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Nürnberg: Riesige Massengräber aufgetaucht - Expertin liefert Erklärung


Autor: Lena Büttner

Nürnberg, Mittwoch, 21. Februar 2024

In Nürnberg machten Archäologen bei Bauarbeiten einen zufälligen, aber historischen Fund. Eine Expertin berichtet jetzt von den Einzelheiten: Acht Massengräber und Hunderte Tote seien wohl erst der Anfang.
Acht Massengräber haben die Experten entdeckt, klärt die Nürnberger Stadtarchäologin Melanie Langbein auf.


Archäologen machten in Nürnberg einen sensationellen Fund: Während vorbereitender Arbeiten für den Bau eines Pflegeheims im Nürnberger Stadtteil St. Johannis an der Ecke Brückenstraße/Großweidenmühlstraße wurde "einer der größten Pestfriedhöfe Deutschlands gefunden", berichtet die wbg Nürnberg GmbH in einer Pressemitteilung.

Im Vorfeld hielt sich das Immobilienunternehmen in einer Presseeinladung noch bedeckt und sprach von einem Fund mit "bundesweiter, wenn nicht sogar europaweiter Bedeutung". Auf einem Pressetermin äußerte sich nun auch eine Expertin sowie Oberbürgermeister Marcus König (CSU) offiziell zu den Details.

Massengräber in Nürnberg entdeckt - "wohl größter Pestfriedhof Deutschlands"

"Wir sind momentan auf dem Stand, dass wir acht Massengräber haben, die vermutlich in die 1630er Jahre gehören", berichtet Stadtarchäologin Melanie Langbein im Rahmen des Pressetermins. Über 700 Bestattungen aus drei Gräbern hätten bereits festgestellt werden können: "In der Hochrechnung werden wir wahrscheinlich auf weit über 1000 – möglicherweise auch weit darüber hinaus – Tote kommen", so Langbein. "Diese Toten liegen in mehreren Lagen in den acht Massengräbern." 

Des Weiteren erklärt die Stadtarchäologin: "In Anbetracht der Tatsache, dass wir in Nürnberg 1632/33 eine große Pestwelle hatten, mit über 15.000 Toten, ist es sehr, sehr naheliegend, dass es sich hier um Opfer aus dieser Pestepidemie handelt." Somit handle es sich "wohl um den größten ergrabenen Pestfriedhof Deutschlands", europaweit sei es bislang der zweitgrößte, berichtet sie im Gespräch mit News5, "wir sind aber noch nicht fertig". Alle menschlichen Überreste würden gesichert und archiviert werden. 

"Man merkt, dass Nürnberg eine sehr große und reichhaltige Geschichte hat und natürlich ist der Fund für uns sehr bedeutsam", so Oberbürgermeister König gegenüber News5. Mit dem Ort werde künftig würdevoll umgegangen. "In den Gräbern sind die sterblichen Überreste von Kindern und Alten, Männern und Frauen, der Pesttod hat weder vor Geschlecht noch vor Alter noch gesellschaftlichem Stand Halt gemacht", zitiert die wbg Nürnberg GmbH das Stadtoberhaupt. Das Seniorenheim werde nach wie vor errichtet, der Bauherr hoffe unter den gegebenen Umständen auf die Einhaltung des Zeitplans, dies sei jedoch noch nicht absehbar. Weitere Nachrichten aus Nürnberg kannst du in unserem Lokalressort lesen.