Nürnberg: Autozulieferer Leoni meldet über 50 Millionen Euro Verlust - "Der perfekte Sturm"
Autor: Daniel Krüger
Nürnberg, Mittwoch, 16. November 2022
Der Nürnberger Autozulieferer Leoni meldet für das dritte Quartal einen Verlust von 56 Millionen Euro. Das Unternehmen spricht vom "perfekten Sturm" in der Automobilbranche.
- Nürnberg: Autozulieferer Leoni mit Verlust in zweistelliger Millionenhöhe
- "Der perfekte Sturm": Vorstandsvorsitzender erklärt Lage der Branche
- Inflation, Lieferketten, Materialkosten: Leoni kämpft mit großen Herausforderungen
- Auf einem Standort in Franken liegt große Hoffnung
Der Nürnberger Autozulieferer Leoni hat die Ergebniszahlen für das dritte Quartal veröffentlicht - das Unternehmen vermeldet einen Verlust von fast 60 Millionen Euro. Bereits Anfang November hatte Leoni eine düstere Prognose für den Abschluss des Geschäftsjahrs 2022 gestellt. Auf einem Standort in Franken liegt jetzt die große Hoffnung des fränkischen Konzerns.
Update vom 15.11.2022: "Der perfekte Sturm" - Autozulieferer Leoni mit dramatischem Quartalsergebnis
"Hinter Leoni liegt ein schwieriges 3. Quartal. Nicht zu Unrecht sprechen Experten vom perfekten Sturm, mit dem sich die Branche der Autozulieferer konfrontiert sieht", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens vom Dienstag (15. November 2022). Herausforderungen für den Nürnberger Autozulieferer seien etwa "breite Inflation von Material über Logistik und Energie bis zu Löhnen, gestresste Lieferketten, volatile Produktabrufe", gewesen.
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"All das hinterlässt Spuren. Umso entschlossener setzen wir den eingeschlagenen Kurs der Gesundung von Leoni fort. Wir halten strikte Kostenkontrolle, führen intensive Gespräche mit unseren Kunden und investieren in unsere Zukunft", wird der Leoni-Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper zitiert. Zwar habe sich der Konzernumsatz im dritten Quartal mit 955 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr (893 Millionen Euro) "deutlich erhöht". Der Gewinn (EBIT) vor Sondereffekten der fortgeführten Geschäftsbereiche sei im Quartal hingegen "deutlich gesunken" auf zwar auf minus 56 Millionen Euro.
Im Vorjahr sei es noch ein Verlust von lediglich drei Millionen Euro gewesen. Das schlechte Ergebnis sei insbesondere auf "noch nicht vollständig weitergegebene gestiegene Rohmaterial- und Logistikkosten" sowie auf Schwankungen bei den Abrufen und Rückstellungen wegen der hohen Inflation zurückzuführen, heißt es. In den ersten neun Monaten des Jahres vermeldet Leoni einen Gesamtverlust von 86 Millionen Euro. Hohe Erwartungen setzt man bei dem Autozulieferer auf das neue Innovation Industrialization Center (IIC) in Kitzingen. Dies stärke "Leonis Stellung als Innovationspartner der Automobilindustrie". Aus dem Verkauf des Kabel-Geschäftsbereichs im vierten Quartal erwarte das Unternehmen eine zusätzliche Erhöhung der liquiden Mittel.
Erstmeldung vom 3.11.2022: Leoni erwartet Verlust in zweistelliger Millionenhöhe - und nennt Auslöser
Demzufolge erwarte Leoni laut den vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal 2022 einen von Sondereffekten bereinigten Gewinn vor Steuern von minus 71 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum 2021 habe der Verlust noch bei 20 Millionen Euro gelegen, teilt der Autozulieferer mit. Der Konzernumsatz lag laut Leoni hingegen im dritten Quartal 2022 rund 7 Prozent über dem Vorjahr.
Hintergrund seien unter anderem "deutliches Umsatzwachstum in der Wiring Systems Division (WSD)" (Anm. d. Red.: Bordnetzsysteme und Fahrzeugkomponenten) sowie "positive Effekte aus der Weiterbelastung von Kupferpreissteigerungen an Kunden" und Währungsumrechnungen. Dagegen habe es einen "deutlichen Rückgang des Umsatzes der fortgeführten Geschäftsbereiche in der Wire & Cable Solutions Division" (Kabel und Kabelbäume) gegeben.