Während die Nürnberger Geschäfte in vielen Branchen praktisch vollständig zum Erliegen gekommen sind, suchen andere Wirtschaftszweige in Franken händeringend nach Arbeitskräften. Neben medizinischem Fachpersonal sind auch Helfer in der Landwirtschaft oder Fahrer besonders gefragt.
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Die einen haben fast nichts mehr zu tun. Die anderen kommen mit den Aufgaben kaum noch nach. In der aktuellen Krise ist die Arbeit extrem ungleich verteilt. „Wir haben viele offene Stellen im Einzelhandel“, sagt Olga Saitz, Sprecherin der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Generell sei die Nachfrage nach Mitarbeitern in allen Bereichen rund um die Lebensmittelversorgung enorm. Gesucht würden nicht nur Supermarkt-Mitarbeiter, sondern auch Helfer auf den Feldern der Landwirte wie beispielsweise im Knoblauchsland vor den Toren der Frankenmetropole.
Neue Internetplattform für Landwirtschaft soll Erntehelfer akquirieren
Jochen Loy, beim Bayerischen Bauernverband als Geschäftsführer für die Kreisverbände Nürnberg, Fürth und Erlangen-Höchstadt zuständig, verweist auf eine neue Landwirtschaftsplattform, die erst vor wenigen Tagen in Betrieb gegangen sei. Auf der Internet-Plattform www.saisonarbeit-in-Deutschland.de würden Bauern und Erntehelfer unkompliziert vernetzt. Egal ob Kurzarbeiter, die etwas dazuverdienen wollen oder Studenten, die auf der Suche nach einer neuen Einnahmequelle in der Krise sind - jede helfende Hand werde in den kommenden Monaten auf den fränkischen Äckern und Feldern in der anstehenden Erntezeit gebraucht.
Bauern erhalten viel Unterstützungsangebot
Über die neue Plattform sucht auch Marcus Kratzer, Bio-Gemüsebauer aus dem idyllischen Wetzendorf im Nürnberger Knoblauchsland, nach Saisonarbeitskräften für April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober und November. Auf dem elf Hektar großen Bio-Betrieb werden vor allem Möhren und Salate angebaut. Normalerweise werden die fünf Angestellten von zehn Saisonarbeitskräften unterstützt. Die Arbeitszeit beträgt durchschnittlich acht Stunden. Nach Möglichkeit wird an sechs Tagen in der Woche gearbeitet. Der Stundenlohn beträgt 9,35 Euro. Gratis gibt es eine kostenfreie Unterkunft dazu. Die Nachfrage nach diesen Jobs ist aber offensichtlich bereits enorm. „Bei uns rufen täglich 30 Leute an, die uns unterstützen wollen“, sagt Marcus Kratzer am Freitag am Telefon. Noch müsse er die vielen Bewerber vertrösten. „Bei uns geht die Arbeit erst in 14 Tagen los.“ Wer körperlich fit sei und keine Angst vor dem Arbeiten unter freiem Himmel habe, könne jederzeit vier bis sechs Wochen bei ihm anfangen, um die Krise zu überbrücken. „Wir müssen jetzt alle zusammenhalten“, wirbt der Bio-Landwirt für Solidarität.
Kreativität, Flexibilität und gesunder Menschenverstand sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt
Kreativität und Flexibilität seien in der aktuellen Krise auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt, ist sich auch Olga Saitz von der Regionaldirektion der Arbeitsagentur sicher. Eine gehörige Portion gesunder Menschenverstand könne bei der Jobsuche in der Corona-Krise ebenfalls nicht schaden. Dieses Prinzip funktioniere nicht nur im Lebensmittelbereich. Auch in der Gastronomie ließen sich damit noch Arbeitsmöglichkeiten finden. Weil die Wirtshäuser und Restaurants zur Eindämmung der Pandemie geschlossen bleiben müssen, seien aktuell viele Bewirtungsbetriebe dazu übergegangen, das Essen zu den hungrigen Kunden direkt nach Hause zu bringen. Nicht nur Lieferdienste suchen deshalb jetzt nach Leuten, die sich hinter das Steuer klemmen wollen. Überhaupt werden Fahrer in vielen Branchen dringend gebraucht. „Gesucht werden LKW-Fahrer für die boomenden Branchen, insbesondere für den Onlinehandel“, erklärt Saitz weiter. Ein Blick auf die Seiten der Zeitarbeitsfirmen sei überhaupt derzeit sicher lohnenswert.
Medizinisches Fachpersonal wird dringend gesucht
Mit einem Berg von Arbeit in der Krise konfrontiert sehen sich auch die Städte und Kommunen. „Wir haben viele Stellen in der öffentlichen Verwaltung“, bestätigt Saitz. Auch im Groß- und Außenhandel boomen aufgrund der Krise beispielsweise der Chemie- und Medizinbereich. Apropos: Überhaupt dürfte die Suche nach medizinischen Fachkräften derzeit nicht nur am wichtigsten, sondern auch am größten sein. Im Kampf gegen Corona sucht beispielsweise die Stadt Fürth gemeinsam mit dem Landkreis Fürth aktuell ganz dringend nach Fachpersonal, um die neu errichteten Covid19-Zentren bei der Behandlung von Virus-Patienten zu unterstützen. Die Kleeblattstadt hat deshalb Bürger mit medizinischen oder pflegerischen Fachkenntnissen aufgerufen, sich unter der Telefonnummer (0911) 97 73 30 39 oder per Mail helfen@lra-fue.bayern.de zu melden, um das bereits seit Wochen am Limit arbeitende Stammpersonal zu verstärken. „Jede Unterstützung hilft!“, betonen Stadt und Landkreis Fürth eindringlich. Besonders Ärzte, Pflegekräfte und pharmazeutisch- sowie medizinisch-technische Assistenten im Ruhestand, in Elternzeit, im Studium oder in Ausbildung würden dringend gesucht.
Kurzfristig neuer Bedarf – trotzdem schwierige Arbeitsmarktsituation
Generell dürften in der Krise immer wieder kurzfristig neue Bedarfe nach Mitarbeitern in einzelnen Branchen entstehen, ist sich Olga Saitz sicher. Die erhöhte Nachfrage in manchen Bereichen dürfe aber nicht über die allgemein schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt hinwegtäuschen. „Wir verzeichnen einen deutlichen Stellenrückgang von gemeldeten Stellen“, sagt Saitz zum Ernst der Situation auf dem regionalen Arbeitsmarkt, ohne die exakte Anzahl der wegfallenden Stellen derzeit schon genau beziffern zu können. „Wir sammeln gerade noch alle Daten.“ In der aktuellen Ausnahmesituation stünde nicht die Statistik, sondern die schnelle Hilfe im Vordergrund. „Uns ist wichtig, dass Geldleistungen fließen und wir die Menschen und Unternehmen nicht alleine lassen.“ Bis die Krise in der offiziellen Statistik über den Arbeitsmarkt angekommen sei, würde es laut Saitz noch mindestens einen Monat dauern.
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