Nürnberg
Fortbewegungsmittel

Nürnberg: Elektro-Scooter erobern die Stadt - gespaltene Meinungen bei SPD, CSU und Grünen

E-Tretroller sind neu, hip und bringen Spaß beim Fahren. Kritik kommt vom Nürnberger Verkehrsplanungsamt sowie von einigen Politikern. Viele sind aber auch begeistert von der neuen Technologie.
So sehen die neuen E-Roller in Nürnberg aus. Die Meinungen zu dem Fortbewegungsmittel gehen stark auseinander. Foto: Nikolas Pelke
So sehen die neuen E-Roller in Nürnberg aus. Die Meinungen zu dem Fortbewegungsmittel gehen stark auseinander. Foto: Nikolas Pelke

Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier. Veränderungen spalten die Menschen meistens in zwei Lager. Die einen freuen sich, die anderen ärgern sich. Das ist beim elektrischen Tretroller kaum anders. Seit wenigen Wochen können die E-Scooter in Nürnberg ausgeliehen werden. Wer ein Smartphone bedienen, die entsprechende Software installieren und ein paar Euro investieren kann, braust inzwischen immer häufiger mit den batteriebetriebenen Flitzern.

Immer noch neugierige Blicke: Nürnberger finden E-Roller spannend

Mittlerweile gehören die motorisierten Tretroller fast schon zum Stadtbild dazu. Hier saust einer zur Arbeit, dort kurvt einer ins Kino. Meistens haben die Roller-Fahrer auf ihren Gefährten ein Lächeln im Gesicht. Nach dem Motto: Juhu, ich fahre E-Roller! Immer (noch) ziehen die Roller-Fahrer neugierige Blicke der Passanten auf sich. Das ist die positive Seite. Erst vor Kurzem startete ein E-Scooter-Verleiher sein Projekt in Nürnberg.

Kritik am E-Scooter: Stadt sieht Fortbewegungsmittel "sehr kritisch"

Die andere Fraktion sieht die neuen Flitzer dagegen skeptisch. Oberster Bedenkenträger scheint ausgerechnet die Stadt selbst zu sein. Robert Wunder, Vizechef des städtischen Verkehrsplanungsamts, sieht die neuen Fortbewegungsmittel "sehr kritisch" . Warum? Weil Wunder eine "Kannibalisierung der umweltfreundlichen Verkehrsmittel" befürchtet. Nach dem Motto: Wer geht jetzt schon noch zu Fuß? Und noch schlimmer: Wer fährt jetzt noch mit den städtischen Bussen, Metro- und Trambahnen? Dass die Nürnberger das Auto in der Garage stehen lassen und stattdessen auf den vermeintlich umweltfreundlichen Leihroller umsteigen, dieses Szenario hält Robert Wunder für "unwahrscheinlich".

Neuer OB-Kandidat Brehm kritisiert: Keine Reduzierung der Autos

Unterstützung bekommt Wunder in seiner Skepsis von Thorsten Brehm, dem OB-Kandidaten der SPD für Nürnberg. "Meiner Einschätzung nach werden E-Roller vor allem in der Freizeit genutzt und leisten damit keinen nennenswerten Beitrag dazu, die Zahl der Autos in der Stadt zu reduzieren", ist sich Brehm sicher.

Grüne Osgyan: "Ohne Auto schnell von A nach B kommen"

Das sieht Verena Osgyan, grüne Landtagsabgeordnete und OB-Kandidatin aus und für Nürnberg, völlig anders. "E-Scooter sind eine schöne Möglichkeit auch ohne Auto schnell und unkompliziert von A nach B zu kommen", sagt Osgyan am Mittwoch gegenüber inFranken.de. Außerdem mache das Fahren mit den Rollern einfach Spaß. "Daher begrüße ich die E-Roller grundsätzlich als interessante zusätzliche Alternative."

Kritikpunkt: Rollerverleiher müssen nachhaltiger arbeiten

Einen kleines Haar in der rosigen Roller-Suppe hat die grüne OB-Kandidatin freilich gefunden. Osgyan wolle die Rollerverleiher dazu bringen, nachhaltig zu arbeiten und beispielsweise dafür zu sorgen, dass die Roller "nicht nach kurzer Zeit wieder verschrottet" werden. Während sich die Grünen schon Sorgen um die umweltbewusste Entsorgung der funkelnagelneuen Gefährte machen, weisen andere auf die Unfallgefahren hin. Wieder andere ärgern sich über wild parkende E-Roller und geben meistens dem Roller und nicht dem Fahrer dafür die Schuld.

CSU-Fraktionsvorsitzender Marcus König fordert mehr Zuversicht

Der CSU-Fraktionsvorsitzende und OB-Kandidat für Nürnberg, Marcus König, fordert dagegen mehr Zuversicht in die Zukunft. "Wären die Menschen bei der Eisenbahn (Adler!), dem Auto oder den E-Bikes auch so grundskeptisch gewesen, hätte wir lange keine solchen Innovations- und Wohlstandssprünge machen können", ist sich ein optimistischer Marcus König sicher. Der CSU-Spitzenkandidat rät den Nürnberger daher zu mehr Gelassenheit. Königs Tipp lautet: "Ruhig bleiben!" Regeln müssten beim E-Roller ebenfalls beachtet werden. Nach dem Motto: Die befürchtete Anarchie wird auch beim E-Roller nicht einsetzen.

Polizei zieht Bilanz: Bisher keine Auffälligkeiten durch E-Roller

Unterstützung in dieser gelassenen Haltung bekommt König ausgerechnet von der Polizei. "Die polizeilichen Erfahrungen sind bisher, was das Unfallszenario betrifft, als unauffällig zu bezeichnen", sagt Elke Schönwald vom mittelfränkischen Polizeipräsidium in Nürnberg. Augenfällig sei jedoch die mangelnde Rechtskenntnis bei vielen Benutzern. Anfänglich seien laut Schönwald überproportional viele Trunkenheitsfahrten mit E-Scootern registriert worden. Die neuen E-Roller sind als Kraftfahrzeug eingestuft. Für Scooter-Fahrer gelten somit die bekannten Promillegrenzen für Kraftfahrzeuge. Beim Polizeipräsidium Mittelfranken wurden seien bislang drei Verkehrsunfälle und 37 Trunkenheitsfahrten mit den E-Rollern registriert worden.