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Autozulieferer ZF verschärft Sparkurs - drei fränkische Standorte betroffen


Autor: Ralf Welz

Schweinfurt, Mittwoch, 01. Oktober 2025

Um aus der Krise zu kommen, setzt der angeschlagene Autozulieferer ZF auf einen verschärften Sparkurs. Dies hat auch Auswirkungen auf drei fränkische Standorte.
Wie geht es mit den drei fränkischen ZF-Standorten in Schweinfurt (Foto), Nürnberg und Bayreuth weiter?


Der kriselnde Automobilzulieferer ZF steht vor einer Neuaufstellung. Seine Antriebssparte, bekannt als "Division E", will das Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen indessen nicht verkaufen. Dies gab der weltweit agierende Technologiekonzern am Mittwoch (1. Oktober 2025) bekannt. Nach intensiven Diskussionen und Prüfungen verschiedener Optionen hat der hoch verschuldete Zulieferer beschlossen, die Sparte zu behalten und sie durch interne Maßnahmen zu sanieren.

ZF betreibt allein in Franken drei Standorte der "Division E", darunter Schweinfurt als zentralem Produktions- und Entwicklungsstandort. Dort sind derzeit rund 5900 Beschäftigte im Bereich Elektromobilität tätig. In Nürnberg liegt der Fokus auf Forschung und Entwicklung. Auch in Bayreuth gibt es einen ZF-Standort. Statt eines Verkaufs der Antriebssparte setzt ZF auf einen verschärften Sparkurs. Um die Kostenstruktur zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, sollen bis 2027 rund 500 Millionen Euro eingespart werden. Diesbezüglich ist auch ein gravierender Abbau von Arbeitsplätzen vorgesehen.

Autozulieferer ZF kündigt verschärfte Einsparungen an - Antriebssparte wird aber nicht verkauft

Mit dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens und der IG Metall habe man sich auf ein umfassendes Maßnahmenpaket geeinigt, teilte ZF mit. "Beschlossen ist die Restrukturierung der Division E aus eigener Kraft", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Verlautbarung. "Mit dem Bündnis beschreiten wir in der Industrie neue Wege und erreichen einen Meilenstein für ZF", wird CEO Mathias Miedreich zitiert. "Ziel ist, unsere Position als technologisch führender Top-Player im Markt langfristig zu stärken und unsere Wettbewerbsfähigkeit deutlich zu steigern."

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Die geplanten Maßnahmen haben derweil Auswirkungen auf Tausende Beschäftigte. In der "Division E", die sowohl elektrische als auch hybride Antriebe und Verbrennungsmotoren entwickelt und fertigt, ist bis 2030 ein Abbau von rund 7600 Arbeitsplätzen geplant. Ein Sprecher betonte hierbei, dass die vorgesehenen Stellenstreichungen Teil der bereits angekündigten 14.000 Stellen sei, die bis 2028 wegfallen sollen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen weiterhin vermieden werden, stattdessen setzt ZF auf Altersteilzeit, Abfindungen und Vorruhestand. Ein Freiwilligenprogramm startet Mitte Oktober.

Außerdem soll die für April 2026 vorgesehene tarifliche Entgelterhöhung von 3,1 Prozent auf Oktober 2026 verschoben werden. Für die Beschäftigten der "Division E" in Deutschland sowie an den Standorten Schweinfurt und Friedrichshafen im Betrieb Z (Verwaltung, Forschung und Entwicklung) wird die wöchentliche Arbeitszeit bis Ende 2027 um in der Regel rund 7 Prozent reduziert. Erst zum 1. September hatte man bei ZF in Schweinfurt erneut eine Arbeitszeitabsenkung eingeführt.

CEO spricht von "harten Einschnitten" - IG Metall äußert sich zu ZF-Standort Schweinfurt

"Uns ist bewusst, dass der Weg dorthin mit harten Einschnitten für unsere Mitarbeitenden einhergeht", so Miedreich. "Nun gilt es, zum Wohl des Unternehmens diese schweren Zeiten gemeinsam zu meistern." Mit dem erzielten Bündnis seien die richtigen Weichen gestellt worden, erklärt der Vorstandsvorsitzende von ZF. 

Auch aufseiten der IG Metall Schweinfurt zeigt man sich grundsätzlich zufrieden. "Wir haben in den letzten Monaten massiv dafür gestritten, dass es eine Zukunft 'Made in Schweinfurt' bei ZF gibt. Das jetzt vereinbarte Bündnis ist ein Kompromiss, der erst durch die massiven Proteste in den letzten Monaten möglich wurde", wird IG-Metall-Funktionär Thomas Höhn in einem Pressestatement der Gewerkschaft zitiert. 

Das Ergebnis sichere die Zukunft des Standorts in ZF-Hand und biete die Chance, weiterhin Elektromobilitätskomponenten und Innovationen in Schweinfurt zu entwickeln und zu produzieren. Höhn geht zugleich auf die negativen Aspekte der Beschlüsse ein. "Zum Kompromiss gehören schmerzhafte Maßnahmen zur Kostensenkung im gesamten Konzern - wie eine Verlängerung der Arbeitszeitabsenkung bis Ende 2027 sowie weitere tarifliche Maßnahmen. Das ist schmerzhaft, aber wir konnten die prekäre Finanzsituation des Konzerns auch nicht ausblenden", konstatiert der Gewerkschafter. 

Gewerkschaft informiert Belegschaft - wie viele Jobs fallen in Schweinfurt weg?

Zur Wahrheit gehöre überdies auch, dass der angekündigte Stellenabbau nicht vollständig verhindert werde, "doch wir konnten ihn deutlich reduzieren - auch in Schweinfurt". Was das für das Werk in Unterfranken konkret bedeute, werde zunächst der Belegschaft vor Ort erläutert. Erst danach wolle man die entsprechenden Informationen öffentlich kommunizieren, erklärt Höhn.

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