Die Firma Schindler aus Bad Königshofen ist insolvent - trotz voller Auftragsbücher. "Letzten Endes haben wir mit mehreren Sachen zu kämpfen", sagt Geschäftsführer Steffen Heusinger. Wie geht es für die rund 130 Mitarbeiter weiter?
Die Firma Schindler aus Bad Königshofen (Landkreis Rhön-Grabfeld) befindet sich in akuter wirtschaftlicher Schieflage. Der mittelständische Industriebetrieb hat Insolvenz angemeldet. Der Schritt sei aufgrund von "Liquiditätsproblematiken" erfolgt, berichtet Geschäftsführer Steffen Heusinger am Montag (5. Februar 2024) im Gespräch mit inFranken.de. Die Schindler Handhabetechnik GmbH vertreibt nach eigenen Angaben weltweit Zuführ-, Handhabungs- und Automatisierungslösungen für das produzierende Gewerbe.
Alle Systemkomponenten stammten dabei aus eigener Entwicklung und Fertigung. Anwenderbranchen sind laut Firmenauskunft metall- und kunststoffverarbeitende Industrien, insbesondere die Automobil- und Automobilzulieferindustrie. Neben dem Hauptsitz in Bad Königshofen hat Schindler noch Standorte im niedersächsischen Salzgitter-Beddingen und im thüringischen Schwarza. Insgesamt beschäftigt das 1973 gegründete Unternehmen derzeit rund 130 Mitarbeiter. "Letzten Endes haben wir mit mehreren Sachen zu kämpfen", sagt Heusinger in Bezug auf die aktuelle Lage.
Bad Königshofen: Schindler-Geschäftsführer schildert Ursachen für Insolvenz
Ein Grund für den Gang in die Insolvenz sind laut Schilderung des Schindler-Chefs die Corona-Nachwehen. Erst im Frühjahr 2023 wurde demnach die infolge der Pandemie angeordnete Kurzarbeit beendet. Der Kunststoffhersteller und Automobilzulieferer Rehau hat derweil erst vor wenigen Tagen an seinem Standort Schwarzenbach am Wald Kurzarbeit angeordnet.
"Wir hatten letztes Jahr einen sehr hohen Auftragseingang", konstatiert Schindler-Geschäftsführer Heusinger. Als Problem habe sich gleichzeitig aber der Umstand erwiesen, dass die Firma Schindler in Besitz einer russischen Familie sei. Die komplexen Compliance-Anforderungen sorgten in dem unterfränkischen Betrieb demnach für Herausforderungen, berichtet der Geschäftsführer mit Blick auf die gegen Russland erlassenen Finanz- und Wirtschaftssanktionen im Zuge des Ukraine-Angriffs.
"Was positiv ist: Wir haben nach wie vor einen sehr guten Auftragsbestand", sagt Heusinger. "Der Geschäftsbetrieb wird in vollem Umfang fortgeführt. Auch die Geschäftsprognose ist sehr positiv."
"Suche nach Investoren bereits begonnen": Insolvenzverwalter erklärt aktuelle Maßnahmen
"Die Mitarbeiter wurden von mir bereits letzte Woche persönlich informiert", teilt Stefan Herrmann am Montag inFranken.de mit. Der Würzburger Rechtsanwalt wurde mit Beschluss des Amtsgerichts Schweinfurt vom 31. Januar zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die Beschäftigten haben laut Herrmann Anspruch auf Insolvenzgeld. "Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes wurde von mir in die Wege geleitet."
Um den Betrieb vollumfänglich fortzuführen, führe er derzeit Gespräche mit Lieferanten, Dienstleistern und Auftraggebern, berichtet der Jurist. "Die Suche nach Investoren hat bereits begonnen." Die teils langjährig beschäftigten Arbeitnehmer stehen nach Herrmanns Schilderung zum Unternehmen. "Die Produkte des Unternehmens sind zukunftsfähig. Aufträge sind in ausreichendem Umfang vorhanden", konstatiert der Anwalt mit Blick auf das Insolvenzverfahren der Schindler Handhabetechnik GmbH mit Sitz in Bad Königshofen.