Am Samstag (24. August 2024) versammelten sich in Nürnberg mehrere schwarz gekleidete Menschen mit schwarzen arabischen Fahnen. Im Netz entflammten daraufhin Spekulationen über einen islamistischen Hintergrund. Das sagt die Polizei.
Am Tag nach der tödlichen Messerattacke in Solingen, zu dem sich der IS bekannte, tauchte auf der Plattform X ein Aufsehen erregendes Video aus Nürnberg auf. Es zeigt eine Gruppe schwarz gewandeter Menschen, die große Flaggen mit arabischer Aufschrift vor der Lorenzkirche schwenken. Eine "islamistische Provokation" nennt der Mann, der das Video gepostet hat, die Aktion.
Knapp 500 Kommentare finden sich bis Montagnachmittag (26. August 2024) unter dem Video. Ein Nutzer fasst in den Kommentaren die Tat von Solingen zusammen und führt fort: "Und am nächsten Tag kamen sie, um vor einer Kathedrale zu demonstrieren." Haben sich wirklich Islamisten vor der Nürnberger Lorenzkirche gezeigt? Das Polizeipräsidium Mittelfranken und die Stadt Nürnberg klären auf.
Gedenken an getötete Imame: Das hat es mit der Versammlung vor der Nürnberger Lorenzkirche auf sich
Tatsächlich handelte es sich um eine bei der Stadt ordnungsgemäß angemeldete Versammlung zwischen 9.30 und 11 Uhr. Das bestätigt ein Polizeisprecher im Gespräch mit inFranken.de. Einmal jährlich treffen sich demnach Menschen zum "Gedenktag Imam Hussein" und trauern um die zwölf getöteten Imame der schiitischen Religionsströmung Islam oder auch Zwölfer-Schia. Bis zu 50 Teilnehmende registrierte die Polizei, Störungen soll es keine gegeben haben.
Der Leiter des Direktoriums Bürgerservice, Digitales und Recht der Stadt Nürnberg Olaf Kuch fügt auf Anfrage hinzu: "Dieser Gedenktag wurde in der Vergangenheit regelmäßig als Trauerzug durchs Stadtgebiet durchgeführt, allerdings lief das als Veranstaltung nach der Straßenverkehrsordnung und nicht als Versammlung. Nach unserer Kenntnis gab es in den Vorjahren keine Probleme mit dieser Veranstaltung."
So habe kein rechtlicher Anlass bestanden, die Demo nicht zuzulassen. "Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit räumt jedermann ein, Versammlungen grundsätzlich jederzeit und überall durchzuführen." Veranstalter war ein islamisches Kulturzentrum beziehungsweise Verein. Die Schriftzeichen auf den Flaggen bedeuteten zudem lediglich die Namen der Verstorbenen, informiert die Polizei. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.