Druckartikel: Schwere Vorwürfe von Gewerkschaft und Vorstand an Galeria-Karstadt-Kaufhof-Management

Schwere Vorwürfe von Gewerkschaft und Vorstand an Galeria-Karstadt-Kaufhof-Management


Autor: Melina Mark

Nürnberg, Montag, 13. März 2023

Nach der Bekanntgabe der Schließung von 52 Galeria Karstadt Kaufhof Filialen in Deutschland ist die Bestürzung groß. Die Mitarbeitenden sind entsetzt, die Gemüter der Gewerkschaft Verdi und einiger lokaler Vorstandsvorsitzender sind erhitzt.
Seit Jahren befindet sich das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof in der Krise.


Der insolvente Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hat die Schließung von einigen fränkischen Filialen angekündigt. Deutschlandweit müssen 52 der verbliebenen 129 Kaufhäuser zugemacht werden, darunter Nürnberg-Langwasser, Nürnberg Königsstraße und Erlangen. 

Die Gewerkschaft Verdi, Betriebsratsvorsitzende der Nürnberger Galeria Häuser und der DGB Regionsgeschäftsführer Mittelfranken äußerten sich gesondert in einer Pressekonferenz zu den betroffenen Filialen in Nürnberg und Erlangen.

Zwei Nürnberger Filialen dicht: Gewerkschaft gibt Management die Schuld

Jaana Hampel von der Gewerkschaft Ver.di sagte: "Wir stehen vor einer Situation, gegen die wir uns zu wehren wissen. Wir werden um jeden Beschäftigten und jede Filiale kämpfen." Verantwortlich für die Filialschließungen mache Hampel das Management des Konzerns. Sie sprach von "Managementfehlern" und einer "Arbeitsverweigerung des Managements". Man solle doch bedenken, dass "alles Menschen mit Familien und mit Schicksalen" seien.

"Allein Langwasser sind 70 Stammkräfte betroffen. Mit Fremdkräften trifft es 85 Beschäftigte", so Hampel über die Filialschließung in Nürnberg. In Erlangen seien 80 Stammkräfte und 95 Fremdkräfte betroffen. In ihrem Zuständigkeitsbereich seien "insgesamt sind 250 Stammkräfte betroffen und noch viel mehr Fremdkräfte."

Die Betriebsratsvorsitzende der Filiale in Nürnberg-Langwasser, Katharina Lorenz, zeigte sich sehr verärgert. "Man hat uns absichtlich ersaufen lassen", betonte sie erzürnt. "Wir gehen nicht davon aus, dass es die endgültige Entscheidung ist und werden alles dafür tun, dass wir nicht schließen müssen." Auch sie gebe dem Management die Schuld.

Gibt es noch Hoffnung? Vorsitzender einer Nürnberger Filiale zweifelt

Betriebsratsvorsitzender der schließenden Filiale in der Nürnberger Königsstraße, Robert Firtzlaff, zeigte sich sehr betroffen: "Ich habe noch nie so viele Mitarbeiter weinen sehen." Er sprach zudem seine Befürchtung aus, dass die Filiale nicht mehr zu retten sei, da "die Immobilie schon verkauft ist oder verkauft wird."

Zudem schildert er, dass die schockierten Mitarbeitenden "es nicht wahrhaben wollen." Viele seien "über 50 Jahre alt", weshalb sie auf dem Arbeitsmarkt Probleme bekommen könnten. "Eine ganz schwierige Angelegenheit." 

Betriebsratsvorsitzender der übrig gebliebenen Filiale an der Nürnberger Lorenzkirche, Thomas Vieweg, beschrieb die Situation vor Ort bei der Mitarbeiterversammlung. Erst stellte sich Jubel ein, dann wich es Entsetzen wegen der Schließungen der anderen beiden Standorte.

Betroffene Filialen seit 14 Uhr geschlossen: Ab Dienstag normaler Betrieb

Stephan Doll, DGB Regionsgeschäftsführer Mittelfranken, äußerte sich ebenfalls zu diesem Sachverhalt. "Wir brauchen keine weiteren Gebäude in der Innenstadt, die leer stehen", so Doll, "wir sind kampferprobt und sie wissen vielleicht nicht, mit wem sie sich angelegt haben."

Hampel habe auch mit Zuständigen der betroffenen Filiale in Erlangen gesprochen. "Der Zustand in Erlangen ist Schock. Es hätte niemand erwartet", sagte sie.

Die Nürnberger Filialen, die schließen müssen, sind am Montag (13. März 2023) seit 14 Uhr geschlossen. Aus Solidarität ließ auch die verbliebene Filiale an der Lorenzkirche bis 15 Uhr ihre Türen zu. Ab Dienstag (14. März 2023) gelten die normalen Öffnungszeiten.