Obwohl die Akteure wahrscheinlich "subjektiv das Gefühl haben, alles unternommen zu haben" (Brand), sind sie trotzdem verunsichert über die Gründe, warum die hohen Niederlagen zustande gekommen sind. Und das wiederum führt zum Nachdenken - ein Nachdenken, das unterschiedlich ausgeprägt ist: Während einige die Gründe für die ausgeprägte Auswärtsschwäche bei sich selbst verorten, gibt es andere, die Ursachen von außerhalb dafür verantwortlich machen.
Trainer als Ursachenforscher
Die Aufgabe, wieder Stabilität und Sicherheit zu vermitteln, fällt so vor allem dem Trainer zu. Dessen Job sei es nicht nur, "die Mannschaft in dieser Situation sportlich zusammenzuhalten, sondern auch herauszufinden, was bei den einzelnen Spielern in erster Linie zur Verunsicherung beiträgt", erklärt Brand.
Der Trainer sei angesichts einer solchen Gemengelage gefordert, herauszufinden, welches der größte gemeinsame Nenner der Verunsicherung ist. Zusammen mit den Spielern kann er dann "eine gemeinsame Auffassung über die wahrscheinliche Ursache entwickeln", was zu mehr Sicherheit führen wird.
Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass eine ungenügende Laufleistung aller Beteiligten ausgemacht wurde, kann im Training gezielt daran gearbeitet werden - weil auch alle daran glauben, dass dies wieder in die Erfolgsspur zurückführen wird.
"Das Wichtigste aber ist, dass ein Trainer antizipiert, was im nächsten Auswärtsspiel auf ihn und seine Mannschaft zukommen könnte und er für gewisse Szenarien einen Maßnahmenplan entwickelt", sagt Brand. Für den Fall, dass wieder ein früher und vermeintlich hoher Rückstand eintreten sollte, gibt es dann einen Plan, auf den die Spieler vertrauen können. "Weil er vom Trainer konzipiert wurde - der Person, der sie vertrauen."
Der Glaube an die Wende fehlte beim 1. FC Nürnberg
Bei den Niederlagen in Dortmund und Leipzig haben die Spieler vielleicht ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr an sich und eine Wende geglaubt und sich im Schicksal ergeben, sagt Brand. Die Folgen, nicht nur im Fußball, sondern im Sport allgemein, werden für alle Beteiligten sichtbar: Konzentration, Aufmerksamkeit und Einsatzbereitschaft lassen nach. Das Kollektiv funktioniert nicht mehr, "weil nicht mehr jeder dagegenhält und sich nicht jeder Spieler selbst aus dem Sumpf ziehen kann", sagt Brand.
ein Artikel von Dirk Kaiser