In Nürnberg verstarben nach Angaben des Wal- und Delfinschutz-Forums WDSF bisher 33 Große Tümmler. Die Tierschützer fordern ein Ende des Delfinariums.
Pressemitteilung des Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF)Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) spricht von geschönten Besucherzahlen und kritisiert die geplante deutliche Erhöhung der Eintrittspreise um bis zu 22 Prozent ab April 2018 und die Delfinhaltung. Tiergartendirektor Dag Encke kündigte einen großen Umbau des Tiergartens an, den er am 23. Februar zusammen mit Bürgermeister Christian Vogel dem Stadtrat vorstellen möchte.
Encke spricht von 1,135 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr und will die Akzeptanz für den Tiergarten durch große Umbaumaßnahmen erhalten.
In den vergangenen Jahren war insbesondere die Delfinhaltung immer wieder ein öffentlicher Kritikpunkt. Nach der Kostenexplosion des Neubaus der Delfinlagune im Eröffnungsjahr 2011 auf rund 31 Millionen Euro stehen nun etwa 9 Millionen Euro Sanierungskosten für die Delfinanlage nach einem Salzwasserschaden mit der Reaktivierung des alten Delfinariums als Notquartier für die Meeressäuger an, wie Bürgermeister Christian Vogel gegenüber nordbayern.de im letzten Jahr äußerte.
Um die Annuität mit Zins und Tilgung des städtischen Darlehns von 20 Millionen Euro für den Bau der "Delfinlagune" mit über 31 Mill. Euro Gesamtkosten durch den Tiergarten zu bedienen, sind jährlich zahlende Besucher von 1,180 Millionen kalkuliert.
WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller kritisiert die Zahlen des Tiergartens: Die Tiergarten-Verantwortlichen verschweigen bei den Besucherzahlen 2017 wie in den Vorjahren, dass die Anzahl der Dauerkartenbesitzer, die 2017 insgesamt 8.438 Dauerkarten erreichte, mit jeweils 30 Besuchen bei der veröffentlichten Besucherzahl recht willkürlich kalkuliert wurde.
Wenn ein Dauerkartenbesitzer 30mal den Tiergarten besucht, sind diese Besuche aller 8.438 Dauerkartenbesitzer von der veröffentlichten Zahl von 1.135.515 Besuchern des Jahres 2017 mit einer Summe von fiktiven 253.140 Besuchen zu bereinigen, sodass nur noch 882.375 Besucher inkl. Schulklassen und Ermäßigungsbesucher im Jahr 2017 statt der vom Tiergarten angegebenen Zahl von 1,135 Millionen Besuchern zutreffend ist zuzüglich der tatsächlichen Dauerkartenbesucher, deren Besuchsvermutung lediglich durch eine Befragung des Tiergarten bei 30 Besuchen pro Jahr liegen soll.
Wie oft genau allerdings ein Dauerkarten-Inhaber pro Jahr in den Zoo kommt, weiß nur er selbst, nicht aber der Tiergarten. Die erforderliche Anzahl von 1,180 Millionen zahlenden Besuchern zur Deckung des städtischen Darlehns für die Delfinlagune wurde seit 2011 in keinem Jahr erreicht.
Direktor Encke kündigte jetzt an, dass er die Bedeutung für den Schutz und den Erhalt bedrohter Tiere zukünftig herausstellen möchte. Das würde langfristig einen Eingriff in den Bestand haben und Tiere die mit diesen Schwerpunkten nichts zu tun hätten, würden herausgenommen. Encke hoffe, die Tierhaltung damit besser legitimieren zu können in der kontroversen Debatte.
Das WDSF fordert in diesem Zusammenhang die vollständige Beendigung der Delfinhaltung und die Rückführung der Meeressäuger in ihre Ursprungsländer mit menschenbetreuten Meeresbuchten. Ortmüller: Die Gefangenschaftshaltung von Delfinen ist schon lange nicht mehr zeitgemäß und Delfinarien sind Auslaufmodelle. Die Großen Tümmler sind in freier Wildbahn bisher nicht bedroht. Wir lehnen diese Anlagen ab, weil neben der beengten Tierhaltung auch klar geworden ist, dass Zoos keinen Beitrag zur Arterhaltung von freilebenden Delfinpopulationen leisten können. Noch nie wurde überhaupt ein Delfin aus einem Delfinarium in der EU wieder ausgewildert. Seit über 40 Jahren Zuchtbemühungen gibt es in Europa keinen einzigen Delfin, der in dritter Generation überlebt hat. Die geplante Preiserhöhung von bis zu 22 Prozent wird den Tiergarten neben der umstrittenen Delfinhaltung weiterhin an Akzeptanz verlieren lassen.
