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Schweinfurt: Krankenhaus St. Josef bleibt überraschend geöffnet - Schließung zu teuer


Autor: Ralf Welz

Schweinfurt, Donnerstag, 26. Sept. 2024

Riesenüberraschung in Unterfranken: Der Betrieb im Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt wird jetzt doch fortgesetzt. Der außergewöhnliche Grund: Eine Schließung wäre zu teuer.
Eigentlich hätte die Schweinfurter Klinik Ende des Jahres dichtmachen sollen.


Das Ende galt bereits als beschlossene Sache. Der Betrieb des St.-Josef-Krankenhauses im unterfränkischen Schweinfurt sollte zum 31. Dezember 2024 eingestellt werden. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte der bisherige Einrichtungsträger, die katholische Ordensgemeinschaft der Schwestern des Erlösers in Würzburg, bereits im vergangenen Jahr seinen Rückzug angekündigt. Doch nun gibt es einen völlig unerwarteten Kurswechsel: Die Klinik bleibt weiterhin geöffnet - da die anfallenden Komplettkosten der Schließung zu hoch wären.

Die Generalleitung der Kongregation der Schwestern des Erlösers habe entschieden, die Klinik nicht zuzumachen, erklärt der Träger. "Es wird keine Kündigungen geben, der Krankenhausbetrieb geht weiter." Die Entscheidung wurde am Mittwoch (25. September 2024) in einer außerordentlichen Mitarbeiterversammlung bekanntgegeben. "Nachdem die konkreten Zahlen der Gesamtschließungskosten, zu denen unter anderem auch sehr hohe Fördermittelrückzahlungen gehören, vorlagen, wurde klar, dass die Kongregation die Schließungskosten unter den gegebenen Umständen nicht aufbringen kann", heißt es in einer Verlautbarung.

"Unglaubliche Solidarität": Betrieb in Schweinfurter St.-Josef-Krankenhaus wird fortgesetzt

"Unserem Krankenhaus St. Josef und vor allem unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist in den letzten Wochen eine unglaubliche Solidarität entgegengebracht worden", wird Generaloberin Monika Edinger in dem Statement der Ordensgemeinschaft zitiert. "Es tat gut zu hören, wie wichtig der Schweinfurter Bevölkerung unser Krankenhaus ist."

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Mit der Weiterführung des Krankenhauses könne jetzt die bereits angestoßene Übergabe der Palliativstation an das Leopoldina-Krankenhaus sorgfältig fortgeführt werden. Zudem bestehe die Gelegenheit, mögliche Szenarien und Initiativen, die die Zukunft der Klink betreffen, ohne Zeitdruck zu diskutieren. "Damit haben nun auch die verschiedenen politischen Gremien die Möglichkeit, langfristige Lösungen für die Gesundheitsversorgung auf den Weg zu bringen", so Edinger.

Die jüngste Entwicklung ist nicht die erste Kehrtwende in dem Fall. Der Träger strebte anfänglich die Übergabe des Hauses an die Stadt Schweinfurt an. Die Stadt stellte laut den Erlöserschwestern im Frühjahr gleichwohl klar, dass sie das finanzielle Risiko nicht tragen könne. Die erhoffte Übergabe war damit vom Tisch. Auch der Bezirk Unterfranken lehnte entsprechende Gespräche ab - mit derselben Begründung. Die katholische Ordensgemeinschaft kündigte daraufhin im August die Schließung des St.-Josef-Krankenhauses an. 

Schwangerschaftsabbrüche als Streitpunkt: Kirchenfrauen lehnten Kooperation mit Stadt ab

Unter dem Titel "Schweinfurter Modell" war zuvor eine Kooperation von Stadt und Kirche in Betracht gezogen, wie die Agentur dpa berichtet. Eine gemeinsame Trägerschaft von Kommune und Ordensgemeinschaft lehnten die Kirchenfrauen jedoch ab, da sie keine Schwangerschaftsabbrüche ermöglichen wollten. Der Versuch, das Krankenhaus auf andere Weise kooperativ weiterzuführen, scheiterte laut den Erlöserschwestern an den finanziellen Rahmenbedingungen von Land und Bund.

Nun steht überraschend fest, dass die Einrichtung auch über den Jahreswechsel hinaus erhalten bleibt. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) begrüßte die Entscheidung, das Krankenhaus nicht zu schließen. Wie die Patientenversorgung langfristig gesichert wird, bleibt laut dem dpa-Bericht indes unklar. "Dass die bestehenden Strukturen angepasst werden müssen, haben die intensiven Verhandlungen zum sogenannten 'Schweinfurter Modell' unmissverständlich gezeigt", betonte Gerlach.

Der Industriehersteller SKF plant unterdessen eine weitreichende Umstrukturierung. In Schweinfurt, dem größten deutschen Produktionsstandort, hat das Bangen begonnen. Die IG Metall sieht "erhebliche Risiken" durch die Abspaltung. In der fränkischen Kliniklandschaft gibt es zudem weitere Neuigkeiten: Bamberg und Bayreuth starten eine Kooperation bei der Lungenheilkunde. Das ändert sich für Patienten. Weitere Nachrichten aus Schweinfurt und Umgebung gibt es auf unserer Lokalseite.

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