Weiße Figur in Nürnberg: Dahinter verbirgt sich eine Tragödie
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Donnerstag, 11. Januar 2024
In Nürnberg erinnert seit dieser Woche eine Figur an eine tödlich verletzte Fußgängerin. Die weiße Silhouette dient zugleich als Mahnmal, erklärt Claudia Pfefferlein von Fuss e.V. Nürnberg.
In Nürnberg kam es im Dezember zu einem verheerenden Verkehrsunfall. Nach einer Kollision mit einem VW-Bus wurde eine Fußgängerin lebensbedrohlich am Kopf verletzt. Der Fahrer bog mit seinem Wagen von der Münchener Straße nach rechts in die Zollhausstraße ab. Dort erfasste das Fahrzeug die 60-Jährige, die vom Gehweg kommend die Zollhausstraße an der Fußgängerampel in Richtung Innenstadt überqueren wollte. Die Frau verstarb gut zwei Wochen später im Krankenhaus, wie das Polizeipräsidium Mittelfranken mitteilte.
Seit Dienstag (9. Januar 2024) steht nun unweit der Unfallstelle im Nürnberger Süden eine weiße Figur aus Aluminium und Kunststoff. Hinter dem silhouettenhaften Aufsteller steckt eine lokale Gruppe, die mit der Aktion gleich zwei Ziele verfolgt. Die Figur soll zum einen der Erinnerung und zum anderen der Mahnung dienen. "Unsere Ortsgruppen wollen damit sensibilisieren, dass es immer noch zu viele tote Fußgänger in Städten gibt", erklärt Claudia Pfefferlein vom Verein Fuss e.V. Nürnberg am Mittwoch (10. Januar 2024) im Gespräch mit inFranken.de.
Weiße Figur erinnert an überfahrene Fußgängerin - "Ehre für ihre Mutter"
"Die Figur stellen wir als Symbol auf, wenn jemand tödlich überfahren wird", sagt die Sprecherin des vor rund eineinhalb Jahren gegründeten Nürnberger Ortsgruppe. Bundesweit vertritt FUSS e. V. bereits seit 1985 die Interessen der Fußgänger in Deutschland. "Wenn es zu einem Todesfall kommt, nehmen wir Kontakt zur Polizei auf", schildert Pfefferlein das Vorgehen. Die Beamten nehmen treten wiederum mit den Angehörigen des jeweiligen Unfallopfers in Verbindung. "In diesem Fall hat sich die Familie bei uns gemeldet", hält die Sprecherin mit Blick auf den tödlichen Verkehrsunfall im Dezember hin.
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Die zwei Töchter der ums Leben gekommen 60-Jährigen hätten die Idee eines Fußgänger-Mahnmals für gut befunden. "Die beiden haben sich bei uns bedankt und gesagt, dass sie unsere Aktion als Ehre für ihre Mutter empfinden", sagt Pfefferlein. Neben der Funktion als Gedenkstätte soll die weiße Fußgänger-Figur zugleich auf mögliche Gefahrenpunkte vor Ort hinweisen.
"Die Strecke ist viel befahren. Die Fußgänger haben zudem Grün, wenn die Rechtsabbieger in ihren Autos Grün haben", konstatiert die Vereinsfunktionärin. Erschwerend komme hinzu, dass auf der Strecke sei Tempo 70 erlaubt sei. Selbst im betroffenen Ampelbereich könnten die Autofahrer rasch losfahren und schnell beschleunigen. "Wir sind der Ansicht, dass sich dort baulich etwas ändern muss", erklärt Pfefferlein. Für die Fahrer müsste es nach Auffassung der Fußgänger-Interessenvertreter künftig schwieriger sein, an der Kreuzung die Kurve zu nehmen.
"Vor Ort herrscht ein unglaublicher Verkehrsfluss": Fußgänger-Vertreterin plädiert für "Vision Zero"
Gegenwärtig erlaube es die dortige Lage, dass die motorisierten Verkehrsteilnehmer an der Ecke Zollhausstraße/Münchener Straße "freizügig durchgelangen". "Das geschieht auf Kosten der Schwächsten - das sind die Fußgänger", gibt Pfefferlein zu bedenken. Allein im vergangenen Jahr habe es in Nürnberg infolge von Unfällen vier tote Fußgänger gegeben. "Man muss prüfen, ob man nicht generell eine Geschwindigkeitsbegrenzung einführt." Neben den Fußgängern seien schließlich auch Fahrradfahrer vom Autoverkehr betroffen. "Die Radfahrer haben ja das gleiche Problem."
"Vor Ort herrscht ein unglaublicher Verkehrsfluss", sagt Pfefferlein mit Blick auf den jüngsten Unglücksort im Nürnberger Süden. Die Streckenführung ermögliche es Autofahrern demnach, zu schnell zu fahren. Die Funktionärin plädiert für die sogenannte "Vision Zero". Das Konzept sieht einen Alltag ohne tödliche Verkehrsunfälle vor. Das Problem: "Es gibt Dinge, die die Stadt autonom machen kann, aber teils ist man auch vom geltenden Verkehrsgesetz abgängig."