Video zeigt Entdeckung bei Bergrheinfeld: "Auf einmal hat man das Grab gesehen"
Autor: Isabel Schaffner
Bergrheinfeld, Samstag, 09. Dezember 2023
Archäologen berichten von einem besonderen Fund im Landkreis Schweinfurt aus einer Zeit, die 4000 Jahre zurückliegt. "Es ist eine Ehre", sagt eine Frau aus dem Team, die hautnah dabei war.
Auf einem Gelände in Bergrheinfeld (Landkreis Schweinfurt) soll eine Konverterstation für die Stromtrasse Suedlink entstehen, die Gleichstrom in Drehstrom umwandelt. Die rund 700 Kilometer lange Suedlink-Trasse soll Strom aus den Windenergiegebieten in Norddeutschland in den Süden transportieren. Bevor der Bau in Bergrheinfeld jedoch realisiert werden kann, sind archäologische Untersuchungen notwendig.
"Durch Fundstellen im Umfeld gab es den Verdacht", dass sich unter der Erdoberfläche etwas verbergen könnte. Das berichtet Frank Feuerhahn, Grabungsleiter vom Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse, in einem Video des Stromnetzbetreibers Tennet. Ein Baggerfahrer erinnert sich an den aufregenden Moment, als der Verdacht bestätigt wurde.
Vorchristliche Skelette lagen unter Bergrheinfelder Erde - weiterer "ungewöhnlicher Fund" zutage getreten
"Über das ganze Gelände verteilt wurden Streifen von vier Metern Breite im Abstand von zehn Metern geöffnet. Wir hatten die freudige Überraschung, hier etwas spannendes Archäologisches zu finden", so Feuerhahn. Baggerführer Stefan Zehe berichtet von den ersten Momenten: "Auf einmal hat man richtig das Grab gesehen", mit scharfen Kanten und "richtig ausgerichtet". Dann seien plötzlich "Knochen zum Vorschein" gekommen. Laut Angaben von Tennet habe das Team im Südwesten des Baufeldes ein Gräberfeld mit insgesamt fünf Gruben entdeckt, die entlang einer Nord-Süd verlaufenden Reihe ausgerichtet sind.
"In jeder Grabgrube fanden sich die Skelettreste einer erwachsenen Person. Die Art der Beisetzung und ein Keramikgefäß als Grabbeigabe ermöglichen die Zuordnung des Gräberfeldes zur endneolithischen Glockenbecherkultur und damit zu einer Zeit, die 4000 Jahre zurückliegt (circa 2600 bis 2200 vor Christus). Namensgeber seien die für diese Zeit typischen, verzierten Keramikgefäße in Form einer umgedrehten Glocke, die häufig in Gräbern gefunden werden. Schließlich galt es, die Funde zu bergen. Aufgabe von Anthropologin und Archäologin Vera Planert war es, die "stark fregmentierten" Knochen, einzeln zu entnehmen, wie sie im Video erklärt.
Dabei denke sie daran, dass diese Knochen einem Menschen gehörten, der wohl nicht mit seiner Ausgrabung in ferner Zukunft gerechnet hatte. "Es ist eine Ehre, unter den ersten Menschen zu sein, die ihn sehen", schwärmt sie. Überdies habe die Grabungsfirma "im Südosten des Areals einen nach Norden geöffneten Halbkreis aus mehreren Pfostengruben mit einem zentralen, mittig positionierten Pfosten" gefunden, informiert Tennet. "Ein ungewöhnlicher Fund, dessen genaue Deutung und Datierung offenbleibt."
Scherben und Co. weisen auf Besiedelung hin - "wichtige Entdeckung für die Region"
Artefakte, die dies hätten aufklären können, seien durch Erosion im Laufe der Jahrtausende abgetragen worden. Dass eine Besiedlung des Gebiets stattgefunden hat, zeigten allerdings Holzkohlestückchen, verbrannter Lehm und einzelne Keramikscherben auf dem Gelände. Es handele sich laut Planert um eine "wichtige Entdeckung für die Region, weil nicht bekannt war, dass sich so eine Gruppe hier befindet".
Verzögert habe der Fund das Projekt Konverterstation nicht, stellt Feuerhahn klar. Von vorneherein seien die Grabungen im Bauzeitenplan und Planungsstand berücksichtigt worden. Frankenweit tauchen immer wieder spannende archäologische Artefakte auf. So ist etwa ein historischer Geheimweg bei Fürth aufgetaucht. Darüber hinaus haben Handwerker geheime Räume in einer fränkischen Sehenswürdigkeit gefunden. Weitere Nachrichten aus Schweinfurt und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.