Die Stadt Nürnberg ersetzt Parkplätze durch Kirschbäume. Das ändert allerdings nichts am unrühmlichen Titel der Stadt: Trotz inzwischen 60 mobiler Bäume bleibt Nürnberg im nationalen Vergleich die graueste Großstadt Deutschlands.
Bäume statt Parkplätze in Nürnberg: Seit ein paar Tagen stehen 20 Kübel mit Japanischen Blütenkirschen in der Wölckernstraße. Auch wenn die fast kahlen Bäume mit ihren schmalen Stämmchen und arg zurückgeschnittenen Ästen noch etwas kläglich wirken - es ist ein Anfang.
Erste Bäume in der Wölckernstraße
In der Wölckernstraße, einer der geschäftigsten Straßen der Südstadt, gab es bisher keinen einzigen Baum. "Es war längst überfällig, dass sich hier etwas tut", sagt Christian Vogel, zweiter Bürgermeister, bei einem Pressetermin am Dienstag. Mit den mobilen Bäumen sei nun ein erster Schritt gemacht. Zehn Kirschbäume stehen auf jeder Straßenseite zwischen Allersberger Straße und Pillenreuther Straße. Vier davon hat die Sparda-Bank spendiert, die bereits andere Umweltprojekte der Stadt gefördert hat.
Die Japanischen Blütenkirsche sei wegen ihrer Schönheit und ihrer idealen Wuchsform ausgewählt worden, erklärt André Winkel, Pressesprecher vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR). Wegen der Oberleitungen der Straßenbahn dürfen die Bäume nicht zu hoch werden.
Die Kirschbäume entfalten in den ersten warmen Frühjahrstagen eine üppige Blütenpracht. In ihrer Heimat Japan feiern die Menschen in dieser Zeit Kirschblütenfeste. Nach wenigen Tagen fallen die Blütenblätter jedoch schon wieder zu Boden.
Umweltschützer wünscht sich "echte Bäume" für Nürnberg
Die Bäume haben nicht nur eine ästhetische und ökologische Funktion. Ihre Kübel dienen auch als Sicherheitspuffer für Fußgänger und markieren die neuen Parkplätze. "Eine mutige Aktion" lobt Mathias Schmidt vom Bund Naturschutz die mobilen Bäume in der Wölckernstraße. Schließlich stößt man nicht nur auf Begeisterung, wenn plötzlich 20 Parkplätze verloren gehen. Er sei erfreut, dass die Stadtplaner endlich umdenken, sagt Schmidt, doch "noch schöner wäre es, wenn es natürliche Bäume wären".
Denn eigentlich hält der Naturschützer, der vor 27 Jahren die Projektgruppe "Straßenbäume in Nürnberg" ins Leben gerufen hat, nichts von Pflanzen in Kübeln. "Das lenkt von der Anstrengung ab, echte Bäume in die Erde zu bringen", kritisiert er. Deren Zahl stagniert seit drei Jahren bei knapp 29.000 Stadtbäumen.