Schweinfurt: Verunsicherung wegen Jobabbau bei ZF - "Leute fühlen sich verarscht"
Autor: Isabel Schaffner
Schweinfurt, Mittwoch, 07. August 2024
Bis Ende 2028 will Autozulieferer ZF in Deutschland bis zu 14.000 Stellen abbauen. Über das Ausmaß in Schweinfurt kursieren Spekulationen - der Betriebsratsvorsitzende bekommt die Verunsicherung deutlich zu spüren.
Unter anderem hohe Schulden, Absatzeinbußen und Kostendruck haben den großen Arbeitgeber und Automobilzulieferer ZF in eine Krise geführt. Anfang des Jahres befürchteten die Betriebsräte einen Wegfall von mindestens 12.000 Arbeitsplätzen in Deutschland. Das Unternehmen bezeichnete diese Annahme damals gegenüber inFranken.de als "nicht zutreffend" und betonte, bei passenden Rahmenbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit weiter investieren zu wollen.
Etwa ein halbes Jahr später ist die Zahl sogar noch größer: Bis zu 14.000 Stellen fallen bis Ende 2028 in Deutschland weg. Weil die Wettbewerbsfähigkeit nicht gegeben sei, müsse man Kosten einsparen. Viele Fragen kursieren nun laut dem Betriebsratsvorsitzenden Oliver Moll unter der Belegschaft Schweinfurt. "Ich bin täglich mit ihnen in Kontakt", sagt er im Gespräch mit inFranken.de.
Stellenabbau bei ZF bedroht Schweinfurter Region - Betriebsrat mit Einschätzung zu Streichungen
"Die Leute fühlen sich auf gut Deutsch verarscht", so seine Beobachtung zur Stimmungslage. Er versuche momentan, Informationen über das genaue Ausmaß in Schweinfurt von der Geschäftsführung einzufordern, was bisher noch nicht gelungen sei. Er wisse nicht, ob sie die konkreten Zahlen selbst kenne, oder sie verheimliche. Laut dem Sekretär der IG Metall Schweinfurt Jens Knüttel sollen bis Ende 2024 mindestens 380 Stellen in Schweinfurt wegfallen. Auf die gesamte Zeitspanne "könnten es in Schweinfurt 2500 bis 3000 Stellen sein", fügt Moll hinzu.
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Am Montag (29. Juli 2024) seien die Mitarbeiter über alle Schichten bei einer Versammlung mit Betriebsrat und Werksleitungen informiert worden. Ernüchterung und Verunsicherung könne er spüren. "Man weiß nicht, welche Bereiche wie stark betroffen sind. Vermutlich berührt es die E-Mobilität am meisten, aber auch andere Bereiche haben Probleme", erklärt er weiter. Je kürzer ein Mitarbeiter im Team sei, desto größer sei die Sorge, den Job zu verlieren. "Über die Sicherheit des Arbeitsplatzes entscheiden beispielsweise Qualifikation, Dauer, Alter und Familienstand", erläutert Moll.
Knüttel und Moll bedenken dabei auch die Folgen für die Region. Sie erinnern an den Handel, der auf die Kaufkraft seiner Kunden angewiesen sei. "An jedem Arbeitsplatz der ZF hängen weitere 3,5 Arbeitsplätze", so der Betriebsratsvorsitzende. Die gestrichenen Stellen fielen unwiderruflich weg, was auch für die nachfolgende Generation weniger Jobmöglichkeiten bedeute. "Es muss Gespräche geben", führt er fort und betont seine Verantwortung für die Belegschaft. Gemeinsam wolle man eruieren, welche Aktionsformen und Maßnahmen helfen, "um das Schlimmste abzuwenden". Knüttel kündigt im Gespräch zu kommenden Aktionen an: "Es wird sicherlich was geben." Weitere Nachrichten aus Schweinfurt und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.