In Nürnberg können Vorstrafen im Register schnell den Traumjob verhageln. Denn wie die Studie einer Berliner IT-Firma zeigt, wollen Unternehmen hier überdurchschnittlich oft das Führungszeugnis sehen - schon bei der Bewerbung.
- Führungszeugnis beantragen: Das müssen Jobsuchende in Nürnberg besonders oft
- Unternehmen fordern laut neuer Analyse häufig Vorstrafenregister an
- Nürnberg auf Platz 4 der 20 größten deutschen Städte: München hingegen auf dem vorletzten Rang
- Eine Stadt sticht besonders hervor: Hier wollen fast fünf Prozent aller Firmen ein Führungszeugnis sehen
In Nürnberg wollen überdurchschnittlich viele Unternehmen bereits bei der Bewerbung das Führungszeugnis der oder des Jobsuchenden sehen. Das hat die "Job-Analyse" der Berliner IT-Firma "Business Keeper" ergeben. Dafür hätten Mitarbeitende vom 02. bis 06. August 2021 auf der Jobbörse Indeed "die Anzahl an Jobs sowie die Anzahl an Stellenanzeigen, in denen Führungszeugnis erwähnt wurde", untersucht, schreibt das Unternehmen in dem zugehörigen Bericht.
Nürnberg: Unternehmen fordern überdurchschnittlich oft das Führungszeugnis
Die Frankenmetropole Nürnberg sticht in der Analyse besonders hervor, weil Unternehmen in den untersuchten Stellenanzeigen besonders häufig ein Führungszeugnis mit angefordert hatten. Von insgesamt 8769 angebotenen Jobs, die ausgeschrieben waren, wurde das Vorstrafenregister insgesamt 186 Mal angefordert. Das ergibt einen Anteil von 2,13 Prozent - klingt zunächst wenig, ist aber im bundesweiten Vergleich viel.
In der zweiten analysierten bayerischen Großstadt München war dies etwa nur bei 0,75 Prozent aller Ausschreibungen der Fall. Damit liegt die Landeshauptstadt beim Ranking auf Platz 19. Seltener wollten sich Unternehmen nur in Stuttgart (0,56 Prozent) von einer "weißen Weste" ihrer potenziellen künftigen Mitarbeitenden überzeugen.
Die Spitzenplätze der Untersuchung bilden Essen im Ruhrgebiet und die beiden sächsischen Großstädte Dresden und Leipzig. In Essen wurde laut den Zahlen von "Business Keeper" in ganzen 4,59 Prozent aller Jobausschreibungen ein Führungszeugnis gefordert. In Dresden war dies bei 2,53 Prozent aller Stellenausschreibungen der Fall, in Leipzig bei 2,3 Prozent.
Führungszeugnis beantragen: So geht es online, persönlich und schriftlich
"Ein Führungszeugnis gibt Arbeitgebern Auskunft über mögliche Vorstrafen und Verfehlungen von Bewerber*innen und wird nicht nur bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sondern auch häufig in der Versicherungswirtschaft und bei Firmen aus dem Sicherheitsbereich gefordert. Zusätzlich gibt es für Beamte ein spezielles Führungszeugnis", wird Kai Leisering, Geschäftsführer von "Business Keeper" in einer Pressemitteilung zitiert.
Insgesamt liege der durchschnittliche Anteil an Stellenanzeigen mit verpflichtendem Führungszeugnis bei 1,6 Prozent, heißt es. Über diesem Schnitt liegen neben Essen, Nürnberg, Dresden und Leipzig auch Duisburg und Berlin. Wer ein Führungszeugnis beantragen möchte oder für eine Bewerbung muss, kann dies jederzeit tun. "Das Führungszeugnis ist durch die betroffene Person persönlich unter Vorlage des Personalausweises oder Reisepasses bei der örtlichen Meldebehörde oder über das Online-Portal des Bundesamts für Justiz (...) zu beantragen", wie das Bundesamt für Justiz erklärt. Das Mindestalter für die Beantragung liegt bei 14 Jahren.