Nürnberger Faschings-Event wegen IS-Aufruf abgesagt - "wäre nicht zu verantworten"
Autor: Isabel Schaffner
Nürnberg, Mittwoch, 26. Februar 2025
Auf einer IS-nahen Propagandaseite ist ein Anschlagsaufruf gegen eine Nürnberger Bar aufgetaucht. Hier hätte am Sonntag eine Faschingsparty stattfinden sollen. Doch jetzt wurde der Plan verworfen. Wie steht es um die Umzüge?
Der Höhepunkt des Nürnberger Faschings steht bevor. Für Sonntag (2. März 2025) kündigt die Stadt den "Gaudiwurm" ab 13 Uhr von der Bayreuther Straße durch die Nürnberger Innenstadt bis zum Weißen Turm an. Am Montag folgt dann der Kinderfaschingszug. Von Sonntag auf Montag plante der Verein Global Locals zudem in der "Saigon Bar" eine Afterparty. Doch jetzt wird sie nicht stattfinden, hat inFranken.de erfahren.
Grund ist ein Anschlagsaufruf auf das Event "von einer IS-nahen Medienstelle" im Internet, die Ende Januar 2025 erstmals in Erscheinung getreten ist, wie die Sprecherin der Polizei Mittelfranken Janine Mendel gegenüber News5 erklärte. Neben Nürnberg sind hier auch Köln und Rotterdam aufgelistet. Wie der Ansbacher Kinderfaschingsumzug gehört nun auch die Party in der "Saigon Bar" zu den aus Sicherheitsgründen abgesagten Faschingsveranstaltungen, wie der Vereinsvorsitzende Christopher Andrews inFranken.de am Mittwochvormittag erklärte.
Faschingsparty in Nürnberg wegen IS-Schreiben abgesagt - das bezwecken die Adressaten
Über die Bild-Zeitung habe der Verein von dem Anschlagsaufruf erfahren. "Wir sind zur Polizei gegangen, um uns beraten zu lassen, wie es jetzt weitergeht", so Andrews. Mit etwa 20 Leuten wollte Global Locals nämlich auch beim Faschingsumzug mitlaufen. Der Bar-Betreiber habe letztlich die geplante Afterparty abgesagt. Andrew unterstütze die Entscheidung: "Wir wollen unsere Leute nicht in Gefahr bringen. Wir finden es sehr schade, aber wenn tatsächlich etwas passiert wäre, wäre das nicht zu verantworten." Zum Umzug warte Andrews auf weitere Informationen.
Warum genau die kleine Bar auf der Propagandaseite adressiert wurde, wisse Mendel nicht, wie sie inFranken.de erklärte. Staats- und Verfassungsschutz ermittelten neben der Polizei jetzt die Hintergründe. Gegenüber News5 machte sie zudem deutlich, dass es sich nicht um konkrete Anschlagspläne handle, sondern um einen Versuch, Einzeltäter zu Anschlägen zu motivieren. Damit wollten die Adressaten auch "Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung" schüren. Für die Faschingsumzüge habe der Vorfall nur wenige Auswirkungen.
Die Polizei passe ihre Sicherheitskonzepte für die kommenden Faschingsveranstaltungen an die Lage an, fügte sie hinzu. Auf Anfrage äußert sich die Stadt folgendermaßen: "Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich sagen, dass Stadt, Polizei und Veranstalter laufend in engem Austausch sind. Die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden zu der Drohung laufen. Es gibt derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Anschlagsgefahr."
"Reelle Gefahr eines Anschlags ist gering" - Polizei bittet um Vertrauen
Janine Mendel wandte sich im Interview mit News5 an verunsicherte Bürgerinnen und Bürger. Sie bittet um Vertrauen in die Polizei, die sich "akribisch auf das Ganze" vorbereite und "für die Sicherheit an den jeweiligen Veranstaltungen sorgen" werde.
Zudem betonte sie, dass die Präsenz der Anschläge in den Medien das Gefühl entstehen lasse, "dass praktisch ein Anschlag schon vor meiner eigenen Haustür steht". Die Ereignisse in München oder in Magdeburg seien "schreckliche Einzelfälle" gewesen, "aber die reelle Gefahr eines Anschlags ist gering". Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.