Auch zum zweiten Vorfall in der Nacht auf den 1. Dezember 2021 äußert sich der Künstler. "An diesem Tag war das Lokal geschlossen. Die Tür war zu. Im Innenraum waren zwei Mitarbeiter anwesend, mit denen ich die Planung der kommenden Zeit besprochen hatte", so Morich. Zusätzlich seien zwei Bekannte vor Ort gewesen, die "mir beim Umbau des Lokals helfen". Nach getaner Arbeit habe man "ein Getränk bei moderater Musiklautstärke" zu sich genommen. Um 02.34 Uhr hätten dann "sechs Beamte" geklopft und wären eingetreten. "Für die Anwesenden - auch für meine Mitarbeiter - wurde ein 'Platzverbot' ausgesprochen. Diese hatten den Raum umgehend zu verlassen", so Morich weiter.
Nur Privatparty in "Soundbar Mitte": So reagiert das Nürnberger Ordnungsamt
Es gebe seines Wissens, "keinerlei Beschwerden" wegen Ruhestörung in der Nachbarschaft. "Ich achte seit nunmehr 10 Jahren darauf, dass es durch den Betrieb des Clubs zu keinerlei Einschränkungen für umliegende Personen kommt", erklärt der "Mitte"-Betreiber. Der Vorwurf der „überlauten Musik“ basiere "lediglich auf der persönlichen Einschätzung der Beamten", meint er. Am 2. Dezember 2021 habe er die Eingangstüre des Lokals versiegelt vorgefunden, schreibt Morich. Eine fristgerechte Stellungnahme habe er eingereicht, eine Antwort sei "bis heute" ausgeblieben.
Auf die Äußerungen Morichs wollen auf Anfrage von inFranken.de weder das Polizeipräsidium Mittelfranken noch das Nürnberger Ordnungsamt konkret eingehen. "Es läuft ein Ermittlungsverfahren gegen den Betreiber. Er hat natürlich das Recht, sich zu den ihm gemachten Vorwürfen zu äußern, wir werden dazu allerdings keine öffentliche Stellungnahme abgeben", so ein Präsidiumssprecher. "Es wäre kein Verfahren eingeleitet worden, wenn wir den Eindruck gehabt hätten, es wäre eine reine private Feier", sagt der Sprecher. Robert Pollack, Leiter des Nürnberger Ordnungsamts, versichert, man habe elektronische Clubs in Nürnberg "nicht besonders auf dem Kieker". Auch für das Ordnungsamt habe es sich "aber nicht so dargestellt, als ob es eine geschlossene Gesellschaft war".
Es gehe nun "um sehr viel für die Soundbar Mitte", so Pollack. Es drohe ein Bußgeld von 5000 Euro und sogar der Entzug der Gaststättenerlaubnis. Im Frühjahr habe es einen aus Sicht der Behörde ähnlichen Fall der "unerlaubten Öffnung" gegeben, allerdings sei dies nicht zweimal vorgekommen, wie es das Ordnungsamt jetzt der "Mitte" vorwirft. Ein Formular zur Stellungnahme habe Morich zudem nicht ausgefüllt und zurückgeschickt, sagt Pollack.
"Nie die Absicht": "Mitte Soundbar"-Chef mit emotionalem Schreiben an Stammgäste
Lutz Morich hat nach den schweren Vorwürfen gegen ihn auch ein emotionales Statement in einem Schreiben an Stammgäste des Clubs, Freunde und Bekannte verfasst, das inFranken.de vorliegt. Was momentan über ihn geschrieben werde, habe wenig mit seiner "eigentlichen Mentalität" und der "Philosophie der mitte" zu tun, so Morich darin. Bis heute habe er mit den Behörden "konstruktiv zusammengearbeitet".
Der Club habe ihm die Möglichkeit gegeben, "Menschen zusammenzubringen" und diese "glücklich zu machen zu dürfen - allein mit Musik". Es sei stets sein Anspruch gewesen, seinen Club "unter Berücksichtigung der geltenden Regeln und im Dialog mit den verantwortlichen Behörden zu gestalten". Er werde die "Idee der mitte soundbar sicher nicht fahrlässig aufgeben". Morich verspricht den Gästen des Clubs, "alles mir mögliche dafür zu tun, die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass es nie die Absicht dieses Projekts oder von mir persönlich war, provokant oder gar rücksichtslos zu handeln".
Der Betreiber endet mit einem Aufruf: "Hoffen wir also miteinander, dass sich der Gedanke einer konstruktiven und zufriedenstellenden Lösung verwirklichen lässt, damit die liebenswerten Seelen dieser Stadt auch in Zukunft lächeln dürfen." Eine Schließung der "Mitte Soundbar", sie dürfte wohl nicht nur Morich selbst, sondern auch vielen Fans der elektronischen Musik in Nürnberg nach dem erneuten Corona-Shutdown einen weiteren schweren Dämpfer verpassen.