Druckartikel: Nürnberg: Klimaschützer kündigen Proteste bei Norisringrennen an - "wäre ein Supergau"

Nürnberg: Klimaschützer kündigen Proteste bei Norisringrennen an - "wäre ein Supergau"


Autor: Isabel Schaffner

Nürnberg, Donnerstag, 06. Juli 2023

Am Wochenende findet das Nürnberger Norisringrennen statt - für Oberbürgermeister König (CSU) ein "Aushängeschild" der Stadt. Mehrere Gruppen um Extinction Rebellion planen Gegendemonstrationen. Wie weit werden sie sich der Rennstrecke nähern?
Seit dem 18. Mai 1947 finden auf der Nürnberger Norisring-Strecke Fahrzeugrennen statt.


  • Nürnberger Norisringrennen findet am Wochenende statt
  • Extinction Rebellion (XR) und Fridays for Future planen Gegendemos
  • XR für Sitzblockaden bekannt - Veranstalter bangt um Menschenleben
  • Raddemo und Mahnwache - das haben die Klimaschützer vor

Das 80. Norisring-Rennen der Deutschen Touren-Meisterschaft (DTM) von Freitag (7. Juli 2023) bis Sonntag (9. Juli 2023) in Nürnberg soll wieder bis zu 140.000 Motorsport-Begeisterte auf die Ränge locken. Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sieht in dem Event einen hohen Stellenwert, doch wie inFranken.de im März berichtete, gibt es auch kritische Stimmen. So sehen verschiedene Umweltschutzgruppierungen Motorsportrennen als unverantwortlich in der heutigen Zeit an. Die Letzte Generation versuchte erst im April das Formel-E-Rennen in Berlin auf der Rennstrecke zu unterbinden. Extinction Rebellion fordert eine Absage, will am Wochenende protestieren und scheut generell auch nicht vor Sitzblockaden. Der zweite Vorstandsvorsitzende Jürgen Schielein des Motorsport Club Nürnberg e.V. (MCN) im ADAC will sich die etwaigen Folgen gar nicht ausmalen. 

Demo soll auf "schädliche Aspekte hinweisen" - Motorsport-Club verteidigt Nürnberger Norisringrennen

Mit den Slogans "Mit Vollgas in die Klimakatastrophe" und "Stoppt die DTM" ruft die Umweltschutzbewegung XR zu Gegendemonstrationen am Wochenende auf. Bei der Organisation der Proteste wirkten Fridays for Future, der Verkehrsclub Deutschland, BUND Naturschutz und autofrei leben mit, wie XR Nürnberg inFranken.de auf Anfrage erklärt. "Viele der schlagenden Argumente gegen dieses Rennen (zum Beispiel Verbrauch von 25.000 Litern Benzin auf der Rennstrecke, Abrieb Hunderter Reifen, Lärm, Luftverschmutzung) prallen an den Verantwortlichen (ADAC, Stadt Nürnberg) ab. Deswegen möchten wir dieses Jahr auch auf andere schädliche Aspekte des Rennens hinweisen", heißt es auf der Webseite.

XR bezeichnet die DTM als "Werbeveranstaltung für illegale Autorennen", da die 600-PS-"Unvernunftsfahrzeuge" gerne für die gefährlichen Rennen erworben würden. Zur Kritik an der Klimaschädlichkeit entgegnet Schielein im Gespräch mit inFranken.de: "Wir haben eine ganz andere Meinung. Wir sind sehr unglücklich darüber, dass uns unterstellt wird, dass wir Greenwashing-Kampagnen machen. Wir nehmen das alles sehr, sehr ernst." Neben den Emissionen für die Anreisen stelle das tatsächliche Rennen nur einen kleinen Bruchteil dar. Es werde "sehr viel Geld" investiert, den Transport des Publikums zur Rennstrecke zu organisieren. So sei das VGN-Ticket beispielsweise im Ticket enthalten. 

Der DTM wirbt mit "umweltschonendem Kraftstoff", Fahrradparkplätzen oder kostenlosen Wasserspendern, um Plastikmüll zu reduzieren. "Fahrradständer und Recyclinggeschirr vermeiden kein einziges Gramm Treibhausgas auf der Rennstrecke. Und die für die Zukunft propagierten E-Fuels als Kraftstoffe sind erwiesenermaßen nicht nachhaltig", schreibt XR hierzu. Schielein respektiere die Demonstrationsfreiheit, die Vorstellung, es könnte eine Sitzblockade oder gar eine Klebeaktion auf der Rennstrecke stattfinden, bereite ihm aber Sorgen. "Es wäre ein Super-Gau, wenn sich jemand verletzten würde. Es ist brandgefährlich, sich auf Autorennstrecken festzukleben." Die Security sei personell gut aufgestellt und vorbereitet.

"Fahren unter der Rennstrecke durch" - Extinction Rebellion verrät Demo-Pläne

Welche Aktionen sind offiziell geplant? Am Freitag (7. Juli) werde ab 17 Uhr die sogenannte Cycling Rebellion (ab Opernhaus), die einmal im Monat stattfinde, zum ADAC (als Veranstalter der DTM) und zur Rennstrecke führen. Die Veranstaltung sei angemeldet, so XR gegenüber inFranken.de.

Am Sonntag (9. Juli 2023) gibt es von 9.30 bis 13.30 Uhr eine Mahnwache Am Norisring, Ecke Regensburger Straße/Hans-Kalb-Straße. Von 11.30 bis 13.30 Uhr ist zudem eine Rad-Demo ab der Hans-Kalb-Straße, südlich der Kreuzung Hans-Kalb-Straße/Ecke Regensburger Straße mit zehnminütiger Auftaktkundgebung angekündigt.

Bezüglich der geplanten Nähe zur Nürnberger Rennstrecke stellt die Gruppe klar: "Wir fahren unter der Rennstrecke durch. Es ist uns nicht so wichtig, möglichst nah an der Rennstrecke vorbeizufahren. Uns geht es bei der Raddemo darum, zu zeigen, dass an diesem Wochenende auch andere Ereignisse wie zum Beispiel ein Radrennen möglich und vorstellbar wären. Ein Rennen ohne Abgase und Schmutz, vielleicht sogar ein Rennen, bei dem alle mitmachen können und es gar nicht so wichtig ist, ob Menschen am Ende die schnellsten waren. Inklusiv, bunt und vielfältig auf einem Verkehrsmittel, was wirklich nachhaltig und zukunftsgewandt ist." Weitere Nachrichten aus Nürnberg findest du auf unserer Übersichtsseite.