Keiner, der auf den Tisch haut

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Bernhard Weilers (Bild) Terminkalender hat sich jetzt auf ein Drittel reduziert. Er übergab sein Amt als unterfränkische Bauernpräsident an Stefan Köhler. Foto: Silvia Eidel
Bernhard Weilers (Bild) Terminkalender hat sich jetzt auf ein Drittel reduziert. Er übergab sein Amt als unterfränkische Bauernpräsident an Stefan Köhler.  Foto: Silvia Eidel

Zehn Jahre lang war Bernhard Weiler Präsident des unterfränkischen Bauernverbands.

Zuhören können, gut argumentieren, den eigenen Standpunkt finden, Gemeinsamkeiten ausloten und auf dieser Basis miteinander arbeiten: Das ist die Art, mit der Bernhard Weiler als Vertreter der Landwirte agiert. Zehn Jahre lang war er Präsident des unterfränkischen Bauernverbands, davor 15 Jahre lang engagiert für die Landwirte im Landkreis Schweinfurt, und seit 1976 bis heute ist er BBV-Obmann in seinem Wohnort Fuchsstadt bei Stadtlauringen.

"Mein Terminkalender hat sich jetzt auf ein Drittel reduziert", hat Bernhard Weiler wahrgenommen, seit Stefan Köhler Ende März zu seinem Nachfolger im Amt des unterfränkischen Bauernpräsidenten gewählt wurde. Vorbei sind für den 68-Jährigen eine 70-Stunden-Woche und 50.000 Kilometer Fahrt pro Jahr im Dienst des Amtes. "Ich war eigentlich so gut wie nicht daheim", blickt er zurück, "meine Frau hat hauptsächlich den Hof hier gemacht".

110 Hektar bewirtschaften die Weilers mit Mähdruschfrüchten. Das Milchvieh haben sie 2013 aufgegeben, die Rinderhaltung 2014. Eine rationale Entscheidung, aber schweren Herzens getroffen, wie Bernhard Weiler sagt. "Ich bin auf Kohlen gesessen, wenn ich bei einem Termin war und an die Kalbinnen im Stall dachte." Dass er sich dennoch für seinen Berufsstand so engagierte - und für seinen Ort, für den er 24 Jahre lang im Gemeinderat von Stadtlauringen saß - liegt an seinem Interesse für Politik. "Schon auf dem Gymnasium in Münnerstadt hat mich interessiert, wie Demokratie funktioniert", sagt Weiler.


Argumentativ überzeugen

Dazu hat er mittlerweile viel gelernt. Er weiß, wie Politik und Verwaltung agieren, er weiß, dass man argumentativ überzeugen muss. Sorge bereitet ihm aber "die Verrechtlichung, zu viel wird nur juristisch gesehen. Die Freiheiten nehmen Schaden".Intensiv erlebte Weiler, was das heißt. Denn als BBV-Bezirkspräsident war er auf Bayernebene neben den Themen Wald, Entwicklung des ländlichen Raumes, Nebenerwerbslandwirtschaft oder GAP-Reformen (Weiterentwicklung der europäischen Agrarpolitik) auch für die Sozialversicherung zuständig.
Noch bis Oktober wird er seinen Sitz im Vorstand der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in Kassel wahrnehmen.

Als eine der spannendsten Aufgaben bezeichnet er diese Arbeit. Denn die Struktur des Verbandes musste geändert werden, aus den ehemals eigenständigen landwirtschaftlichen Sozialversicherungen ein bundesweiter Verbundträger geschaffen werden: Mit den Folgen Personalabbau, Kündigungen oder Mitarbeitermotivation. Bei allen Aktionen als Lobbyist der Bauern geht es Bernhard Weiler um zielführendes Denken. "Man kann auf den Tisch hauen, dass es scheppert. Aber beim dritten Mal wird man nicht mehr ernst genommen." Er weiß, dass ihm nachgesagt wird, er sei zu weich für das Amt. "Manche Bauern haben es gern, dass es rumpelt. Aber das ist nicht meins."

Beispiel Nationalpark: Es gehe nicht um Ja oder Nein, sondern darum, innerhalb der industrialisierten Gesellschaft die Biodiversität in der Natur umzusetzen. Dafür gebe es Möglichkeiten. Deshalb habe er für ein ganzheitliches Konzept plädiert. Oder Gewässerschutz: "Ich könnte auf den Tisch hauen und mehr Geld verlangen, aber damit ist nichts getan für Arbeiten im Klimawandel." Durch die Aktion "Bodenständig" habe man erreicht, dass die Bauern keine wirtschaftliche Einschränkung hinnehmen müssten.


Südlink und Ackerbau-Forschung

Als Erfolg verbucht Weiler in Sachen Südlink, dass die Gespräche über Entschädigungen für die Landwirte Gehör finden. Positiv sei auch, dass Forschung für den Ackerbau vorangetrieben werde oder dass mehr Waldbereinigungen laufen. Das von ihm und dem BBV-Präsidenten Walter Heidl vorgeschlagene Greening bei den GAP-Reformen bezeichnet er als Erfolg.

Das Höfesterben in den vergangenen zehn Jahren in Unterfranken, von 11.800 Betrieben 2007 auf 10.000 bis 2017, ging dennoch weiter. Für Weiler gilt aber, dass die Landwirtschaft auch künftig leistungsfähig und innovativ bleibt.

Was ihn bewegt, ist die mangelnde Zusammenarbeit, sowohl unter Landwirten, als auch unter Verbänden. "Bitterböse" ist Weiler nach eigenen Worten, weil es die Milchbauern und der Milcherzeugerverband verschlafen hätten, die Märkte selbst in die Hand zu nehmen.

Heuer nimmt Weiler noch etliche Funktionen für den Bauernverband wahr, im forstlichen Beirat am Ministerium, bei der Tierseuchenkasse, im Naturschutzbeirat oder im Landwirtschaftlichen Rentenbund. Dennoch würde er gerne mal wieder zum Wandern in die Berge gehen. Schließlich hat er die Jugendzeit in Grainau verbracht, wo sein Vater die Jungbauernschule gründete. Und einen größeren Reisewunsch will er sich auch erfüllen: Einen ehemaligen Praktikanten in dessen Heimat Australien zu besuchen. Silvia Eidel