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Massenkarambolage auf A3 bei Würzburg: "Grausame, verstörende" Unfallbilder


Autor: Anton Knorr

Helmstadt, Mittwoch, 27. März 2024

Auf der A3 bei Helmstadt (Kreis Würzburg) kam es am Sonntag (24. März 2024) zu einem schweren Verkehrsunfall mit zwei Toten. Die Bilder beschäftigen die Rettungskräfte nachhaltig.
Zwei Tage nach dem Massencrash auf der A3 bei Helmstadt berichtet einer der Einsatzleiter, wie er die Geschehnisse wahrgenommen hat und diese verarbeitet. Er erinnert sich an "grausame, verstörende" Szenen.


Am Sonntagnachmittag (24. März 2024) ereignete sich auf der A3 bei Helmstadt ein Massencrash, bei dem 27 Menschen teils schwer verletzt wurden und eine 52-jährige Frau und ein zweijähriges Kind ums Leben kamen. Einer der beiden Einsatzleiter, Paul Justice, berichtet gegenüber inFranken.de, wie er den schockierenden Vorfall erlebt hat und wie er das Geschehene verarbeitet.

Er sei gerade auf dem Rückweg von einem Einsatz gewesen, der sich als Fehlalarm herausstellte, als er zu dem Unfall auf der A3 alarmiert wurde. Außerdem habe er den Funk mitgehört: "Es wurde von mehreren Notrufen berichtet, weshalb die Alarmstufe erhöht wurde." Zu diesem Zeitpunkt habe er von einem Verkehrsunfall mit möglicherweise eingeklemmten Personen gewusst, so Justice.

Massenkarambolage auf A3: Rettungsdienst berichtet - "verstörender Anblick von Verletzten und Toten"

Kurz bevor er an der Anschlussstelle Helmstadt ankam, hörte er den leitenden Notarzt über Funk von mehreren brennenden Fahrzeugen und rund 20 Patienten, die auf der Fahrbahn liegen berichten. "Fünf oder sechs Verletzte wären Routine-Arbeit, aber dass beim Vorbeifahren am Unfallort auf Sicht schon 20 Patienten sind, das ist nicht normal", erklärt Justice. Zwei Minuten nach Eintreffen des Notarztes sei auch Justice angekommen und habe sein Auto bei der Hälfte der rund 1,5 Kilometer langen Unfallstelle geparkt.

In seiner ersten Minute am Einsatzort hatte Paul Justice als organisatorischer Leiter der Rettungsdienste sofort alle Hände voll zu tun. Zunächst rief der leitende Notarzt ihm zu: "Er hat gesagt, dass es in einem Auto vermutlich zwei Tote gibt und er noch ein schwer verletztes Kind hat, das sofort einen Krankenwagen benötigt. Ein anderer Notarzt kam zu mir und hat mir von 14 bis 16 Verletzten in diesem Abschnitt berichtet. Außerdem bat mich ein Feuerwehrmann um Hilfe für einen Kollegen, der nicht mehr richtig Luft bekam."

Der Einsatzleiter ist froh darüber, in dieser Situation einen kühlen Kopf bewahrt zu haben. Genau so ein Szenario sei vor kurzem auf dieser Autobahn geübt worden, weshalb er genau wusste, was zu tun war. "Trotzdem ist das ein verstörender Anblick von Verletzten und Toten", schildert Justice. Eine Belastung als Einsatzleiter sei die Verantwortung dafür, dass sich schnellstmöglich um die vier schwer verletzten Personen gekümmert werde: "Als Einsatzleiter sind wir dafür zuständig, dass die Menschen möglichst schadlos aus dieser Situation kommen".

Zweijähriges Kind stirbt, zwölfjähriges Kind lebensgefährlich verletzt: "Geht einem als Vater besonders nah"

Neben der Alarmierung zusätzlicher Einsatzkräfte, habe Justice auch eine Betreuungsstelle für Unfallbeteiligte, also Notfallseelsorger am Unfallort einrichten lassen. "Es ist wichtig, dass die Beteiligten betreut werden und über das reden können, was sie gesehen haben und was ihnen passiert ist", erklärt er. Für ihn und die Rettungskräfte sei dies genauso wichtig, allerdings erst nach dem Einsatz: "Da kommen dann die Bilder hoch. Es ist grausam, den Vater zu sehen, der auf den Unfall blickt, wenn man weiß, dass Frau und Kind es nicht überlebt haben."

Es komme auf persönliche Voraussetzungen an, wie die Rettungskräfte mit solchen Situationen umgingen. Als Angebot habe er deshalb auch für die Feuerwehrleute und Sanitäter Seelsorger besorgt. "Das Gespräch ist ein Stück Verarbeitung, ob mit einem Professionellen oder Zuhause mit der Familie. Wenn man das nicht macht, kann es zu Schlaf- oder Appetitstörungen kommen oder noch schlimmer."

Als zweifacher Vater bewegen die Bilder Paul Justice besonders: "Wenn man weiß, dass ein zweijähriges Kind verstorben ist und ein anderes lebensbedrohlich verletzt wurde, dann ist man kurz dankbar, dass die eigenen Kinder unversehrt sind. Das geht einem als Vater besonders nah." Er und viele weitere Rettungskräfte verarbeiten den Vorfall immer noch. Mehr Nachrichten aus Würzburg findest du in unserem Lokalressort.