Nürnbergs Inzidenz steigt seit Wochen: Stadt nennt Herausforderungen der vierten Corona-Welle

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Der Corona-Wert der Stadt Nürnberg nimmt seit Wochen zu. "Die Schwierigkeit besteht darin, dass das Infektionsgeschehen von vielen Faktoren abhängt, die schwer vorhersehbar sind", ...
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Birgit Böllinger / Pixabay

Nürnbergs Inzidenzwert steigt seit Anfang Juli kontinuierlich. Angesichts der erwarteten vierten Corona-Welle spricht die Stadt Nürnberg von neuen Herausforderungen.

  • Nürnbergs 7-Tage-Inzidenzwert seit Anfang Juli kontinuierlich gestiegen 
  • Stadt: Wachsende Corona-Zahlen führen zu neuen Herausforderungen
  • Appell: Oberbürgermeister Marcus König ruft erneut zum Impfen auf
  • Gesundheitsamt hat Software zur Kontaktnachverfolgung umgestellt

Laut Einschätzung der Stadt Nürnberg werden für das Ausmaß der vierten Corona-Welle und die gesundheitlichen Risiken, die dadurch bedingt sind, zahlreiche Faktoren entscheidend sein. "Steigende Corona-Fallzahlen führen zu neuen Herausforderungen", teilt die Stadt am Dienstag (24. August 2021) mit. Oberbürgermeister Marcus König appelliert erneut an die Bürgerinnen und Bürger, sich impfen zu lassen. Aktuelle Infos erhältst du in unserem Corona-Ticker für Nürnberg.

Coronavirus in Nürnberg: "Infektionsgeschehen" von vielen Faktoren abhängig

"Die aktuellen Zahlen zeigen uns in Bayern eine um das Zehnfache höhere Inzidenz bei den Ungeimpften", so König. Daher sei es sehr wichtig, die vielfältigen Impfangebote, die die Stadt auch dezentral mache, wahrzunehmen. "Geimpft schützen Sie sich selbst und andere Menschen. Und tragen so mit dazu bei, dass es möglichst wenig Einschränkungen gibt.“

"Die Schwierigkeit besteht darin, dass das Infektionsgeschehen von vielen Faktoren abhängt, die schwer vorhersehbar sind", sagt Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamts und Unterstützer haben die Corona-Krise gut im Blick." Aber die heutige Situation sei nicht mit den Erfahrungen der vergangenen Monate vergleichbar, mehr Menschen seien geimpft, dafür sei die Delta-Variante ansteckender. "Trotzdem werden aus medizinischer, organisatorischer und personeller Sicht Vorkehrungen für die weitere Entwicklung getroffen“, so Walthelm. 

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt der Stadt Nürnberg zufolge seit Anfang Juli 2021 langsam an. Seit Mitte August beginne der Anstieg sich etwas zu beschleunigen und sei besonders in den Altersgruppen der 10- bis 34-Jährigen zu beobachten. "Die Anzahl der hospitalisierten und intensivpflichtigen Patientinnen und Patienten steigt langsam, liegt aber auf einem niedrigen Niveau", teilt die Stadt mit. Ende August sind demnach bundesweit zwei Prozent der Intensivplätze von Corona-Patientinnen und -Patienten belegt. Aktuell seien 26 Betten auf Normalstation und fünf auf der Intensivstation mit COVID-19-Patienten belegt. Letzteres entspreche 3,4 Prozent aller Intensivbetten in Nürnberg.

Stadt Nürnberg: Impfungen und Maßnahmen als wichtige Parameter

Folgende Parameter haben laut Stadt Nürnberg einen entscheidenden Einfluss, ob der Verlauf in dem Ausmaß wie erwartet verläuft:

Impfungen

"Um die Corona-Krise auch in Zukunft im Griff zu haben, wäre eine Impfquote von 90 Prozent bei den Über-60-Jährigen und eine Quote von 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen erforderlich", sagt Dr. Katja Günther, Leiterin des Gesundheitsamts der Stadt Nürnberg. "Das Risiko einer Virusübertragung ist bei vollständig Geimpften auch bei der Delta-Variante stark vermindert."

Dennoch müsse damit gerechnet werden, dass sich einige Menschen nach Kontakt mit dem Virus trotz Impfung anstecken, wenn auch zumeist ohne Krankheitszeichen, und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden. "Daher ist es äußerst wichtig, auch nach einer vollständigen Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (AHA+L Formel – Abstand mindestens 1,5 Meter, Hygieneregeln beachten – geschütztes Husten, Niesen und gründliches Händewaschen – im Alltag eine Maske tragen und lüften) weiterhin einzuhalten", so Günther.

Maßnahmen in Nürnberg

Nürnberg hat nach Angaben der Stadt bereits mit Drittimpfungen für vulnerable Gruppen begonnen, vor allem bei älteren Personen. In dieser Altersgruppe sinke die Immunabwehr bereits nach circa sechs Monaten nach der Zweitimpfung ab. Aufklärung und Impfangebote sollen vor allem junge Erwachsene erreichen. Mit Impfaktionen unter anderem in Stadtteilen mit höherer Inzidenz, an gut besuchten Orten wie dem Hauptmarkt, in Kinos oder im Tiergarten und in Gemeinschaftsunterkünften werde das Gesundheitsamt im Zusammenwirken mit mobilen Impfteams niederschwellige
Impfangebote machen.

Bereits jetzt zeige sich, dass die Zahl der Erstimpfungen wieder zunimmt. Das Robert Koch-Institut sei indes dabei, eine neue Formel für Parameter für den Verlauf der Pandemie zu entwickeln.

"Eine Inzidenz nach Altersgruppen wäre denkbar mit besonderem Blick auf die Werte der Über-60-Jährigen", so die Stadt. Die Sieben-Tage-Inzidenz bilde trotz aller Einschränkungen die Entwicklung am besten ab. "Sinnvoll wäre es, zusätzlich die Testquote, Impfquote, Belegungsquote und die Quote der Intensivpatienten zu berücksichtigen und den Reproduktionswert (R-Wert) als Parameter für den weiteren Umgang mit der Pandemie zu berücksichtigen."

"Obwohl wir nicht wissen, wie sich die Lage entwickelt, versuchen wir genügend Unterstützerinnen und Unterstützer zu gewinnen, um die zukünftigen Aufgaben zu bewältigen", sagt Stefan Sembritzki, betriebswirtschaftlicher Leiter des Gesundheitsamts. "Dankenswerterweise haben einige Behörden bereits zugesagt, das Gesundheitsamt personell weiterhin zu unterstützen. Polizei, THW, Bundeswehr, das statistische Landesamt und andere haben uns in der Vergangenheit bereits sehr geholfen."

Gesundheitsamt hat Software zur Kontaktnachverfolgung umgestellt

Das Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg hat seine Software zur Corona-Kontaktnachverfolgung ferner im August 2021 auf Sormas umgestellt. Der Umstieg ist von der selbst entwickelten Software zum Corona Contact Management (Covid-Pis) auf die bundesweit einheitliche Software erfolgt. Sormas soll die Zusammenarbeit des Gesundheitsamts mit Infizierten und Kontaktpersonen, Schulungen von Beschäftigten in der Kontaktnachverfolgung und die Zusammenarbeit von Gesundheitsämtern erleichtern.