Die Franken halten ihr Geld zusammen

1 Min

Vor allem Menschen in den großen Städten geraten leicht in die Schuldenfalle. In den meisten ländlichen Regionen wird dagegen mehr gespart als geprasst. Doch hinter den Zahlen der Statistik stecken oft tragische Schicksale.

Bei diesem Ranking ist ein Platz ganz hinten in der Tabelle ein Grund zur Freude: Der aktuelle Schuldneratlas des Inkassounternehmens Creditreform beweist, dass die Franken besser mit Geld umgehen können als der Durchschnitt der Bundesbürger. Die Landkreise Schweinfurt und Erlangen-Höchstadt zählen zu den Regionen in Deutschland mit dem geringsten Anteil an überschuldeten Haushalten.
Den größten Schuldner-Anteil in den fränkischen Städten hat Hof mit 13,4 Prozent; noch weit hinter dem bundesdeutschen "Spitzenreiter" Bremerhaven mit knapp 20 Prozent. Deutschlandweit haben sich nach den Zahlen des Unternehmens, das im nordrhein-westfälischen Neuss sitzt, 6,6 Millionen Bundesbürger finanziell so vergaloppiert, dass sie ihre Raten nicht mehr zahlen können.

Geldeintreiber

Sie werden zum Fall nicht zuletzt für die Creditreform, die für mehrere zehntausend kleine und große Unternehmen in Deutschland säumigen Zahlern auf den Zahn fühlt. "Knapp zehn Prozent der Bundesbürger über 18 sind überschuldet", schreibt die Creditreform in ihrem Jahresbericht. Die Zahlen sind relativ stabil, nachdem es im Windschatten der Wirtschaftskrise 2006/2007 einen Anstieg gegeben hatte.
Ein Plus gab es auch von 2012 zu 2013; dies ist aber ein statistischer Effekt, erklärt ein Sprecher der Creditreform; nach dem Zensus wurden in vielen Regionen die Einwohnerzahlen nach unten korrigiert, während sich an den roten Zahlen in den Büchern der Geldeintreiber wenig geändert hat.

Die Jungen geben zu viel Geld aus

Aber: "Die Sockelverschuldung steigt", schreibt die Creditreform. Immer mehr Menschen schaffen es nicht, aus der Abwärtsspirale herauszukommen. Und in naher Zukunft werden noch mehr Menschen in diesen Strudel geraten, fürchten die Inkasso-Fachleute: Die Konsumlaune in Deutschland ist groß und die Bereitschaft, auch kleinere Anschaffungen auf Pump zu finanzieren, noch größer. "Wenn sich die Konjunktur abkühlt, die Arbeitslosigkeit zunimmt und die Lebenshaltungskosten weiter steigen, wird die Lage für viele verschuldete Bundesbürger sehr schnell prekär", heißt es im Schuldenatlas.
Zwar ist in Franken die Welt vergleichsweise in Ordnung, aber hinter den Zahlen aus Neuss stecken tragische Einzelschicksale. "Überschuldung hat nie eine einzelne Ursache. Da kommen in der Regel mehrere Gründe zusammen". Die Erfahrungen der Schuldner-Beratung von Kolping Mainfranken decken sich mit denen anderer Einrichtung, die zusammen mit den Betroffenen einen Ausweg aus der Schuldenfalle suchen.

Versandhaus und Telefon

Kolping in Schweinfurt berät jedes Jahr gut 800 Menschen in Finanznöten. Der leichtsinnige Umgang mit dem Geld ist der Hauptgrund für die Probleme, gefolgt von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trennung.
Was Kolping besonders auffällt: Die größte Altersgruppe der Klienten ist die der unter Dreißigjährigen. Junge Menschen erliegen besonders leicht den Verlockungen des Konsums und überschätzen ihre finanziellen Möglichkeiten. Neben den Banken und Inkassounternehmen sind Versandhäuser und Telefongesellschaften die häufigsten Gläubiger. Die Spannweite der Schulden reicht von 5000 bis weit über eine Million Euro.