Das Bad Königshofener Christkind für die kommenden drei Jahre kommt aus dem Sulzdorfer Ortsteil Obereßfeld und heißt Luisa Reder.
Am 21. Dezember ist es wieder soweit: Dann wird das Bad Königshofener Christkind vom Rathauserker aus seinen Prolog sprechen. "Ihr Männer und Frauen, die ihr einst Kinder wart, und ihr Kleinen, am Beginn eurer Lebensfahrt. Ein jeder, der sich heute freut und sich bald wieder im Alltag plagt, hört alle zu, was euch das Christkind sagt." Kinder und Erwachsene freuen sich darauf, und seit zwölf Jahren auch Mädchen aus Bad Königshofen und den Stadtteilen. Sie haben nämlich alle drei Jahre die Möglichkeit, sich als Christkind zu bewerben und dieses Ehrenamt an den Weihnachtstagen zu übernehmen.
In diesem Jahr allerdings hatten die Mädels aus Bad Königshofen und den Stadtteilen keine Chance dazu. Eine offizielle Ausschreibung gab es nämlich nicht. Bürgermeister Thomas Helbling selbst machte sich persönlich auf die Suche, und zwar in den Musikvereinen der Stadt. Die Wahl fiel auf Luisa Reder aus dem Sulzdorfer Ortsteil Obereßfeld.
Warum kein Mädchen aus einem der Stadtteile? Bürgermeister Thomas Helbling spricht zum einen von einem "Grabfeld-Christkind", zum anderen argumentiert er, dass Luisa Reder ja im Spielmannszug von Untereßfeld spiele. "Und das ist ja wieder ein Stadtteil von Bad Königshofen." Dem Bad Königshofener Stadtoberhaupt ging es bei seiner eigenen Suche darum, eine Christkind-Darstellerin zu finden, die ein Instrument spielt. Das sei der Grund gewesen, warum er bei den Musikvereinen nachfragte und deshalb Kontakt mit Sandra Geißler, der Dirigentin des Spielmannszuges Untereßfeld aufnahm. Sie schlug Luisa Reder vor.
Viele mögliche Bewerberinnen verärgert Mit seiner Entscheidung hat das Stadtoberhaupt viele Mädchen in Bad Königshofen und den Stadtteilen verärgert, die sich beworben hätten, und sicher hätte die eine oder andere ein Musikinstrument gespielt. Dass nicht immer Christkind-Darstellerinnen ein Musikinstrument spielten, zeigt die Vergangenheit. Zufall war es bei Diana Bauer aus Eyershausen, die Klavier spielte, oder auch bei Isabell Weigand und Josefine Schneider, die ein Instrument gelernt hatten.
Nun also wird die 16-Jährige Luisa Reder für drei Jahre das Bad Königshofener Christkind sein und sicher ihre Sache gut machen. Die Obereßfelderin war natürlich überrascht, als die Entscheidung gefallen war und Bernd Hilscher vom Bürgerbüro ihr dies mitteilte. Seit zwei Wochen ist sie im Besitz von Christkindkleid und Krone. Als nächstes stehen nun Fototermine an, denn für das neue Bad Königshofener Christkind müssen ja Karten entstehen, die sie austeilen kann. Sie sieht es als eine Ehre an, diese Aufgabe für die nächsten drei Jahre zu übernehmen.
Natürlich sind auch die Eltern Maria und Bernd Reder stolz darauf, dass die Wahl des Bürgermeisters auf ihre Tochter gefallen ist. Bereits am 14. Dezember ist sie um 16 Uhr in der Stadtbücherei, um dort weihnachtliche Geschichten vorzulesen. Und der eine oder andere Auftritt in Seniorenheimen wird noch dazukommen. Der große Auftritt ist dann aber am 21. Dezember, zunächst im historischen Rathaussaal, dann am Rathauserker und beim Gang über den Weihnachtsmarkt.
Königshöfer Christkind in Texas Übrigens: Bereits am 29. November wird bei der Weihnachtsparade zur Eröffnung des Christkindelmarktes in der Bad Königshofener Partnerstadt Arlington/Texas ebenfalls ein "Königshöfer Christkind" neben dem Weihnachtsengel aus Arlington dabei sein. Andrea Friedrich aus Bad Königshofen erfüllt auf Bitten der Partnerstadt diesen Wunsch, und zwar im original nachgeschneiderten Bad Königshofener Christkindkleid, das privat gespendet wird. Das Christkindlgewand bleibt als Geschenk bei der Stadt Arlington.. Die Kopie wurde notwendig, da es keine Möglichkeit gab, das Originalkleid für die Zeit vom 29. November bis 6. Dezember auszuleihen.
Das bedeutet, dass dort bei der jährlichen Weihnachtsparade neben dem Arlingtoner auch das Bad Königshofener Christkind dabei sein könnte. "Eine junge Frau finden wir ganz bestimmt, und wenn jemand aus Bad Königshofen zum Weihnachtsmarkt kommt, dann darf sie, wenn sie möchte, natürlich das Christkindlgewand anziehen und bei der Parade mit dabei sein", heißt es aus Arlington. Auch dort ertönt am Donnerstagabend dann der traditionelle Prolog des Christkindes. Nur eben auf Englisch.
Kommentar von Hanns Friedrich: Keine Chance für Königshöfer Mädels Man mag dazu stehen wie man mag. Muss das Bad Königshofener Christkind aus der Stadt und den Stadtteilen kommen - oder darf es auch aus den Gemeinden des Grabfeldes sein? Bürgermeister Thomas Helbling hat diese Frage für sich selbst schnell beantwortet: Es kann, muss aber nicht aus Bad Bad Königshofen sein. Eine sicher eigenmächtige Entscheidung, denn davon wussten nicht einmal die Mitglieder des Stadtrates etwas, die erstaunt waren, zu erfahren, dass das Königshöfer Christkind aus Obereßfeld kommt.
Dies hat ganz und gar nichts mit der Person von Luisa Reder zu tun, die ihre Sache sicher gut machen wird und die Aufgabe für die nächsten drei Jahre problemlos und zu aller Zufriedenheit bewältigen wird. Es geht allerdings darum, inwieweit interessierte Mädchen aus Bad Königshofen und den Stadtteilen mit dieser Entscheidung schlichtweg ausgegrenzt wurden.
Seit 1999 gab es entsprechende Ankündigungen in den Medien, wer Interesse hat, die Aufgabe zu übernehmen und immer gab es Bewerbungen. Dass dies diesmal anders lief, ist nicht zu verstehen und hat für Ärger bei so manchen Mädchen gesorgt - übrigens auch bei Christkind-Darstellerinnen der Vergangenheit. Das Argument, dass das Christkind immer ein Instrument spielen muss, zieht bei der Entscheidung ganz sicher nicht. Das Nürnberger Christkind spielt übrigens auch kein Instrument, und hier gibt es auch keine entsprechende Auflage.
Ob mit oder ohne Instrument - das Bad Königshofener Christkind sollte ein Eigengewächs der Stadt und der Stadtteile sein. Dass nun schon Fragen auftauchen, ob man Beziehungen haben muss, um Königshöfer Christkind zu werden, ist nach dieser Entscheidung des Bürgermeisters, zu verstehen - sollte aber wohl nicht so sein.