In Nürnberg verstarben nach Angaben des WDSF bisher 33 Große Tümmler. Alleine zwischen 2004 und 2007 seien im Delfinarium des Tiergarten sieben Kälber in Folge gestorben. Dass den Nürnberger Delfinen Psychopharmaka verabreicht wurden und über 30 andere Medikamenten stand ebenso im Fokus der Kritik der Tierschützer.
Fälschlicherweise wurde dieser Artikel auf unserer Seite zunächst als dpa-Artikel gekennzeichnet. Wir bitten Sie, dies zu entschuldigen. Es handelt sich um eine Pressemitteilung des Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF).
20 oder 30?
Wenn ich nicht ganz falsch liege, erkenne ich zwei sich widersprechende Aussagen des WDSF.
Welche Aussage ist nun richtig?
Die Aussage in obigem Artikel:
„Die Tiergarten-Verantwortlichen verschweigen bei den Besucherzahlen 2017 wie in den Vorjahren, dass die Anzahl der Dauerkartenbesitzer, die 2017 insgesamt 8.438 Dauerkarten erreichte, mit jeweils 30 Besuchen bei der veröffentlichten Besucherzahl recht willkürlich kalkuliert wurde.“
oder die Aussage auf der WDSF-Homepage:
“ Im Jahr 2017 wären es 1.135.515 Besucher im Tiergarten gewesen, verkündete Vize-Zoodirektor Helmut Mädgefrau bei der Vorstellung des Jahresberichtes am 18.01.2018. Dabei verschweigt er wie in den Vorjahren, dass die Anzahl der Dauerkartenbesitzer, die 2017 um nochmals 10 Prozent gestiegen seien und damit rund 8.400 Dauerkarten erreichten, mit jeweils 20 Besuchen bei der veröffentlichten Besucherzahl kalkuliert wurden.“
Jedenfalls stimmt – nach allem was ich lese und nach allem was ich verstehen kann – irgendetwas nicht.
Der Autor schreibt:
„Die Tiergarten-Verantwortlichen verschweigen bei den Besucherzahlen 2017 wie in den Vorjahren, dass die Anzahl der Dauerkartenbesitzer, die 2017 insgesamt 8.438 Dauerkarten erreichte, mit jeweils 30 Besuchen bei der veröffentlichten Besucherzahl recht willkürlich kalkuliert wurde."
Ich kann mich irren, aber ich bezweifle, dass diese Aussage stimmt. Nach allem, was ich weiß, werden Dauerkartenbesitzer in deutschen Zoos - auch in Nürnberg! - mit jährlich 20 Zoobesuchen berücksichtigt.
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@Alsfelder
Der Faktor, mit dem Dauerkarten im Nürnberger Tiergarten multipliziert werden, ist eben keine Spekulation. Suchen Sie doch einfach mal den Bericht der SZ, den ich genannt habe, bei Google und lesen ihn bis zum Ende. Dann wird Ihnen vielleicht klarer, worum es geht.
Die von Ihnen angesprochene Spekulation könnte ja eigentlich von Zoos und Tiergärten, die keine genaue Besuchererfassung durch z.B Drehkreuze haben, entgegengewirkt werden, indem man die Errechnung der Besuchszahlen offenlegt und nicht nur platt eine Zahl in den Raum wirft. Außerdem sollte man auch eine Differenzierung zwischen Besuchern und Besuchen machen.
Wenn man aber lediglich eine Zahl in den Raum stellt, um u.a. seine Existenz zu legitimieren, indem man die gesellschaftliche Akzeptanz an gestiegenen Besuchszahlen festmacht, muss man sich eben kritische Stimmen gefallen lassen.
Ob diese dann von Tierschützern, Tierrechtlern oder von anderen Steuerzahlern kommt, ist dabei unerheblich.
I
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