Bestimmte Arzneimittel sind zur Zeit Mangelware in Deutschland. Der Grund: Lieferengpässe. Bei Schmerzmitteln für Kinder ist das Problem besonders groß. Die Nürnberger Apothekerin Margit Schlenk hat deshalb bereits begonnen, selbst welche herzustellen. Sie sagt: "Die Probleme nehmen Ausmaße an, die bedenklich sind".
- Nürnberger Apothekerin schildert Lieferprobleme bei Kinder-Medikamenten
- Besonders betroffen: Fiebersäfte und Nasensprays
- Inhaberin der Moritz-Apotheke muss Schmerzmittel teils selbst herstellen
- "Das System ist totgespart": Fachapothekerin übt scharfe Kritik an Politik
Lieferengpässe bei Arzneimitteln machen Apotheken in ganz Deutschland seit einiger Zeit zu schaffen. Bundesweit sind derzeit etwa 260 Medikamente nicht lieferbar. "Betroffen sind aktuell Fieberschmerzmittel und Fiebersäfte mit Ibuprofen und Paracetamol", erklärt Margit Schlenk, Inhaberin der Moritz-Apotheke in Nürnberg-Laufamholz, gegenüber inFranken.de. Zudem gebe es einen angekündigten Lieferengpass bei Kindernasensprays. "Die Probleme nehmen Ausmaße an, die bedenklich sind."
Nürnberg: Apothekerin schildert Lieferengpässe bei Fiebersäften und Nasensprays für Kinder
Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) können Lieferengpässe ganz verschiedene Ursachen haben. Demnach sind oft Produktionsprobleme der Auslöser - etwa, wenn Herstellungsprozesse umgestellt werden. Das Bundesinstitut listet aktuell (Stand: 6. Juli 2022) 251 Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland auf. Zu Engpässen könne es insbesondere kommen, wenn es für einen Wirkstoff nur einen oder sehr wenige Hersteller gibt.
Margit Schlenk von der Moritz-Apotheke, die zugleich die Pressesprecherin der Nürnberger Apotheken ist, sieht das Problem vor allem in der Logistik. "Es kommt einfach immer mehr zutage, dass Lieferketten und Produktion nicht mehr funktionieren", sagt sie im Gespräch mit inFranken.de. Ihr zufolge werden derzeit in erster Linie Schmerzmittel für Kinder knapp. "Wir haben jetzt schon Fiebersäfte, Ibuprofen- und Paracetamol-Säfte selbst hergestellt."
Vorsorglich habe sich ihre Apotheke auch mit dem Wirkstoff bevorratet, der in Nasensprays zum Einsatz kommt. Dies sei wichtig, "damit wir im Herbst auch Kindersprays selbst herstellen können." Alle zu Verfügungen stehenden Ressourcen würden ausgeschöpft - nicht zuletzt in Hinblick auf die kleineren Patienten. "Ein Kind mit Schmerzen ist das Schlimmste, was wir haben können", erklärt die Fachapothekerin für Offizinpharmazie.
"Das System ist totgespart": Apothekerin übt scharfe Kritik an deutscher Gesundheitspolitik
Die Ursachen für die Engpässe der Arzneimittel seien unterschiedlicher Natur. "Das hat die verschiedenste Gründe", berichtet Schlenk. Ein Zusammenhang besteht laut ihrer Schilderung etwa mit dem Herstellungsort. "Das System ist totgespart", moniert die Nürnberger Apothekerin. "Die Wirkstoffproduktion findet im Ausland statt." So erfolgt der Großteil der Fertigung nicht in Europa, sondern in Asien. Komme es dann etwa in Indien oder China zu einem Produktionsausfall, wirke sich dies auch auf die Verfügbarkeit in Deutschland auf.
Schlenk übt überdies scharfe Kritik an der deutschen Gesundheitspolitik. Ein von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplantes Spargesetz sieht demnach finanzielle Einschnitte für die Apotheken vor. "Die angedrohten Honorarkürzungen sind existenzbedrohend", betont Schlenk. Sie spricht von fünfstelligen Eurobeträgen, die jeder Apotheke fehlen würden. Der "Spar-Wahn" im Gesundheitssystem schreibe letztlich immer günstigere Preise für Generika (Nachahmerpräparate von Arzneimitteln) vor.
Das sind unhaltbare Zustände, aber noch schlimmer ist, dass das kein neues Problem ist, welches nun kurzfristig durch den Krieg in der Ukraine ausgelost wurde und das man nun eben beseitigen muss. Das war auch vor Corona schon da. Habe selbst schon ein Vierteljahr ein Medikament nicht bekommen, weil einfach nicht zu beschaffen. Auch keine andere Firma mit selbem Wirkstoff, wie manchmal angeboten. Kinder mit Schmerzen sind schwer verkraftbar, wenn man nicht helfen kann, aber auch ältere Menschen nehmen ihre Medikamente auch nicht zum Spaß. Wir sind so abhängig von China und Indien, dass es noch viel schlimmer kommen kann, falls diese Staaten im Gegenzug für billige Rohstoffe aus Russland und einen Gefallen für Putin, Europa nicht mehr beliefern wollen. Die kritische Infrastruktur und Produktion müsste wieder mehr ins Inland verlegt werden. Und damit das nicht zu teuer wird, ist eine grundlegende Entkopplung der Sozialkosten von den Lohnkosten notwendig. Wie das genau zu bewerkstelligen ist, kann ich auf Anhieb auch nicht sagen, aber die Regierung hat zig Minister, Berater usw., die das 10 bis 100 fache meines Lohns bekommen. Da könnten auch doppelt so gute Ideen kommen. So wie das derzeit läuft, finanzieren die Arbeitenden mit hohen Lohnkosten und superhohen Abgaben vom Lohn ein Sozialsystem in das eine ungebremste Einwanderung stattfindet. Kein Wunder, dass sich überall Riesenlücken auftun, die Menschen von ihrem Lohn kaum noch leben können und statt einer Reform das Prinzip Fördern und Fordern abgeschafft wurde, damit niemand sich durch den Zwang, etwas zur Gemeinschaft beizutragen den Tag verderben lassen muss.