beliebter werdende Designer-Droge mit einem Gesetz bekämpfen. Seit Monaten wird im Bundesgesundheitsministerium an einem Entwurf gearbeitet. Künftig sollen auch Stoffgruppen statt einzelner Substanzen verboten werden können.

Ein womöglich entscheidender Schritt, der allerdings bitter nötig ist: Laut dem Drogenbericht der Bundesregierung gingen 25 von mehr als 1000 Drogentoten 2014 auf das Konto von Legal Highs. Und das Bundeskriminalamt geht von einem großen Dunkelfeld aus.