"Weichen sind gestellt": Fränkischer Autozulieferer erhält grünes Licht für umstrittenen Sanierungsplan

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Nürnberg: Autozulieferer Leoni erhält grünes Licht für umstrittenen Sanierungsplan
Der Autozulieferer Leoni aus Nürnberg will nachhaltig zu finanzieller Stabilität zurückfinden.
Autozulieferer, Fabrik, Produktion, Fertigung
Martin Schutt/dpa (Symbolbild)
Der Autozulieferer Leoni aus Nürnberg will nachhaltig zu finanzieller Stabilität zurückfinden.
Die Zentrale der Leoni AG in Nürnberg
Leoni AG

Der Nürnberger Autozulieferer Leoni kann sein Sanierungskonzept wie geplant umsetzen. Das Unternehmen hat für seinen teils heftig kritisierten Restrukturierungsplan die erforderlichen Mehrheiten erhalten.

Der wirtschaftlich angeschlagene Kabelspezialist und Automobilzulieferer Leoni kann sein ins Auge gefasstes Sanierungskonzept in die Tat umsetzen. "Der Restrukturierungsplan der Leoni AG hat heute im Rahmen eines gerichtlichen Erörterungs- und Abstimmungstermins die Zustimmung der erforderlichen Mehrheiten erhalten", hält das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg am Mittwoch (31. Mai 2023) in einer Pressemitteilung fest. "Damit sind die Weichen für eine erfolgreiche Umsetzung des Restrukturierungskonzeptes gestellt."

Leoni beschäftigt gegenwärtig rund 100.000 Mitarbeiter. Die Aktiengesellschaft befindet sich seit geraumer Zeit in finanzieller Schieflage. Um die ökonomische Talfahrt zu beenden, haben die Verantwortlichen ein entsprechendes Sanierungskonzept erarbeitet. Der Plan umfasst einen vollständigen Wertverfall des Aktienbesitzes. Die Folge: Die Aktionäre des fränkischen Zulieferers würden damit ihr gesamtes in Leoni investiertes Geld verlieren - entsprechend groß fällt der Widerstand von dieser Seite aus. Mittelfristig soll Leoni dem Konzept zufolge komplett von der Börse verschwinden. 

Nürnberg: Autozulieferer Leoni will Krise überwinden - Konzept darf umgesetzt werden

Das vor wenigen Wochen beschlossene Sanierungskonzept soll die Zukunft des wirtschaftlich schwer gebeutelten Unternehmens gewährleisten. Das Paket sieht neben dem kompletten Kapitalschnitt für die Aktionäre auch einen Teilverzicht der Gläubigerbanken und die Übernahme durch den österreichischen Großaktionär Stefan Pierer vor. "Das Restrukturierungsgericht Nürnberg hat den noch benötigten Planfeststellungsbeschluss für den 21. Juni 2023 angekündigt", teilt der Autozulieferer nun in seiner aktuellen Presseerklärung mit.

"Leoni kann dann die finanzielle Sanierung plangemäß weiter vorantreiben", heißt es darin. Diese sehe mit einer von Stefan Pierer gehaltenen Beteiligungsgesellschaft "einen starken strategischen Eigentümer" für das Unternehmen vor. Leoni werde wesentlich entschuldet und mit frischer Liquidität ausgestattet, die Finanzierung bis Ende 2026 werde sichergestellt.

"Mit dem Restrukturierungsplan kehrt Leoni finanziell nachhaltig zur Stabilität zurück und kann somit in den kommenden Jahren ihre operative Gesundung fortsetzen", wird Hans-Joachim Ziems, Vorstandssprecher und Chief Restructuring Officer, in der Mitteilung zitiert. 

Leoni: Plan sieht "erhebliche Sanierungsbeiträge" von Fremd- und Eigenkapitalgebern vor

Nach Unternehmensangaben sieht das beschlossene Konzept "erhebliche Sanierungsbeiträge" von Fremd- und Eigenkapitalgebern vor. "Die finanzielle Sanierung betrifft ausschließlich die Leoni AG, nicht aber ihre Tochtergesellschaften, deren Lieferanten, Kunden und Mitarbeitende", betont der Nürnberger Kabelspezialist.

Das Unternehmen wende dabei das sogenannte Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz an. Dessen Instrumente können laut dem Bundesjustizministerium seit 2021 von Unternehmen zur nachhaltigen Beseitigung einer drohenden Zahlungsunfähigkeit in Anspruch genommen werden.

 Für das vergangene Geschäftsjahr rechnete das angeschlagene Unternehmen indessen zuletzt mit Wertberichtigungen im hohen dreistelligen Millionenbereich. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und der Region gibt es in unserem Lokal-Ressort.