"Kunden beglückwünschen uns": Reiseveranstalter nimmt nur Geimpfte und Genese mit - mehr Buchungen

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Allersberg: Leitner Reisen führt 2G-Regel ein
2G bei Leitner Reisen aus Allersberg sei eine "logische Konsequenz", sagt Geschäftsführer Christoph Führer.
Allersberg: Leitner Reisen führt 2G-Regel ein
Leitner Reisen GmbH
Allersberg: Leitner Reisen führt 2G-Regel ein
2G bei Leitner Reisen aus Allersberg sei eine "logische Konsequenz", sagt Geschäftsführer Christoph Führer.
Allersberg: Leitner Reisen führt 2G-Regel ein
Leitner Reisen GmbH

Ab Oktober dürfen nur noch Geimpfte und Genese beim Reiseveranstalter Leitner aus Allersberg (Landkreis Roth) buchen. Im Netz und per Brief wird Chef Christoph Führer teils angefeindet - die Kunden aber fänden es gut, sagt er. Die Umsätze seien sogar deutlich gestiegen.

  • Allersberg: Reiseveranstalter Leitner Reisen führt 2G-Regel ein 
  • "Logische Konsequenz": Geschäftsführer erklärt, warum Tests nicht reichen
  • Chef erhält Hassbriefe und Shitstorm im Netz: "99 Prozent gar keine Kunden"
  • Urlaubsanbieter verzeichne seit 2G doppelt so viel Neukundschaft

Der Reiseveranstalter Leitner Reisen aus Allersberg im Landkreis Roth führt ab dem 01. Oktober 2021 die 2G-Regel ein. Ab dann sind Urlaube bei dem mittelfränkischen Traditionsunternehmen nur noch für Geimpfte und Genesene mit entsprechendem Nachweis möglich. Das hatte das Unternehmen am Freitag, dem 20. August 2021, allen Kunden und Kundinnen mitgeteilt, wie Geschäftsführer Christoph Führer gegenüber inFranken.de erklärt. Neben vielen positiven Reaktionen von Kunden erhalte er aber auch "polemische und unsachliche Nachrichten", so Führer. Unter anderem würden Vergleiche aus der Nazi-Zeit angestellt, unter den Kommentatoren seien offensichtlich "viele Suchende". Doch der 55-Jährige sagt, er könne damit ziemlich gut leben. Denn ein Blick auf die Umsätze gebe ein völlig anderes Bild. 

Allersberger Reiseveranstalter führt 2G-Regel ein: "Über 90 Prozent geimpft"

Es sei "überhaupt keine Ad-hoc-Entscheidung" gewesen, sagt Führer. "Es ist vielmehr die logische Konsequenz zu dem, was wir seit einem Jahr machen". Es sei während der Pandemie immer darum gegangen, "dass der Kunde reisen will, aber verunsichert war". Deshalb habe der Reiseveranstalter im Sommer 2020 eine "Sorglos-Buchungsgarantie" eingeführt. "Alle Fragen zu Stornierung, Sicherheit, Umbuchungen, Einreisebeschränkungen sollten damit abgefangen werden", erklärt der 55-Jährige. 

Leitner habe eine "Sorgfaltspflicht gegenüber den Kunden, auch rein rechtlich". Gerade weil man hauptsächlich Gruppenreisen durchführe und so den ganzen Urlaub permanent begleite, sei man "an erster Stelle für die Gesundheit und an zweiter Stelle für einen störungsfreien Ablauf des Reisens" verantwortlich. Dafür sei es in der Praxis gut, "möglichst gut über den Status der Kunden informiert zu sein", denn Sie müssen sich vorstellen, dass in jedem Land unterschiedliche Einreise-Regeln gelten und wir etwa bei beliebten Zugreisen durch die Schweiz auch automatisch einen Tag nach Italien müssen." 

"Wenn in diesem Fall fünf Ungeimpfte im Bus oder Zug sitzen und in dem Dorf bietet nur eine Apotheke mit Glück Tests an, in der Nähe vieler Grenzstationen sogar gar nicht, dann müssen die anderen Gäste warten. Und der Glacier Express wartet zum Beispiel nicht, da gibt es feste Abfahrtszeiten", so Führer weiter. Eine weitere Erschwernis neben der Organisation seien die hohen Kosten für Corona-Tests, die auf Reisende ohne Impf- oder Genesenennachweis zukämen. "Dazu kommt, dass der Test dann zum Beispiel noch 150 Franken kostet. Mittlerweile sind konstant über 90 Prozent unserer Gäste geimpft. Diese ganzen Faktoren haben uns zu unserem Schluss bewegt, so zu handeln", sagt der Geschäftsführer. 

Chef von Reiseunternehmen erhält Hassbriefe - und verzeichnet starken Buchungsanstieg

Das Ganze sei "überhaupt nicht politisch oder ideologisch motiviert", beteuert er. "Wir sind weltoffene Touristiker und wollen die Menschen zueinander bringen. Wir respektieren auch jede persönliche, abweichende Meinung", sagt Führer. Für ihn seien wissenschaftliche Studien und seine Verpflichtung der Kundschaft gegenüber entscheidend. "Wenn die Herdenimmunität demnächst gegeben ist, dann werden wir uns dem natürlich anpassen." Doch in den vergangenen zwei Wochen haben Führer und sein Unternehmen im Netz einen heftigen Shitstorm erlebt. "Dort sind offenbar ganze Gruppen organisiert, die am einen Tag gegen Politiker, am anderen gegen Reiseunternehmen und dann auch gegen Medien wettern."

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Aber auch per Post habe er "persönliche Briefe" erhalten, deren Inhalte laut Führer "polemisch und unsachlich" argumentiert seien. Nazi-Vergleiche würden gezogen, man "wünscht mir selbst oder der Firma, dass wir den wirtschaftlichen Niedergang erleben". Doch von den Leuten, die generell negatives Feedback gäben, seien "zu 99 Prozent keine Kunden dabei". Führer sagt, er könne gut damit leben, die Hassbriefe zu erhalten. Denn seine Umsatzzahlen sprächen eine andere Sprache. Bereits zwei Tage nach Bekanntgabe der neuen Regeln habe sich der Tagesumsatz im Vorwochenvergleich verdoppelt, insgesamt verzeichne er mittlerweile "120 bis 140 Prozent Steigerung in den Tageseingängen".  Darunter seien auch doppelt so viele Neukunden und Neukundinnen wie im Normalfall.

 "Das ist eine Abstimmung mit den Füßen. Die Kunden beglückwünschen uns", erzählt er. Leitner Reisen biete denjenigen, die zum Zeitpunkt Ihrer Reise noch keinen Genesenen-Status und auch keinen vollständigen Impfschutz haben, die Möglichkeit zur Stornierung. Unter 18-Jährige sind laut dem Unternehmen von der 2G-Regel ausgenommen, auch beim Urlaub mit Eigenanreise gelte sie nicht. Unfair findet Christoph Führer die Beschränkungen nicht. "Alle haben ein Impfangebot erhalten, das ist maximal gerecht. Andersherum könnte man mir nämlich auch Fahrlässigkeit vorwerfen, wenn ich alles einfach so laufen lasse." Er geht sogar davon aus, dass vor allem Busreisen bei Leitner künftig noch stärker gefragt sein werden - wegen der vergleichsweisen Klimafreundlichkeit und Bequemlichkeit. Die aktuellen Lieblingsziele seiner Gäste: Italien und Deutschland. 

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