Tauben in Nürnberg: "Fütterungsverbote sind völlig sinnlos"

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Viele Stadttauben ernähren sich von Essensresten in der Fußgängerzone. Foto: Nikolas Pelke
Viele Stadttauben ernähren sich von Essensresten in der Fußgängerzone. Foto: Nikolas Pelke

Hat Nürnberg ein Taubenproblem? Rund 5000 Tauben gibt es laut Schätzungen in der Stadt. Das Fütterungsverbot ändert daran wenig, meint eine Tierschützerin.

Elisabeth Mederer schüttelt den Kopf und lacht. "Eigentlich ist es traurig", sagt die Tierschützerin und zeigt auf das leerstehende Taubenhäuschen, das die Stadt Nürnberg am Jakobsplatz vor über 20 Jahren aufgestellt hat. "Damit hat sich Nürnberg damals bundesweit lächerlich gemacht", erinnert sich Mederer, die sich seit Jahren im Verein "Menschen für Tierrechte" engagiert. In die "Fehlkonstruktion" hätte sich nie auch nur eine einzige Taube verirrt. Viel zu niedrig und viel zu klein seien die beiden vermeintlichen Taubenschläge gebaut worden.


Fütterungsverbot seit 1996

Bis 1996 hatte die Stadt einen Taubenfänger beschäftigt, der nach Anzahl der vorgelegten Taubenfüße bezahlt wurde, um die Population der verwilderten Haustiere zu kontrollieren.
Dann strich Nürnberg den Posten und setzte auf ein Fütterungsverbot, um fortan das Taubenproblem zum Nulltarif zu lösen. Das sei bis so heute so geblieben. Neben den Tierschützern fragen sich offensichtlich auch immer mehr Kommunalpolitiker, ob ein Fütterungsverbot alleine ausreicht.

Rund 5000 Stadttauben gibt es laut Schätzungen der Stadt derzeit in Nürnberg. "Eigentlich fressen Stadttauben nur Körner. Wenn sie alle möglichen Abfälle vom Boden aufpicken, geschieht das aus schierer Not", sagt Mederer. In der Innenstadt müssten Tauben wie in einem Slum leben. Einfach davonfliegen ins Grüne könnten die Tiere jedenfalls nicht. Die Heimatverbundenheit liege bei den Tieren in den Genen. "Tauben sind auf Standorttreue gezüchtet worden."

Mederer setzt sich deshalb dafür ein, dass sich die Stadt Nürnberg besser um die "armen Tiere" kümmert und mithilft, Taubenschläge gemeinsam mit den Tierschützern zu bauen und zu betreiben. Unterstützung bekommt sie inzwischen von einzelnen Stadträten.

ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger fordert in einem aktuellen Antrag, die Stadt solle Taubenschläge zur Geburtenkontrolle der Tiere errichten. CSU-Stadtrat Marcus König glaubt ebenfalls, dass das Fütterungsverbot alleine nicht mehr ausreicht. "Jeder in der Stadt spürt, dass wir zu viele Tauben haben", sagt König, der gleichzeitig ehrenamtlicher Geschäftsführer des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth ist.

Bürgermeister Christian Vogel (SPD) ist der Meinung, städtische Taubenschläge könnten "nur ein Tropfen auf den heißen Stein" sein. So viele Taubenschläge könne die Stadt gar nicht bauen, um alle Tauben von der Wildbrut abzuhalten, sagte Vogel kürzlich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.


Zwanghaftes Brüten

Elisabeth Mederer sieht dies freilich anders. Dass das Fütterungsverbot wenig bringt, davon ist Elisabeth Mederer indes überzeugt. "Die Stadttauben sind auf das ständige Brüten gezüchtet worden. Die brüten sogar zwanghaft, wenn sie halb verhungert sind. Deshalb sind Fütterungsverbote völlig sinnlos", ist sich die Tierschützerin sicher. 20 Taubenschläge würden genügen, um die Taubenpopulation in der ganzen Großstadt nachhaltig zu kontrollieren.

"Derweil hat der Umweltausschuss vergangene Woche das Taubenfütterungsverbot verlängert. Die Verordnung wäre sonst nach 20 Jahren zum 31. Juli abgelaufen. Elf Stadträte haben dafür, Thomas Schrollinger hat dagegen gestimmt. Um "ein Zeichen zu setzen", wie er sagt. Wann sein Vorschlag im Stadtrat behandelt wird, steht noch nicht fest.